Die Konzernstruktur sieht auf den ersten Blick normal aus. Es gibt die drei Stränge Steinhoff Investment (Afrikageschäft), Steinhoff Finance (Finanzen sowie Europa- und Australiengeschäft) und Stripes US (Nordamerika, bisher nur Mattress Firm).
Quelle:
www.steinhoffinternational.com/group-structure.php
Stellt man Vermögenswerte und Schulden gegenüber sieht die Struktur nicht mehr so gut aus. Wobei dies aus Sicht der Anteilseigner und der Gläubiger unterschiedlich bewertet werden kann.
Afrika
Wert der Beteiligungen: >4,5 Mrd. EUR (Börsenwert/NAV für STAR, KAP, PSG, IEP, Unitrans)
Verbindlichkeiten: 1,986 Mrd. EUR
Finanzen/Europa/Australien§
Wert der Beteiligungen: ?????
Derzeit ist der Wert unklar und schwer zu schätzen. Definitiv findet sich aber viel Goodwill und immaterielle Vermögenswerte in den bisherigen Bilanzen. Diesem Bereich sind wohl auch die Immobilien zuzurechnen.
Verbindlichkeiten: 8,547 Mrd. EUR
USA
Wert der Beteiligungen: >2 Mrd. EUR (Börsenwert vor Übenahmeankündigung)
Verbindlichkeiten: 0,168 Mrd. EUR
Cashpool: >3,1 Mrd. EUR (Stand März 2017, mittlerweile aufgelöst)
Der Cashbestand ist mit einem dicken Fragezeichen zu versehen, da auch die Zuordnung in der Konzernstruktur unklar ist.
Quellen:
www.steinhoffinternational.com/downloads/...k-presentation.pdf
www.steinhoffinternational.com/latest-results.php
Aus meiner Sicht steckt der mittlere Strang (Steinhoff Finance) in richtigen Problemen, wenn Goodwill und immaterielle Vermögenswerte nennenswert reduziert werden. Das Eigenkapital könnte negativ sein und dies bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Die Schuldenstruktur sieht vor allem für die Banken und Anleihegläubiger nicht gut aus, da die Kredite nach Medienangeben wohl überwiegend unbesichert sind. Die Banken machen scheinbar Druck bei der Schuldenstruktur. Dazu passt dann auch die Aussage, dass die Afrikatochter einen internen Kredit zurückführen soll und das Steinhoff Finance (und nicht Leier/Kika) anfängt Immobilien und werthaltige Güter zu versilbern. Wir haben am Freitag nur einen ersten Vorgeschmack bekommen.
Kurzfristig steht und fällt alles mit der europäischen und australischen Bilanz. Testiert die Bilanz einen Werte in der Nähe der Verbindlichkeiten oder darüber, dann geht es weiter mit Investitionsstopp, Dividendenstreichung, Personalabbau, Umstrukturierung etc. Ist die Schuldenstruktur nicht tragfähig, sehen wir entweder wilde Rettungsaktionen oder eine teilweise Insolvenz im mittleren Strang. Letzteres muss für die Aktionäre nicht schlecht sein.
Mittelfristig könnte eine Umschuldung zum Problem werden. Beispielweise zahlte Schäffler teilweise mehr als 8 % auf seine Verbindlichkeiten. Bei rund 10 Mrd. EUR Schulden bleibt dann nicht mehr viel vom Gewinn.
Fazit: Extremes Risiko und gute Chancen