In diesem Jahr soll es mit der lahmenden Weltwirtschaft wieder aufwärts gehen, das Wachstum dürfte aber bescheiden bleiben. Auch wenn es keine Angst vor einem kurz bevorstehenden globalen Zusammenbruch gebe, bestehe doch die Sorge, ob die Grundlagen für einen robusten Aufschwung gelegt seien, fasste der Wirtschaftsprofessor Paul Krugman von der amerikanischen Princeton-Universität am Samstag (Ortszeit) die Debatten beim Weltwirtschaftsforum in New York zusammen.
Nach der sich abzeichnenden Erholung in den USA fürchteten mehrere Ökonomen einen zweiten Einbruch. Die Hoffnung, dass Europa die Rolle der USA als Konjunkturlokomotive der Welt übernehmen könne, wurde begraben. Europäische Ökonomen äußerten sich skeptischer als ihre US-Kollegen. „Viele Europäer sehen den amerikanischen Optimismus mehr als Charaktereigenschaft und nicht unbedingt als Frucht gut durchdachter Analyse“, bemerkte der Vorsitzende von Goldman Sachs International in Irland, Peter Sutherland.
„Reiche Länder zu egoistisch“
Scharfe Kritik mussten sich die versammelten Unternehmenschefs von dem Direktor des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, gefallen lassen. „Die Gesellschaft in den reichen Ländern ist zu egoistisch, um Vorteile aufzugeben“, kritisierte Köhler unter dem spontanen Beifall der Teilnehmer. „Die Leute müssen aber einsehen: sie können nicht so weiter machen wie bisher.“ Die Strukturreformen in den hoch entwickelten Ländern gingen zu langsam voran. Er forderte die reichen Länder auf, Subventionen für Baumwolle, Textilien und Agrarprodukte abzubauen. Der Ausbau des Welthandels könne nicht dahin gehen, dass „die großen Elefanten, die USA und die EU, Absprachen treffen und die Entwicklungsländer das Nachsehen“ haben.
Während die rund 2700 WEF-Teilnehmer im Hotel Waldorf Astoria über die Weltwirtschaft und Auswirkungen der Terrorbedrohung debattierten, protestierten draußen gut 1000 Globalisierungsgegner. Das Hotel war mit Betonbarrieren und Gitterzäunen abgeschottet, auf jeden Demonstranten kamen rund vier Polizisten. Am Samstagabend wurden die letzten paar Dutzend Demonstranten, die trotz eisiger Kälte rund 100 Meter vor dem Hotel ausharrten, von mindestens 300 Polizisten bewacht. 36 Personen wurden festgenommen, nachdem sie Polizisten mit Plakaten attackiert hatten. Die Proteste verliefen aber weitgehend friedlich.
In den vergangenen 31 Jahren hatten sich die Spitzen der weltgrößten Konzerne immer in Davos getroffen. Aus Solidarität mit New York und als Unterstützung für die dort schwer getroffene Wirtschaft hatten die Organisatoren das Forum mit dem diesjährigen Motto „Führungsstärke in unsicheren Zeiten – eine Vision für eine ungewisse Zukunft“ nach Manhattan verlegt.
03.02.02, 16:30 Uhr
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