Keine Ahnung ThePhysicist.
Andi H. hats ja geschrieben und ich heute Morgen um 9 Uhr auch, die Zahlen waren im Großen und Ganzen Ok. Jedoch war die Q2-Bruttomarge mit 19,8% (Q1: 24%) und somit automatisch die Q2-EBIT-Marge mit 4,1% (Q1: 5,0%) eine richtige Enttäuschung für mich. Auf der anderen Seite waren die Cash Flows richtig klasse in Q2. Operativer Cash Flow von 63,5 Mio. € (Q1: 27,7 Mio. €) und Free Cash Flow von 55,2 Mio. € (Q1: 14,8 Mio. €). Dass Nordex finanziell sehr gut dasteht brauch ich eigentlich nicht ausführlich beschreiben, denn das dürte bekannt sein. Liquidität liegt bei 386 Mio. € inkl. Festgelder und der Nettobargeldbestand (Liquidität minus Finanzverbindlichkeiten) liegt bei 181 Mio. €.
Auf die Daten der Turbinenfertigung bzw. der Rotorblattproduktion habe ich heute Morgen gar nicht geschaut Andi, aber die könnten wirklich Aufschluss darüber geben warum die Gewinnmargen unter den Erwartungen gelegen haben. Die Differenzen zwischen Q1 und Q2 sind in der Tat groß:
Turbinenmontage: Q1: 320 MW --- Q2: 259 MW
Rotorblattproduktion: Q1: 140 Rotoren --- 91 Rotoren
Es wurden in Q2 deutlich weniger Turbinen gebaut (- 19%) wie auch deutlich weniger Rotoren (- 35%). Eine richtige Erklärung finde ich jetzt dabei auch nicht bis auf die Tatsache, dass die Vorbereitungen in der Rostocker Produktion auf die Montage der Generation Delta-Turbinen zu negativen Produktionseinflüssen geführt hat. In Q2 gab es dazu noch sehr viele Feiertage inkl. Ostern.
Die Produktionszahlen zeigen mir, dass man nach vor einen großen Engpass in der Rotorblattproduktion gibt und das führt dann einfach dazu, dass man nicht über einen Quartalsumsatz von über 420 Mio. € kommen kann. Außer man hat ein Quartal in dem große Turn Key-Projekte und/oder eigene Projekte bilanziert werden.
Diese relative schwachen Produktionsleistungen in Q2 gg. Q1 erklären damit auch teilweise die schwache EBIT-Marge, aber nicht die schwache Bruttomarge. Hier hat M.M Warburg eine Erklrärung: "Es wurden in Q2 margenschwache Projekte in Südafrika und der Türkei abgewickelt." Der starke Euro in Q2 hat sicherlich die Bruttomarge auch negativ beeinflusst. Jedenfalls dürfte Nordex von der schwachen Bruttomarge auch negativ überrascht worden sein, denn Nordex hat noch in der Q1 Conference Call am 14. Mai angegeben, dass man eine Bruttomargenrange auf Quartalsebene zwischen 23 bis 24% erwartet. Bei dieser Diskrepanz der Bruttomarge von mindestens 3% reden wir immerhin von einem Effekt über 11,8 Mio. € und schwupps wäre die Q2 EBIT-Marge nicht bei 4,1% gewesen, sondern bei 7,1%. So darf man das aber jetzt nun wirklich nicht rechnen, denn man weiß ja nicht was letztendlich die Bruttomarge so negativ beeinflusst hat. Zudem wurde das EBIT-Ergebnis positiv beinflusst vom Verkauf der ehemaligen US-Produktion.
So lange nicht klar ist warum die Bruttomarge in Q2 so schwach war, so lange kann man das Q2-Ergebnis eigentlich gar nicht bewerten. Ich denke aber, dass am Montag die Conference Call darüber schon Aufschluss geben wird.
Jetzt aber zurück zum Thema "Denkst du denn, dass wir kurzfristig wieder "Normalität" im Kurs bekommen ?". Schaut man sich die Kursentwickulung in dieser Woche an, dann ist eigentlich gar nichts passiert. Letzten Freitag standen wir bei 13,01 € zu Börsenschluss und heute bei XETRA-Schluss bei 12,81 €. Der DAX hat in diesem Zeitraum um rd. 150 Punkte bzw. knapp 2% zugelegt.
