Lieber Karlchen, um so den Einstieg zu finden, wo ist der Unterschied zwischen einen Bankrott (im Sinne von zahlungsunfähig) und dem Angebot einer Teilzahlung? Das Ergebnis einer Teilzahlung oder einer Nichtzahlung ist das gleiche, der Anleger verliert Geld. Die Finanzpolitik des Staates ging nicht auf.
Also ist das Schuldenmachen doch keine gute Sache? Nun diese Frage muß sich jeder selber beantworten und dabei berücksichtigen, wie die Entwicklung der BRD und unseres Lebensstandards ohne die Schulden verlaufen wären.
Meine Ansicht hierzu lautet: Ohne Schulden geht es nicht. Die Schulden sind Ausdruck unseres hohen Lebensstandards. Sie sind das zusätzliche Schmiermittel, welches unsere Gesellschaft auf hohem Niveau hält und eine Garantie für soziale Absicherung. Aber, da mache ich mir nichts vor, dieser Weg muß irgendwann zum Kollaps führen.
Wie sähe nun die optimale Zahlungsunfähigkeit aus? Wir wachen eines morgens auf, schalten den Fernseher ein und unser Finanzminister erklärt sie mit bedröppeltem Gesicht. Da ist sie nun und was ist passiert? Der Staat ist schuldenfrei und Vermögende (Vermögen = Geld was über ist (nach meiner Definition)) haben den entsprechenden Gegenwert verloren. Die klaffende Lücke zwischen arm und reich wurde zu einem grossen Teil wieder geschlossen.
Das Ganze verläuft ähnlich dem Platzen einer Blase an den Finanzmärkten. Gestern waren noch die meisten guter Hoffnung und in Feierlaune und am nächsten morgen kommt das große Erwachen.
Bei der optimalen Zahlungsunfähigkeit bleibt aber das ganze Umfeld intakt. Die Unternehmen können weiter produzieren, die Infrastruktur ist erhalten geblieben und selbst unsere Sozialsysteme sind nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Hiermit auch die Warnung an alle, die meinen unser Rentensystem müßte auf Kapitaldeckung umgestellt werden. Es wäre ggf. eine Währungsreform nötig, die aber schon vorbereitet sein könnte. Logisch, daß die Psychologie eine Rolle spielt und deshalb mein Hinweis im Eingangsposting, daß jetzt ein besonnenes Vorgehen der Politik von Nöten ist. Es wird logischerweise auch erstmal wieder dauern, bis der Staat neue Schulden machen kann. Das Vertrauen muß erst wiedergewonnen werden (siehe Aktienmärkte).
Wie sähen die Alternativen aus?
1. Wir verzichten ganz auf das Schuldenmachen. Dann würde sich das freie Kapital andere Wege suchen. Diesen kann es nur direkt in der Wirtschaft finden. Die Auswirkungen, weil es ja vermehrt sein will, alleine auf die Löhne, kann man sich vorstellen. Die Kluft zwischen arm und reich wird dann irgendwann über eine gewaltsame Revolution stattfinden (siehe Geschichte).
2. Wir doktern an dem Problem rum, also die Sternstunde der Theoretiker. Ich habe schon im Eingangsposting darauf verwiesen, welche riesige Menge an Gütern zusätzlich produziert werden müßten, um diese dann auch noch zu jetzt marktüblichen Preisen zu verkaufen (Stichworte Preisfindung durch Angebot und Nachfrage), allein um die jetzigen Schulden Deutschlands abzubauen, daß das Gelingen vollkommen unrealistisch wird. Der jetzige Schuldenstand beläuft sich schon auf über 60 Prozent vom BIP.
Erstmal bedeutet es für uns eins. Wir müssen den Gürtel enger schnallen. Unser Lohnniveau wird sinken, die soziale Absicherung wird spürbar geringer ausfallen und unsere ganze Infrastruktur (Straßen, Schulen, Kitas etc.) verfällt wegen der Sparbemühungen des Staates so langsam (das alles erleben wir gerade). Wenn alles gut geht, dann muß der Staat anschließend gleich wieder Schulden aufnehmen, um all die verlorenen gegangenen Dinge wieder herzustellen. Wir wollen ja schließlich in der Zukunft nicht schlechter darstehen als heute.
Wenn díes wegen der Wechselwirkungen aber nicht funktioniert, dann werden wir entweder eine gewaltige Inflation erleben, oder massive Steuererhöhungen und dabei schlichtweg verarmen (also weit unter dem Stand von heute). Bei all dem geht der Staat trotzdem pleite, nur mit dem gewaltigen Unterschied, daß auch die Grundlagen zerstört werden. Wir werden etliche Jahre mehr brauchen, um das Tal der Tränen wieder zu verlassen.
3. Wir machen eine feindliche Übernahme, um unser operatives Ergebnis so zu verbessern. Erstens will keiner Krieg und zweitens ist die BRD dazu auch militärisch garnicht mehr in der Lage.
Nun aber zum Ende:
Ich habe im Eingangsposting auch behauptet, daß wir bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Unis brauchen. Ich will damit nicht behaupten, daß Theoretiker nicht wichtig wären. Die Überlegungen eines Einsteins sind durchaus von Nöten, auch wenn sie bis heute kaum praktische Anwendung finden. Wenn Theorie aber zur Gefahr wird, wenn sogenannte Gelehrte und Experten ihre geistigen Ergüsse nur noch zur Selbstdarstellung zu Papier bringen, wenn eine Theorie die nächste jagt und sie sich gegenseitig widersprechen, dann blicken 98 Prozent der Menschen nicht mehr durch. Dann passieren fatale Dinge, die die überforderte Mehrheit zu Fehlreaktionen verleitet und diese fehleranfälligen Ergüsse für allgemein gültig erklärt und auch noch auf die Lehrpläne setzt.
Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Kostolany, da er uns meines Erachtens nicht die Wahrheit über sich gesagt hat. Aber er hatte eine besondere Gabe, nämlich er konnte fast das ganze wichtige Wissen über Marktwitschaft und Börse auf rund 70 Seiten verständlich erklären. Auch wenn man manche seiner Spitzfindigkeiten Vordergründiges verbergen, steht fast alles Wichtige über das Funktionieren in seinen Büchern. Und damit sein Verleger was zu drucken hat und der Leser für sein Geld auch einen gewissen Umfang hat, gibts sogar noch ein paar Anekdoten dazu. Kosto hat den entsprechenden Hintergrund und Kosto war ein Fuchs.
Und ganz zum Schluß noch ein kleiner Rat von mir. Wenn man gedanklich mal wieder festsitzt, irgendwie nicht weiterkommt, dann zumindest mal genau das Gegenteil von dem durchspielen, was vordergründig vernünftig erscheint. Das löst oftmals Denkblokaden und gibt neue Ansätze, auch wenn aus meiner Erfahrung die wenigsten den Mut aufbringen, die so gewonnenen Erkenntnisse auch in die Tat umzusetzen.
Ein hoffentlich interessantes Leben weiterhin.