Weltbank verstimmt die Anleger
[12:23, 22.06.09]
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Von Max Berkemeier
Schlechte Konjunkturaussichten der Weltbank für die Eurozone, die USA und Japan machen die Anleger vorsichtig. Die europäischen Leitindizes tendierten alle im Minus. Besonders hart trifft es die Deutsche Bank.
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Der DAX rutschte 1,4 % bei 4772 Punkten ins Minus. Der Stoxx 50 gab 1 % nach. Der Londoner FTSE 100 tendierte 1,5 % tiefer, und der Pariser CAC 40 verlor 1,6 %.
Eine neue Konjunkturprognose der Weltbank verunsicherte die Anleger. Das Institut senkte den Ausblick für den Euro-Raum, die USA und Japan. Dabei soll sowohl die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr, als auch die Erholung im kommenden Jahr schwächer ausfallen. Über eine Erholung 2010 in China, Russland und Indien äußerte sich die Weltbank hingegen optimistischer. Bei diesen Nachrichten verpuffte der positive ifo-Geschäftsklimaindex, der von 84,3 Punkten auf 85,9 Zähler gestiegen ist, sofort an den Börsen.
Die Weltbank-Prognose trieb die Stahlwerte auf die Verliererseite. Die Titel von ArcelorMittal fielen 4 %, ThyssenKrupp gab 1,5 % nach und Salzgitter büßte 2,7 % ein. Auch Bankaktien, die als zyklische Werte gelten, litten unter der Prognose. Die Deutsche Bank gab 3,3 % nach und Commerzbank-Anteile fielen 2,3 %. Auch die europäischen Konkurrenten verloren: Banco Santander büßte 2,6 % ein und Unicredit wurde mit einem Abschlag von 2,6 % gehandelt. Damit standen zyklische Werte wieder einmal auf der Verkaufsliste der Investoren.
Eine Gewinnwarnung bei der Lufthansa vom Freitagabend haben die Anleger noch nicht überwunden, die Aktien verloren 2,6 %. Die Fluggesellschaft sieht den angepeilten Gewinn gefährdet. Neues Ziel sei nun die Vermeidung eines operativen Verlustes im laufenden Geschäftsjahr. Zur Erreichung des Ziels werden alle Geschäftsfelder auf weitere Einsparmöglichkeiten geprüft. Da hob auch eine positive Entscheidung der EU-Kommission die Stimmung der Marktteilnehmer nicht. Brüssel gab die Übernahme der belgischen Brussels Airlines durch die Lufthansa frei, jedoch unter Auflagen. Der deutsche Konzern steigt mit zunächst 45 % bei dem Konkurrenten ein.
Auch die Automobilbranche wurde abgestraft. Volkswagen-Titel büßten 2,3 % ein, obwohl Finanzchef Hans Dieter Pötsch für das zweite Quartal einen Gewinn erwartet und die Jahresziele nicht gefährdet sieht. Bei dem Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche gab es hingegen weitere Spekulationen: Nachdem mögliche Staatshilfen für den Autobauer zunächst in weite Ferne gerückt sind, verdichteten sich die Gerüchte um eine 29,9 prozentige Beteiligung des Emirates Katar an Porsche. Auch der Stuttgarter Konkurrent Daimler soll Interesse an einem 20 prozentigem Anteil bei dem Sportwagenbauer haben. Beide Unternehmen dementierten die Gerüchte jedoch zunächst. Die Aktien von Daimler stiegen 0,9 %, Porsche gab 1,1 % nach.
Neben Daimler stand einzig Fresenius Medical Care mit einem Plus von 0,8 % auf der Gewinnerliste des DAX.
In dem europäischem Auswahlindex Stoxx 50 gab es hingegen einen eindeutigen Gewinner: Anglo American schoss 5,5 % in die Höhe. Die Anleger erfreute ein Fusionsangebot des britisch-schweizerische Bergbaukonzerns Xstrata, der sich erhebliche Synergieeffekte von dem Geschäft verspricht.
Gute Vorgaben aus Fernost
In Japan legte der Nikkei 0,4 % auf 9826 Punkte zu. Der Topix stieg ebenfalls um 0,4 % auf 922 Zähler. In New York war der Dow Jones am Freitag um 0,2 % schwächer mit 8539 Punkten aus dem Handel gegangen. Der S&P 500 gewann dagegen 0,3 % auf 921 Zähler. Der Nasdaq Composite legte 1,1 % auf 1827 Punkten zu.