Fakt ist, dass der Markt ein besseres Ergebnis bei den Gewinnen erwartet hat und Fakt ist, dass das Q2-Ergebnis an das Q1-Ergebnis bei weitem nicht ran gekommen ist und Fakt ist, dass man zwischen dem direkten Vergleich Q2-Ergebnis 2013 (Umsatz: 402 Mio. €/EBIT: 16 Mio. €) und dem Q2-Ergebnis 2014 (Umsatz: 391 Mio. €/EBIT: 16 Mio. €) kaum Unterschiede gibt bei Umsatz und EBIT. Letzteres ist natürlich ein Problem für eine Aktie die hoch bewertet ist. Hohe Bewertungen sind ja nur dann ok, wenn ein hohes Wachstum beim Gewinn zu erwarten ist und das zeigen halt mal die aktuellen Q2-Zahlen nicht unbedingt. Wobei man aber gerade bei Nordex, das mit zeitlich bedingten langen Projektabläufen leben muss und auch sicher noch ältere Aufträge von 2012/Anfang 2013 abarbeiten muss mit sehr schwachen Margen, nicht auf ein einziges Quartalsergebnis schauen sollte.
Ich denke wir müssen wirklich auf den 24. September warten, wenn Nordex ihre Mittelfristplanungen bekannt geben wird. Man sieht ja an den Produktionszahlen, dass Nordex mit ihren Rotoren einen riesigen Flaschenhals in der Produktion hat. Um die hohe Bewertung rechtfertigen zu können, müssen schon annehmbare Wachstumsraten in Aussicht gestellt werden wie z.B. Umsatz + 8% (ca. 1,7 Mrd. €) mit einer EBIT-Marge von 6 bis 6,5% im kommenden Jahr und für 2016 muss dann weiteres Wachstum kommen. Anders sind hohe Bewertungen fundamental nicht zu rechtfertigen.
Dass Nordex weiter wachsen wird, da besteht für mich nicht der geringste Zweifel, wenn ich mir meine Nordex-Projektpipeline für 2015 anschaue mit 1,25 GW (Turn Key: 526 MW inkl. Uruguay/Turbinen-Auslieferungen außerhalb Deutschlands: 407 MW/Turbinen-Auslieferungen Deutschland: mindestens 300 MW). Das wären Umsätze von etwa 1,4 Mrd. € inkl. Serviceumsätze von 170 Mio. € Stand heute. Wie gesagt, das sind jetzt meine ureigene Zahlen. Diese Zahlen werden untermauert vom aktuellen Auftragsbestand mit 1,4 Mrd. € und dem bedingten Auftragsbestand mit 720 Mio. €. Das sind satte 2,1 Mrd. € an Aufträgen ohne Serviceauftragsbestand, der bei etwa 900 Mio. € liegt. Wenn Nordex ihre Auftragseingangsguidance einhält, dann wird der Auftragsbestand Ende des Jahres nicht kleiner werden. Ohne Frage von Seiten des Auftragsbestandes ist das Nordex-Wachstum vorprogrammiert. Zumindest für mich und jetzt muss man halt abwarten bis zum 24. September ob das Nordex-Management das auch so sieht bzw. plant. Goldman Sachs schreibt dazu heute: "Sie sind gespannt auf den Investorentag Ende September. Dort soll es Neuigkeiten zu den mittelfristigen Zielen geben. Hier könnte eine positive Überraschung anstehen. Es ist demnach nicht ausgeschlossen, dass die Ziele früher als erwartet machbar sind".
Noch kurz zum Schluss, denn das ist in der ganzen Hektik heute untergegangen: Die sehr positiven Auswirkungen der neuen Avallinien kann man in der Q2-GuV super erkennen. In der Q1-GuV lagen die "Zinsen und ähnliche Aufwendungen" noch bei minus 8,3 Mio. € und in Q2 bei nur noch minus 3,6 Mio. €. Das nenn ich mal eine super Kostensenkung.