Ich habe da jetzt keinen Roten Faden drin. Also entschuldigt wenn es zum Ende hin eher stichpunktartig wiedergegeben ist!
Ein weiteres Samwer-Zitat für den Anfang … Wir machen nichts aus optischen Gründen, sondern aus rein kommerziellen Erwägungen“ … Das kann man jetzt interpretieren wie man möchte, sowohl auf was sich das bezieht als auch inwiefern es sinnvoll ist. Ich glaube es bezog sich sowohl auch die Kapitalmarktauftritt als auch auf die operativen Geschäftsentscheidungen. Der Privataktionär, Herr Schäfers, hat übrigens sowohl kritisch als auch positiv gemeint argumentiert, dass Rocket Internet eigentlich kein klassisches von Funktionären getriebenes Unternehmen ist, sondern im Grunde ein Family Office, was erklärt, wieso sich die Samwers nicht unbedingt vom Kapitalmarkt diktieren lassen, was operativ zu tun ist. Ich werte das positiv, und so war es auch von Herrn Schäfers gemeint. Man kann es aber natürlich auch negativ interpretieren. Herr Schäfers schloss dann allerdings auch sofort an, dass Oliver Samwer dementsprechend den niedrigen Aktienkurs auch als „persönliche Beleidigung“ empfinden könnte, was Samwer dann später auch bejahte.
Samwer betonte aber auch, dass er an die Zukunft dieses vornehmlich im Internet beheimateten Geschäftsmodells glaubt und hier auch weiterhin hohe Wertzuwächse zu erzielen sind, auch wenn viele kleinere Beteiligungen scheitern würden, was aber zwingend dazu gehört. Das hat sogar Kunert von der SDK als normal eingeschätzt. Wichtig ist, was aus den Beteiligungen wird, die man zunehmend mit mehr Kapital ausstattet, weil sie operative Fortschritte machen. Und da hat Rocket Internet einen sehr guten TrackRecord bisher hingelegt, gerade im Jahr 2017 und Anfang 2018 mit den Börsengängen und außerbörslichen Verkäufen.
Das Risiko ist aus meiner Sicht auch überschaubar. RI dürfte (beispielhaft hypothetisch) von 100 Beteiligungen vielleicht bei 80 nur jeweils durchschnittlich 5 Mio investieren. Davon gehen dann 90% über die Wupper. Bei den verbleibenden 20-30 Beteiligungen finanziert man in die verbesserte Markstellung mehr über Finanzierungsrunden hinein und hat dann am Ende halt 5-10 Marktführer, die jeweils durchschnittlich 500 Mio € Gewinn für RI bringen Zalando, Lazada, DH und HF). Und 20-25 Beteiligungen, die gut genug sind, um sich am Markt zu halten, aber keinen größeren Gewinn bringen. Und von den allermeisten dieser Beteiligungen erfährt man gerade im Anfangsstadium eh nichts als Aktionär. Find ich aber auch nicht schlimm, dass sich RI da auch öffentlich auf die Kernbeteiligungen sowie eine gewisse Anzahl von aufstrebenden, kleineren Beteiligungen konzentriert. Wobei Samwer auch betonte, dass allein schon durch die Börsengänge von DH, HF und bald Home24 für uns Aktionäre die Transparenz ja zunimmt. Und auch die Konsolidierung der 100% Beteiligungen (Gewinnabführungsvertrag) dürfte die Sache erleichtern.
Es gab eine Frage von Herrn Kunert dazu, ob es einen Zwiespalt bezüglich Investoren in den hauseigenen Fonds (GFC) und der Rocket Internet Aktie gäbe. Sprich, nehmen die Investitionen von Institutionellen Anlegern Gelder weg, die ansonsten in die RI-Aktie fließen könnten? Der Vorstand verneinte das, weil es komplett unterschiedliche Investorengruppen wären. Zudem würde RI (zur Erklärung des Geschäftsmodells GFC) nur jeweils 28% der Beteiligung in ein solches Investment im GFC selbst finanzieren und 72% durch Fremdinvestoren. Aber trotzdem ist RI dann zu 100% an den Gewinnen daraus beteiligt. Ich persönlich verstehe das Konstrukt nicht, aber davon schon öfter auch bei anderen Spezialfonds gehört. Vielleicht kann das ja mal hier jemand im Forum erklären, der sich damit auskennt.
Ein paar erfolgversprechende Unternehmen aus dem Bereich Fintech/Software wurden genannt, ohne dass ich jetzt im Detail auf deren genaue Geschäftsmodelle eingehen könnte. Billie (Fintec), Funny Circle (Fintech), Caterwings (Tech2.0), Personio (SAAS).
Kunert erkundigte sich zu Details von Jumia. Samwer legte dann dar, dass Jumia in 4-5 Kernländern (Kenia, Nigeria, Marokko, Ägypten, Südafrika) tätig sei und dort in verschiedenen Segmenten tätig sei, beispielsweise Food, Telco, Internetdienste. Im Grunde ist Jumia eine große Plattform, ohne das jetzt mit großen US Anbietern gleichsetzen zu wollen. Man hat Jumia aber in diesen Ländern durchaus zu einer sehr bekannten, wachstumsstarken Marke ausbauen können, die aber (auf Nachfrage) natürlich Afrika spezifische Risiken habe, insbesondere die politische Situation. Meine persönliche Meinung ist aber, dass diese Kernländer halbwegs sichere politische Gegebenheiten vorfinden, und Afrika ist ja ohnehin nicht mehr das was viele Mitteleuropäer sich darunter lange Zeit vorstellten. Jumia wächst jedenfalls wenn ich es richtig im Kopf habe um knapp 40% im Umsatz.
