Nordex-Chef: Wir wollen weiter wachsen
In drei bis fünf Jahren lässt sich Windstrom ohne Subventionen produzieren, sagt der Vorstandsvorsitzende Jürgen Zeschky. Die Werke in Rostock laufen unter Volllast.
Rostock — Der Windanlagenhersteller Nordex mit Sitz in Rostock entwickelt seit 1985 immer größere und wirtschaftlichere Anlagen. Es gibt Versionen für alle geographischen Regionen an Land — Stark- und Schwachwindgebiete, geeignet für Wüstenklima oder Dauerfrostgebiete. OZ sprach mit Jürgen Zeschky, Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Unternehmens.
OSTSEE-ZEITUNG: Wann lässt sich Windstrom in Deutschland ohne Subventionen produzieren?
Jürgen Zeschky: Es ist ganz klar unser Ziel, Windstrom zukünftig zum Marktpreis herzustellen. Davon sind wir im Binnenland noch etwas entfernt. Anders ist das bei Starkwindstandorten an der Küste, da sind wir schon am Ziel. Und natürlich ist immer die Frage, wie sich der Marktpreis verschiebt. Ich denke, auch im Binnenland erreichen wir in drei bis fünf Jahren den Kostenpunkt. Deshalb ist es so entscheidend, die Preise nicht auf einen Schlag massiv zu kürzen. Die Erneuerbaren sollten in den Markt integriert werden, aber eben schrittweise.
OZ: Wie wichtig ist der deutsche Markt generell für Nordex?
Zeschky: Deutschland ist einer von mehreren wichtigen Märkten. Zum Einen ist es immer von Bedeutung, Erfolge im Heimatmarkt vorzuweisen, um auch im Export punkten zu können. Zudem ist die Nachfrage hier deutlich gestiegen, weil viele Kunden ihre Investitionen vorgezogen haben. Davon hat auch Nordex profitiert. Im letzten Jahr haben wir etwa 20 Prozent unserer Anlagen im Heimatmarkt errichtet und unseren Marktanteil damit verdoppelt. Einen vergleichbar guten Lauf erwarten wir in diesem Jahr.
OZ: Warum hat Nordex die Produktion in China und den USA eingestellt?
Zeschky: Ganz einfach: Unsere Werke waren nicht ausgelastet, weil die Nachfrage einbrach. Aber die Konzentration der Fertigung auf Rostock macht sich gut bezahlt. Die Kosten für den längeren Transport bei Aufträgen in Übersee fallen da kaum ins Gewicht. Unterm Strich arbeiten wir effizienter.
OZ: Wie laufen die Geschäfte ansonsten im Ausland?
Zeschky: Im letzten Jahr sind die Bestellungen bei Nordex um rund 20 Prozent gestiegen. Und der Löwenanteil davon kam aus dem europäischen Ausland. Für 2014 erwarten wir einen weiteren Auftrieb.
OZ: Warum gibt es keine Offshore-Anlagen von Nordex?
Zeschky: Der Markt ist etwas für die ganz Großen der Branche. Damit meine ich Kunden und auch Hersteller. Mittelständler haben nicht die Bilanz, derartige Projektrisiken zu tragen. Das sehen die Kunden so und vor allem deren Banken, die das Geld für die Projekte geben. Ich halte viel von Wettbewerb, aber nicht wenn der von Anfang an chancenlos ist. Zumal es viel Potenzial im Geschäft an Land gibt.
OZ: Wie steht es um die Entwicklung des 65,5-Meter-Flügels in Rostock?
Zeschky: Das ist unser nächstes großes Projekt in der technischen Entwicklung. Das Rotorblatt für die N131/3000 wird erneut Maßstäbe setzen. Und als Ingenieur bin ich stolz, dass wir den Schritt in Eigenregie durchziehen.
OZ: Wie sind die Produktionsanlagen in Rostock ausgelastet?
Zeschky: Unsere beiden Werksstandorte in Rostock laufen unter Volllast. Dafür sind die hohe Nachfrage und die Konzentration der Fertigung auf Rostock verantwortlich. Ich bin stolz, dass es uns so gelang, die Produktionsmenge um fast 50 Prozent zu erhöhen. Natürlich auch durch die Einstellung neuer Mitarbeiter. Heute arbeiten in Rostock schon fast 1400 Kollegen.
OZ: Wie sehen die Pläne von Nordex für die nächsten Jahre aus?
Zeschky: Wir wollen weiter wachsen. Dabei sehen wir viele neue Chancen in Wachstumsmärkten wie Südamerika oder Südafrika, aber auch in zum Teil schon etablierten Ländern und Regionen: Stichworte sind Skandinavien, die britischen Inseln oder die Türkei.
OZ: Was bedeutet das für den Standort Rostock?
Zeschky: Rostock ist unser Wertschöpfungszentrum. Alle Aufträge müssen durch unser Werk und sichern so Nordex-Arbeitsplätze und weitere Jobs im Großraum Rostock bei Lieferanten und Dienstleistern.