Der Steinhoff Kurs
Nach meiner letzten Sperrung habe ich eine ernste Frage:
Wie kann man einem normalen, durchschnittlich intelligenten Menschen klarmachen, dass eine Aktiengesellschaft wie Steinhoff, deren Börsenkapitalisierung noch vor kurzem bei über € 21 Milliarden lag, jetzt gerade noch € 0.16 wert sein soll? Es ist schon erstaunlich, was dort seit Wochen und Monaten passiert: bei guten Nachrichten steigt der Kurs nicht, wie man erwarten könnte, bei schlechten Nachrichten wird der Kurs heruntergeprügelt. Bei Steinhoff sucht man permanent nach dem berühmten Haar in der Suppe und wo man kein Haar findet, erfindet man eins. Gerade Steinhoff ist ein Musterbeispiel dafür. Aufgrund der neuen Nachricht, dass der Hauptsitz der beiden im österreichischen Brunn ansässigen Steinhoff-Konzerngesellschaften, nämlich der Steinhoff Europe AG und der Steinhoff Finance Holding GmbH, nach Großbritannien verlagert werden, hat sich der Kurs der Aktie kaum bewegt. Ich gehe aber davon aus, dass eine Sitzverlegung vernünftigerweise nur bedeuten kann, dass diese strategische Maßnahme zum Vorteil der Gesellschaft gereichen muss, sei es aus haftungsrechtlichen, steuerlichen, oder Produktivitätsüberlegungen heraus, also eine positive Nachricht. Diese Vorteile werden an der Börse nicht gewürdigt. Stattdessen wartet man auf Nachrichten von Hemisphäre. Auf was wartet man da eigentlich, dass alles gut geht und die Gläubiger stillhalten? Aber das ist m. E. doch schon längst eingepreist. Es ist auffallend, dass bei vielen hochkapitalisierten Gesellschaften, wozu auch hoch verschuldete Firmen wie Tesla usw. gehören, ausschliesslich die Zukunft gehandelt wird und die Zahlen keine Rolle spielen. Bei Steinhoff ist das anders, dort sieht man offensichtlich vom Markt her keine Zukunft für die Gesellschaft, und die nicht vorhandenen Zahlen spielen eine besonders grosse Rolle, um die Aktie abzustrafen. Dies ist vor allem im Hinblick darauf interessant, als zum Beispiel der Börsendienst «Der Aktionär» schon seit Monaten Tesla zum Kauf empfiehlt, während vom Kauf von Steinhoff-Aktien immer wieder strikt abgeraten worden ist. Wie schon einmal erwähnt, hat Tesla noch niemals Gewinne oder einen positiven Cashflow erzielt und wird auch vermutlich in naher Zukunft keine erzielen. Tesla liefert extrem schlechte Unternehmenszahlen, sowie überzogene Zukunftsaussichten und wird sich noch massiv weiter verschulden, zumal weltweit der Fokus auf die Produktion von Elektroautos zunimmt, wobei China und auch die grossen deutschen Automobilkonzerne eine bedeutende Rolle spielen. Steinhoff dagegen hat in früheren Zeiten immerhin gute Gewinne und Dividenden erwirtschaftet. Aber um noch einmal auf die Marktkapitalisierung von Steinhoff zurückzukommen: Steinhoff wird heute mit gerade einmal € 670 Millionen bewertet. Das ist weniger als das allerschlechteste Ramsch bzw. Insolvenzniveau, was man sich bei einem bisher global erfolgreich tätigen Handelsriesen vorstellen kann. Das wäre, als würde man ein Mehrfamilienhaus in einer Grossstadt im Wert von € 20 Millionen für nur € 670’000 anbieten. Aber wenn keiner dieses Haus haben will, würde es vermutlich auch keine geschenkt haben wollen. So verhält es sich derzeit auch mit den Steinhoff-Aktien, keiner will sie haben und daher genügen auch kleine Stückzahlen im Verkauf und Handel, um den Aktienkurs nach unten zu prügeln. Der Chefredakteur von Aktien Telegramm, Richard Straube, erwähnte heute eine Weisheit des alten Börsenphilosophen Kostolany, nämlich dass Hund- und Herr-Prinzip. Hier würde anschaulich beschrieben werden, wie die Aktienkurse um den inneren Wert schwanken. Es heisst dort: Stellen Sie sich einfach einen Mann vor, der die Strasse entlang geht. Der Mann symbolisiert den inneren Wert eines Qualitätsunternehmens. Dieser innere Wert wächst mit der Zeit gleichmässig an. Der Hund jedoch steht für die Bewegung der Aktienkurse. Er springt wild hin und her, läuft ein Stück voraus, kommt dann zu seinem Herrn zurück, der vorher in die andere Richtung stimmt. Was man daraus lernen soll ist Folgendes: Man soll Aktien immer dann kaufen, wenn der Hund gerade zurückgeblieben ist. Das bedeutet, man soll ausschliesslich dann kaufen, wenn die Aktienkurse gerade unter dem eigentlichen Wert des Unternehmens liegen. Es besteht deutliches Aufholpotenzial, wenn man zu einem günstigen Zeitpunkt einsteigt. Denn schliesslich wird jeder Hund zu seinem Herrn zurückkehren und sogar wieder vorauslaufen. Und dann kauft man am besten Aktien, bei denen der Herr besonders schnell unterwegs ist. Für uns Kleinanleger bedeutet das: Wir kaufen am besten Aktien von Unternehmen, bei denen der innere Wert besonders schnell wachsen könnte, vor allem, nachdem alles Negative im Kurs eingepreist ist. Vielleicht kann mir irgendjemand im Forum erklären, wie man das krasse Missverhältnis zwischen dem inneren Wert und dem derzeitigen Aktienkurs von Steinhoff einem normalen, durchschnittlich intelligenten Menschen erklären kann. Denn jeder vernünftige Mensch wird sich sagen: Bei einem derart hohen Missverhältnis zwischen früherer Kapitalisierung und jetzt, da muss ja etwas oberfaul sein, also besser nicht kaufen!
Vielleicht werde ich jetzt wieder gesperrt, diesmal, weil auch dieser Beitrag zu lang ist.
Schönen Tag noch…