Da wären wir bei Home24 und Westwing, die laut Vorstand aktuell wieder stärker wachsen als die 1-2 Jahre zuvor. Westwing hat zudem zwei Quartale in Folge operative Gewinne gemacht und dürfte das 2018 auch im Gesamtjahr.
Zudem fragte Kunert nach bereits möglichen weiteren börsenfähigen Beteiligungen. Na ja, ich musste etwas schmunzeln und der Vorstand wohl innerlich auch, weil ich es etwas vermessen finde, jetzt gleich wieder neue Börsengänge zu erwarten. Man meinte dann nur, dass das Sache der Gründer/Management der Unternehmen ist. Zudem würde Samwer den Teufel tun, jetzt auf der HV oder auch sonst irgendwie öffentlich zu sagen, was man von diesen Unternehmen in Sachen Börsengang erwartet, denn dann würde sich die Medienmeute auf seine Aussagen stürzen, und die Gründer ihn dann anrufen und fragen „ey Oli, was sollte das denn?“.
Was neue Beteiligungen angeht, meinte Samwer man hätte einige erfolgsversprechende, kleine Pflänzchen, wo man 20-30 Mio investiert hat, aber keinerlei größere Beteiligungen, auch wenn man stetig auf der Suche ist. Wie im ersten Teil des Berichts schon erwähnt, geht es da immer um Dinge wie Preis, das Managementteam oder die langfristige Fähigkeit Gewinne zu machen, wobei man das nach Gründung des startups mit Zeiträumen (je nach Branche) zwischen 6 und 9 Jahren definiert, bis man profitabel ist. Trotzdem müssen diese Voraussetzungen eben stimmen, damit RI dann größer einsteigt. Oft wie erwähnt investiert man auch erstmal nur wenig und guckt sich dann die Fortschritte an, und kann dann gegebenenfalls nachlegen.
Der kürzliche Verkauf von Daraz an Alibaba, zeigt vor allem wie zufrieden Alibaba nach dem Lazada-Deal mit der Entwicklung von RI vorangetriebenen Geschäftsmodellen ist. Entsprechend sehr optimistisch ist Samwer auch bei Traveloka, die er als Unicorn und Marktführer in Südostasien sieht. Er meinte, wer bei Investoren und Reisenden in/aus Südostasien jetzt anrufen würde, würde sofort bestätigt bekommen, der führende Anbieter im Bereich Booking/Ticketing von Hotels oder Flugreisen in Südostasien geworden ist. Ich glaub da kündigt sich schon der nächste größere Verkaufsdeal an.
RI verantwortet drei der fünf größten IPOs im Internetbereich in ganz Europa der letzten 5 Jahre (Nr1 Zalando, Nr3 Delivery Hero, Nr5 Hellofresh).
Kunert fragte, wieso man nicht eher weiter die Wandelanleihe zurückkauft. Der CFO meinte, man hat die Wandelanleihe zuletzt nicht mehr zurückgekauft und stattdessen ARP bevorzugt, weil der Kurs der Anleihe sich in der Zwischenzeit von 80% auf 105% erhöht hat. War einfach eine Frage der Kapitalallokation. Ich würd aber nicht ausschließen, dass das irgendwann wieder passiert.
Auf die Frage, ob es denn einen messbaren Effekt des Aktienrückkaufprogramms gäbe, verwies man nur auf den Preis der bisher zurückgekauften Aktien im Vergleich zum aktuellen Kurs und der grundsätzlichen Unterbewertung des Unternehmens, gemessen an dessen Innerem Wert. Zitat: Wir kaufen günstig, um Werte zu schaffen“. Ich denke mal, pro Aktie trifft das auf jeden Fall zu, wenn man die Aktien dann auch einzieht.
Per 15.Mai hatte man 2,6 Mrd € Cash. Zudem liegen 0,4 Mrd € Cash zusätzlich in den Beteiligungen, wobei ich jetzt nicht mitbekommen habe, ob sich das auf die 6 Kernbeteiligungen bezog (wohl eher nicht, denn die dürften nach den Börsengängen mehr Cash haben), oder eher auf die Mehrheitsbeteiligungen, die man ja teils laut HV-Beschluss zukünftig vollkonsolidiert. Zu letzterem wurde nochmal klar der steuerliche Vorteil des Gewinnabführungsvertrags angesprochen. Man könnte so auf Konzernebene wohl besser Verlustvorträge nutzen und so insgesamt als Konzern Steuern sparen.
Man hat auch die Höhe des steuerlichen Verlustvortrags genannt. Ich habs leider akustisch nicht verstanden.
Soo, das war‘s erstmal … Vielleicht fällt mir die nächsten Tage noch was ein. Aber sollte ja auch erstmal ausreichend sein.
Gruß
the harder we fight the higher the wall