Glaubt man den Statistiken, dann geht es mit dem Standort Deutschland bergab: Die Anzahl der Insolvenzen steigt, alle 15 Minuten stirbt ein mittelständisches Unternehmen, das sind 40 000 im Jahr. Die Arbeitslosenzahlen steigen, die Defizite in den öffentlichen Haushalten wachsen unaufhaltsam, ebenso die Steuer- und Abgabenbelastung. Es ist nicht fünf vor zwölf - es ist zwölf Uhr. Deutschland braucht jetzt Reformen, sonst wird das Vertrauen in die Politik nachhaltig gestört.
Von der Substanz her wäre Deutschland ein ausgesprochen guter Standort. Dies gilt insbesondere für den Mittelstand, der mehr als 90 Prozent der Betriebe ausmacht und 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts erwirtschaftet. 20 Millionen Menschen sind hier beschäftigt. Aber im Mittelstand sind mehr als 25 Prozent der Betriebsinhaber älter als 55 Jahre. Etwa ein Viertel der 850 000 Betriebe muss in den nächsten Jahren einen Generationswechsel vollziehen. Selbstständigkeit in Form der Übernahme dieser Betriebe ist also das Gebot der Stunde, wenn die Zahlen von Betriebsschließungen und Arbeitslosenzahlen nicht noch weiter steigen sollen.
Dabei haben sich die politischen Rahmenbedingungen rapide verschlechtert. Von Steuerreduzierung keine Rede. Stattdessen überlegt man, Erbschafts- und Schenkungssteuer zu erhöhen und die Vermögensteuer wieder zu beleben. An der ungerechten steuerlichen Bevorzugung der Kapitalgesellschaften gegenüber Personenunternehmen will man festzuhalten. Die Ökosteuer soll erhöht werden, Beitragsanstiege drohen in der Renten- und Krankenversicherung und auch bei der Arbeitslosenversicherung. Wahrlich keine positiven Aussichten.
Aber im Handwerk regiert immer noch das Prinzip Hoffnung. Der Generationswechsel im Handwerk kann funktionieren. Die Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften, Innungen und die Handwerksjunioren werden alles daran setzen, junge Existenzgründer und Betriebsübernehmer beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen - nur Mut!
Thilo Bräuninger, Bundesvorsitzender der Junioren des Handwerks