Ein paar Worte zum Artikel im Handelsblatt, 19.07.2018
Die Steinhoff-Aktie ist zu einem gefährlichen Zockerpapier geworden
Ein Bilanzskandal hat den Möbelriesen erschüttert. Auch wenn die Banken weiter stillhalten: Die Chancen für die Aktie stehen schlecht.
Von Gertrud Hussla
Schon der (nieder) reißerische Titel dieses Artikels vernichtet jeden Anspruch auf Objektivität und widerspricht sich in seinen Erkenntnissen und Interpretationen.
1.§Widerspruch
So heißt es hier: „Es waren die ersten einigermaßen glaubwürdigen Zahlen seit Jahren: Ende Juni haben externe Wirtschaftsprüfer der Aktie des schwankenden Möbelriesen Steinhoff doch noch einen gewissen Wert attestiert. Sie kamen auf 58 Cent, das Siebenfache des damaligen Börsenkurses von 7,5 Cent.“
2.§Widerspruch
Das Handelsblatt hat den Beitrag der Wirtschaftsprüfer auf den Wahrheitsgehalt hin überprüft und ihn sich zu Eigen gemacht.
So heißt es weiter: „Die Aktie reagierte prompt: Wenige Tage später lag sie bei 22 Cent, gestern waren es zeitweise sogar 25 Cent, weil sich eine Einigung unter den Geldgebern abzeichnete. Das ist auf niedrigem Niveau eine ordentliche Wertsteigerung binnen drei Wochen. Doch auf eine dauerhafte Erholung des „Pennystocks“ sollten Anleger lieber nicht setzen.“
3.§Widerspruch
Warum sollte dann der Wert der Aktie nicht bei den € 0,58, also 100 Prozent höher, liegen?
So heißt es weiter: „Insgesamt mussten die Rechnungsleger über elf Milliarden Euro, also fast zwei Drittel aller Vermögenspositionen, streichen. Die Werte hatten damit nur auf dem Papier existiert.“
Frage: Woher weiß Frau Hussla das? Quelle? Es gibt keine testierten Bilanzen!
So heißt es weiter: „Doch auch wenn die Kreditgeber von der Commerzbank über JP Morgan bis hin zu neu eingestiegenen Hedgefonds nun erst einmal ihr Geld im Konzern lassen, heißt das noch nicht, dass Steinhoff als Ganzes überlebt – und für Aktionäre noch Werte übrig bleiben.“
Frage: Woher weiß Frau Hussla das? Quelle?
So heißt es weiter: „Vor Abschreibungen und Steuern lag der Gewinn nur bei ein paar Hundert Millionen Euro. Die Schulden sind damit achtmal so hoch wie der Gewinn vor allen Abzügen (Ebitda): „Solch eine Quote ist für uns nicht akzeptabel“, sagt Saul Miller von der Johannesburger Vermögensverwaltung Truffle Asset Management.
Frage: Seit wann beruft man sich im Handelsblatt als Rechercheergebnis auf lediglich eine unsubstantiierte Meinung eines Vermögensverwalters, der ebenfalls keine Bilanzen kennt?
So heißt es weiter: „Es sei nicht einmal eingerechnet, dass noch Gerichtsverfahren und Regressansprüche auf den Konzern zukommen.“
Frage: Weiß Frau Hussla denn, ob nicht auch noch Regressansprüche der Gesellschaft gegenüber den kriminell handelnden Personen bzw. Schadensverursachern bestehen?
So heißt es weiter: „Eine Zerschlagung des Konzerns steht noch immer im Raum. Und selbst wenn der internationale Möbelriese fortbesteht, dürfte es zu weiteren Verkäufen von Randgeschäften kommen. Bis jetzt ist offen, ob sie sich zu Preisen veräußern lassen, die den von Wirtschaftsprüfern errechneten Wert widerspiegeln. Jeder Preisabschlag geht dabei zunächst auf Kosten des Eigenkapitals, also der Aktienbesitzer. Die Kreditgeber werden aus Verkaufserlösen zuerst bedient.“
Meine Meinung zu dieser Äußerung:
Wenn man nichts Genaues weiß, sollte man mit Mutmaßungen vorsichtig sein. Zu viele Interessen stehen hier auf dem Spiel. Jetzt relativiert das Handelsblatt seine vorhergehende Aussage über den tatsächlichen Wert von € 0,58, wenn Frau Hussla sagt: „Bis jetzt ist offen, ob sie sich zu Preisen veräußern lassen, die den von Wirtschaftsprüfern errechneten Wert widerspiegeln.“
So heißt es weiter: „Die Zahlen der externen Wirtschaftsprüfer von PwC sind außerdem noch völlig unverbindlich. Erst im Dezember wollen sie mit testierbaren Ergebnissen kommen. Gut möglich, dass im weitverzweigten Firmenkonstrukt mit seinen vielen nicht bilanzierten Einheiten noch weitere böse Überraschungen lauern. Das jetzt noch errechnete Vermögen von 3,8 Milliarden Euro wäre dann rasch dahingeschmolzen.“
Meine Meinung zu dieser Aussage: Vielleicht lauern in der Testierten Bilanz ja statt „böser Überraschungen“ gute Überraschungen?
Die Tendenz solcher Berichterstattung ist eindeutig: Man will verunsichern. Schade, dass objektiver Journalismus so selten geworden ist.
Die Reaktion des Marktes: Die Steinhoff Aktie fällt. Frage: Wer hat ein Interesse daran? (cui bono?) Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!