16.09.19, 08:00 | Von Dow Jones News
Osram-Führung empfiehlt Aktionären AMS-Offerte trotz Bedenken wegen des Preises
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones) - Im Übernahmekampf um den Lichtkonzern Osram ist AMS einen Schritt vorangekommen. Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen ihren Aktionären mehrheitlich die Annahme der 4,3 Milliarden Euro schweren Offerte des österreichischen Sensorspezialisten - allerdings im Wesentlichen aus finanziellen Gründen. Gegen das von AMS verfolgte Konzept und die Risiken bei der Umsetzung melden sie erhebliche Vorbehalte an. Die meisten Vertreter der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat lehnten auch diese eingeschränkte Empfehlung ab.
Das unternehmerische Konzept der erstbietenden Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle halte man "in Summe für tragfähiger", heißt es in der am Montag veröffentlichten begründeten Stellungnahme zu dem AMS-Angebot, das die Osram-Aktionäre bis zum 1. Oktober annehmen können. AMS hat die Finanzinvestoren aber um 10 Prozent überboten.
AMS habe zwar Erfahrung mit der Integration von Firmen, aber bislang keine vergleichbar große Übernahme wie die von Osram gestemmt. Überdies sei fraglich, ob die angepeilten Kostensynergien von 300 Millionen Euro in so kurzer Frist zu heben seien. Das Vorhaben, die Front-End-Produktion von LED-Chips aus Kulim nach Regensburg zu verlagern, könnte der Effizienz in der Produktion schaden. Auch die hohe Brückenfinanzierung von 4,2 Milliarden Euro sieht Osram als Risiko, nämlich dann, wenn die geplante Refinanzierung mit Aktien und Anleihen nicht gelinge, wird in der Stellungnahme gewarnt.
Osram-Vorstandschef Olaf Berlien kündigte an, er werde seine knapp 32.000 Osram-Aktien AMS nicht andienen. Ihm sei die Fortführung der bisherigen Unternehmensstrategie wichtiger als kurzfristige persönliche Vermögensinteressen, lässt er die anderen Aktionäre wissen. Von den sieben Aufsichtsräten, die Osram-Aktien halten, wollen nur zwei das Angebot aus Österreich annehmen.
Die Arbeitnehmervertreter stellen sich mit Ausnahme der leitenden Angestellten komplett gegen das Vorhaben. In ihrem Sondervotum bemängeln sie, dass sich AMS eine Hintertür offenhalte, Osram gegebenenfalls zu zerschlagen.
Ob die Bedenken der Osram-Führung Aktionäre daran hindern, nach finanziellen Gesichtspunkten zu entscheiden, ist allerdings mehr als fraglich. So hat der mit 9,4 Prozent größte Einzelaktionär Allianz Global Investors das von Osram präferierte Angebot von Bain und Carlyle im Juli bereits als zu niedrig abgelehnt - ein bemerkenswerter Schritt: Üblicherweise äußert sich der Vermögensverwalter zu solchen Fragen nicht öffentlich.
Eine Hürde für den Erfolg der Offerte ist die von AMS festgelegte Annahmequote, die am Montagmorgen auf 62,50 Prozent von 70 Prozent gesenkt wurde. Alle anderen Bedingungen der Offerte ließ AMS unverändert.
Völlig unklar ist derzeit, ob Bain und Carlyle ihr Angebot womöglich auf den letzten Metern noch versüßen. Gegenwärtig bieten die Österreicher mit 38,50 Euro 10 Prozent mehr als sie. AMS jedenfalls hat damit begonnen, Osram-Aktien am Markt zu kaufen. / Quelle: Guidants News news.guidants.com
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