Name, WKN, ISIN Asiens Börsen: China übergewichten - Indien untergewichten 16 : 34 08.03.10 China und Indien sind Asiens zwei große Wachstumsnationen. Das beeindruckende Wirtschaftswachstum der letzten Jahre, die riesige Bevölkerung und die gewaltigen Märkte, die sich in diesen Ländern auftun, haben die Anleger aufhorchen lassen. Auch die Finanzkrise haben diese Länder mit Bravour gemeistert. In beiden Fällen sind die langfristigen Perspektiven glänzend. Die Aktienmärkte der beiden Länder konnten sich seit Frühjahr 2009 sehr deutlich erholen. Seit Herbst ist die Entwicklung allerdings konträr. Während der Shanghai Composite Index bereits im Herbst letzten Jahres deutlich korrigierte, hat sich der indische Sensex 30 bis zuletzt weiter nach oben entwickelt. Und auch der Rücksetzer im Januar war in Indien Leitindex nicht wirklich dramatisch. Der Grund für den Rückschlag in China ist relativ offensichtlich. Dort herrscht seit einiger Zeit die Befürchtung vor, dass der Aktienmarkt und auch Teile der realen Wirtschaft überhitzt sein könnten. Vor allem das hohe Geldmengenwachstum und die Preissteigerungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt beunruhigen viele Investoren. Die Marktteilnehmer sind einhellig der Meinung, dass Chinas Regierung die Geldpolitik drosseln und ihre Konjunkturprogramme zurückfahren muss, um das weiterhin sehr hohe Wirtschaftswachstum nachhaltig werden zu lassen. Und die Regierung hat auch bereits erste Drosselungsmaßnahmen durchgeführt, was angesichts des enorm hohen Wachstums von 10 ,7 Prozent im vierten Quartal 2009 sinnvoll und vernünftig erscheint. Interessanterweise ist es aber nicht China, sondern Indien, wo jetzt genau die Probleme auftreten, die eigentlich für China prognostiziert worden sind. Allem voran nimmt in Indien die Inflation wieder erheblich an Fahrt auf. Die Verbraucherpreise sind im Januar auf Jahressicht um 8 ,56 Prozent gestiegen. Im September des letzten Jahres hatte die Preissteigerungsrate noch bei vernachlässigbaren 0 ,5 Prozent gelegen. Dies ist zwar in erster Linie auf Ernteausfälle zurückzuführen. Aber auch die wieder sehr robuste Binnennachfrage hat hier natürlich eine wichtige Rolle gespielt. Hinzu kommt, dass Indien während der Krise ordentlich in die Staatskasse greifen musste, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Damit verhielt sich das Land zwar auch nicht anders als die Regierungen weltweit. Allerdings schätzen die großen Rating-Agenturen die Kreditwürdigkeit Indiens nicht allzu hoch ein. Das Land ist schlechter eingestuft als etwa Russland oder Brasilien. Die gestiegene Staatsverschuldung wird deshalb zunehmend skeptisch gesehen. Sie wird im laufenden Fiskaljahr (bis Ende März 2010) bei rund 6 ,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Im Vergleich dazu hat zwar auch China ein gewaltiges Konjunkturprogramm aufgelegt. Das Reich der Mitte konnte sich die daraus entstandenen Belastungen aber viel eher leisten. Chinas Haushaltsdefizit lag auch 2009 lediglich bei 2 ,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Viele westliche Industrienationen wären froh, wenn sie eine so niedrige Neuverschuldungsquote erreichen würden. In Deutschland etwa lag die Neuverschuldung 2009 bei 3 ,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts -- und dennoch konnte damit das Wirtschaftswachstum hierzulande nicht nennenswert angekurbelt werden. Chinas Regierung kann dementsprechend relativ gelassen planen, und bei Bedarf durchaus weitere Maßnahmen zur Wachstumsförderung auflegen. Gleichzeitig befindet sich dort auch die Inflation unter Kontrolle. Sie lag im Dezember im Jahresvergleich lediglich bei 1 ,9 Prozent, und ging im Januar sogar auf 1 ,5 Prozent zurück. Indien hingegen darf sich in Punkto Wachstumsförderung nicht mehr allzu weit aus dem Fenster lehnen - denn zum einen fehlt das Geld, und zum anderem ist der inflationäre Druck schon zu hoch. Wir stellen fest: Länder mit einem hohen strukturellen Wachstum -- wie wir sie vor allem in Asien finden -- haben stets mit einem gewissen Inflationsdruck, Überhitzungstendenzen und manchmal auch mit ihrer Staatsverschuldung zu kämpfen. Momentan hat die Volksrepublik China diese Probleme besser im Griff als der Nachbar Indien. Interessanterweise wird die chinesische Börse aber schon seit längerem für die potentiellen Überhitzungs- und Inflationsgefahren bestraft, die sich eigentlich in Indien abspielen. Die Indien-Anleger wiederum blieben von diesen Szenarien bisher relativ unbeeindruckt. Aus der Makro-Perspektive ziehen wir deshalb momentan chinesische Aktien den indischen vor. Vor allem die an der Börse Hongkong gelisteten China-Unternehmen sind inzwischen wieder sehr günstig bewertet. In Indien sehen wir verstärkt Inflationsgefahren, die den Markt dort früher oder später belasten werden. Dennoch gibt es auch dort weiterhin einzelne Werte, die wir für unbedingt kaufenswert erachten. Denn auch in Indien überwiegen die Chancen mittelfristig bei weitem die Risiken. Unsere konkreten Empfehlungen für die Börsen in China und Indien und für die übrigen asiatischen Aktienmärkte finden Sie in unserem Börsenbrief ASIEN-Trends, den Sie unter www.asien-trends.de