Wie geht es weiter mit Steinhoff?
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal anknüpfen an das, was Gertrude Hussla in dem Artikel über Steinhoff International im Handelsblatt vom 19.07.2018, am Ende ihres Artikels sagt:
„Das jetzt noch errechnete Vermögen von 3,8 Milliarden Euro wäre dann rasch dahingeschmolzen.“
Wenn das errechnete Vermögen nach eigenen Recherchen des Handelsblattes derzeit sogar bei 3,8 Mrd. € liegt, dann müsste der Aktienkurs m. E, bei über € 0,90 (und nicht nur, wie in einem früheren Artikel veröffentlicht bei 0,58 €) liegen.
Man weiß allerdings, dass alleine die ca. 70% ige Beteiligung von STAR in Südafri-ka ca. 4,5 Mrd. € wert sein soll. Das würde einen Aktienkurs von über 1 Euro pro Aktie rechtfertigen.
Wieviel die anderen ca. 700 Tochtergesellschaften und Beteiligungen weltweit wert sind, kann man ohne Vorlage von Bilanzen nicht einmal annähernd schätzen. Dass sie aber mehr wert sind als 0, davon kann man m. E. ausgehen.
Das hätte das Handelsblatt vor dem Artikel besser ermittelt.
Immerhin hat man zwei Verlustbringer mit allen Verbindlichkeiten, nämlich Poco und Kika/Leiner abstoßen können. Das wird sich natürlich erst in den kommenden Bilanzen auswirken.
Die größten Feinde einer Aktiengesellschaft heute sind Hedgefonds. Wenn die erst Mehrheiten und damit einmal das Sagen übernommen haben, sind Zerschla-gungsverdächtigungen nicht ganz abwegig.
Man sieht das bei Thyssen Krupp. Die personellen Veränderungen auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene sind hinlänglich bekannt. Nach der Bekanntgabe, dass zwei der führenden Hedgefonds, die Mehrheit der Aktien besitzen, Druck machen und den Konzern zerschlagen wollen, stieg die Aktie um 10% an einem Tag. Gegen eine solche Zerschlagung wehren sich diverse Politiker und einflussreiche Leute, aber bei Steinhoff scheint das niemanden zu interessieren, nicht einmal die Füh-rung von Steinhoff unternimmt etwas gegen den mit den falschen Gerüchten ein-hergehenden Kursverfall.
Das ist besonders traurig!
Also selbst wenn man den Steinhoff-Konzern jetzt zerschlagen wollte, müssten die Aktionäre bessergestellt sein, als derzeit mit einem Aktienkurs auf Insolvenzniveau in Höhe von 0,20€.
Ich sehe hier für den Konzern im Rahmen der eingeleiteten Restrukturierungsmaß-nahmen ein erhebliches Kosteneinsparpotential. Ich vermeide es, an dieser Stelle Zahlen zu nennen, weil das lediglich Schätzungen wären, vermute aber, dass das Potential nicht unerheblich sein dürfte.
Auch könnten Schadensersatzforderungen von Steinhoff gegen die Verantwortli-chen für den Bilanzskandal, z. B. gegen Deloitte, Wiese, Jooste und weitere natürli-che und/oder juristische Personen Liquidität in die Kasse spülen.
Etwaige Veräußerungen von Vermögensteilen und Beteiligungen sollten von der derzeitigen Unternehmensführung nach dem Motto:
„Selten gibt der Handelsmann aus der Hand, was er behalten kann!“
wohl überlegt werden, denn Steinhoff ist ein Handels- und kein Produktionsunter-nehmen.
Ich muss immer wieder betonen, dass Steinhoff in seinem Ruf zwar angeschlagen, aber nicht insolvent ist. Der Konzern mag zwar auch eine Menge Schulden haben, aber das Entscheidende für eine Insolvenz sind nicht die Schulden, sondern die Zahlungsunfähigkeit.
Alle, auch die ganz großen Aktiengesellschaften, haben Schulden, schon aus steuerlichen Gründen, aber deshalb würde sie niemand unter Insolvenzverdacht stellen.
Bei Steinhoff hat man durch den Deal mit den Gläubigern drei Jahre Zeit gewon-nen, um die Schuldenprobleme zu lösen. Das verschafft dem Konzern zuerst ein-mal Luft, um die Umstrukturierung durchzuführen. Manche „Analytiker“ (z. B. start-trading.de) sagen, der Deal sei nicht als Vertrauensbeweis der Gläubiger zu sehen, sondern aus der Not geboren, quasi erzwungen worden, und daher haben auch die Anleger kein Vertrauen in die Aktie. Dies sei der Grund, warum die Aktie am Freitag den 20.07.2018 so stark den Rückwärtsgang eingelegt hatte.
Das halte ich für Quatsch und böse Meinungsmache!
Für den zukünftigen Aktienkurs von Steinhoff wird es nämlich von entscheidender Bedeutung sein, wieviel Cash-Flow der Konzern im Einzelnen und in seiner Ge-samtheit erwirtschaftet.
Traurig ist allerdings derzeit, wie die Steinhoff-Aktien zum raubtierkapitalistischen Spielball von Hedgefonds, gierigen und ängstlichen Kleinanlegern, dubiosen Dayt-radern, Interessen und unheilvollen Kräften und das auch noch mit Unterstützung der panikmachenden Medien geworden sind.
„Die Steinhoff-Aktie ist zu einem gefährlichen Zockerpapier geworden“,
betitelte das Handelsblatt seinen Artikel am 19.07.2018.
M. E. sind alle Aktien die an der Börse oder noch mehr die im Direkthandel gehan-delt werden „Zockerpapiere“, denn künstlich-intelligente Maschinen haben durch vorgegebene Algorithmen längst die Entscheidungen über Kauf oder Verkauf ohne Fundamentalanalyse übernommen.
Ich wehre mich allerdings vehement dagegen, wenn ich als Steinhoff-Aktionär als „Zocker“ bezeichnet werde, nur weil ich hier derzeit bei diesem übertrieben herun-tergeprügelten Aktienkurs ein besonders günstiges „Chancen-Risiko-Verhältnis“ und bei dem Konzern eine gute Zukunft zu erkennen glaube.
Wir Kleinanleger, zu denen ich mich zähle, die eine Aktie kaufen, entscheiden selbst, ob eine Aktie ein „Zockerpapier“ oder ein Investment für die Zukunft ist und nicht irgendein unqualifizierter Journalist einer Zeitung oder eines „Börsenverlags“ der sich einmal verpflichtet hat, objektiven Journalismus zu pflegen und dabei nur eines im Sinne hat: nämlich Abonnements zu verkaufen.
Und wenn man genau betrachtet, sind nahezu die meisten Aktien, die von ihren Höchstkursen von früher mehr als 50-90% Kursverluste hinnehmen mussten, so-genannte „Zockerpapiere“, hier einige Beispiele:
DEUTSCHE BANK, TEVA, INFINEON, DEUTSCHE TELEKOM, CHESAPEAKE, BYD, VECTRON SYSTEM, LPKF LASER & ELECTRONICS, KINROSS GOLD, STERICYCLE, VALEANT/BAUSCH HEALTH, etc.
Auch die Deutschen Autoaktien könnten, alleine wegen der Abgasaffären, noch zu „Zockeraktien“ mutieren, wenn die Politik und Gerichte die Autokonzerne nicht schonen, sondern dazu zwingen würden, die Hardware umzurüsten.
Und selbst der Aktienkurs einer bereits insolventen Gesellschaft, nämlich „SO-LARWORLD“ ist höher als der von Steinhoff!
Aber kein „Analyst“ oder kein Wirtschaftsjournalist würde auch nur eine der vorge-nannten Aktiengesellschaften als „Zockerpapier“ bezeichnen.
Am 31.8. 2018 kommt die Bilanz für dritte Quartal, bis dahin wird sich am Aktienkurs vermutlich nicht viel ändern, es sei denn „Panikmache“, von welcher Seite auch immer, verunsichert die Anleger weiterhin. Welche Rolle die „Knock-Out-Zertifikate“ von L&S spielen könnten ist nicht vorhersehbar, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass diese den Kurs von Steinhoff noch einmal nach unten drücken könnten. Dazu würde ich mich aber an anderer Stelle zu einer anderen Zeit im Bedarfsfall äußern.
In diesem Sinne: guten, gehaltenen oder gar steigenden Steinhoff-Kurs!