Straubinger Tagblatt 11.05.2017
Big Data - der neue Rohstoff der Wirtschaft
Die "großen Daten" gewinnen aber erst an Wert, wenn aus ihnen Wissen wird - Potenzial ist enorm
Von Dr. Gerald Schneider
Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Legensbereiche. Für Privatanwender hat sich vieles vereinfacht: Das Kinoticket lässt sich ebenso mit dem Handy kaufen wie eine Bahnfahrkarte. Apps zeigen in Städten freie Parkplätze und Bankgeschäfte lassen sich vom Sofa aus erledigen. Was für den Smartphonebesitzer zunächst eine Erleichterung darstellt, das deutet für die Wirtschaft aber weit mehr. Neue Wertschöpfungsketten, neue Produkte und neue Chancen, die weit über das bedienen von ein paar Apps auf dem Telefon hinausweisen. Dazui müssen sich Unternehmen den Rohstoff der Digitalisierung erschließen können: Die Daten. Gewaltige Datenmengen fallen ständig an. Sei es im Straßenverkehr oder in der Kommunikation. Big Data nennt man diese gewaltige Menge an Daten, die auf den ersten Blick so unüberschaubar sind, dass sich daraus zunächst einmal wenig ablesen lässt. Doch dieser Eindruck täuscht. Mit den richtigen Technologien lassen sich aus den gewaltigen Datenmengen Erkenntnisse gewinnen, die für neue Produkte, optimierte Warenströme und zielgenauere Geschäftsentscheidungen von Bedeutung sind. "Die wirtschaftlichen Potenziale von Big-Data-Technologien sind groß und die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz innovativer Anwendungen im Freistaat gut", sagt Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw.) Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft hat sich besonders mit dem Thema beschäftigt und sieht gerade für die Unternehmen im Freistaat große Zukunftschancen. Am kommenden Montag wird sich der Zukunftsrat im Rahmen einer Veranstaltung in der Sennenbogen Akademie in Straubing in Kooperation mit unserer Zeitung mit dem Thema Big Data befassen und näher auf die möglichen Anwendungsgebiete und Chancen, aber auch Hindernisse in der Anwendung eingehen. Dabei wird auch die aktuelle vbw-Studie "BigData im Freistaat Bayern - Chancen und Herausforderungen" vorgestellt.
Die intelligent Analyse und Nurzung großer Datenmengen wird für die Unternehmen zunehmend zu einem erfolgskritischen Wettbewerbsfaktor". ist Gaffal überzeugt. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen gelte es dabei zu unterstützen, "ihre Potenziale durch Big Data zu erkennen und auszuschöpfen". Dabei versprechen sich Unternehmen schon heute viel von der Anwendung von Big-Data-Technologien. Die Erwartungen reichen lauf vbw-Studie von einer besseren Steuerung der operativen Prozesse, der Kostenreduktion und besseren strategischen Entscheidungen bis zu beschleunigten Abläufen, einem bessere Kundenverständnis und zu einer Erhöhung der Umsatzes. Verbunden mit der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0), was mit dem "Internet der Dinge" umschrieben wird und eine intelligente, abgestimmte und weitgehend automatisierte Fertigung und Prozessteuerung beschreibt, eröffnen sich für die Anwendung von Big-Data-Technologien neue Möglichkeiten. Insbesondere geht es dabei darum, die gewaltigen Datenmengen zu erfassen, zu strukturieren und daraus die jeweils relevanten Schlüsse zu ziehen. "Big Data ist ein Wachstumstreiber für den künftigen Erfolg unseres Standorts", ist Gaffal überzeugt. Anwendungen gibt es bereits. Ein Fallbeispiel aus der vbw-Studie dreht sich um Versicherungstarife. Die Analyse großer Datenmengen ist für Versicherungen bereits längst Alltag. Hier geht es darum, Risiken abzuschätzen und daraus die passenden Tarifmodelle zu erstellen. Der Versicherungskonzern Huk-Coburg etwa nutzt die Auswertung von Big Data, um anhand des tatsächlichen Fahrverhaltens eines Fahrers dessen Tarif zu ermitteln. Dazu wird das Fahrzeug des Versicherten mit einer Box ausgestattet, die selbständig Informationen über das Fahrverhalten sammelt und an den Versicherer überträgt. Aus idesen Daten errechnet sich ein Wert, der Aufschluss über das Fahrverhalten liefert. Wer umsichtig und vorausschauend fährt, kann erheblich beim Tarif sparen. Im Bereich der Logistik fallen pro Jahr Milliarden von Datensätzen an. Durch eine strukturierte Auswertung dieser Daten mithilfe mathematischer Algorithmen lassen sich Warenströme analysieren und optimieren. Auch in der Medizin eröffnen sich Anwendungsfelder. Mit Software-Tools für Text- und Bilderkennung können Mediziner und Forscher große Datenmengen schnell durchsuchen, analysieren und interpretieren. Bayerische Autobauer wollen beim autonomen Fahren eine Spitzenposition einnehmen. Doch damit ein Auto auch ohne Fahrer sicher den Weg durch den Straßendschungel findet, ist die Auswertung zahlreicher Sensor- und anderer Verkehrsdaten notwendig. Und mit den entsprechenden Daten lassen sich auch die autonom fahrenden Autos schnell, sicher und ohne Stau an ihr Ziel lotsen. Doch die Auswertung dieser gewaltigen Datenmenge und ihre abgestimmte Anwendung gelingen nur mit moderen Big-Data-Lösungen. Gerade Bayern nehme interantional eine Spitzenposition unter den High-Tech-Regionen ein, folgert die vbw. "Wir können unseren Wohlstand und unsere Arbeitsplätze nur sichern, wenn wir verstärkt auf Innovation und Technologieführerschaft setzen", ist Gaffal überzeugt. "Big Data ist ein Wachstumstreiber für den künftigen Erfolg unseres Standorts", betont er. Doch dazu seien die Voraussetzungen noch verbesserungsbedürftig. So gebe es zum Beispiel doch deutliche Hemmnisse für die Nutzung von Big-Data-Lösungen. vbw-Präsident Gaffal zählt dazu unter anderem "unzureichendes datenspezifisches Know-how, einen Mangel an Fachkräften und rechtliche Unsicherheiten". Gerade in Fragen der Datensicherheit müsse auch der Gesetzgeber noch praktikable und nachhaltige Voraussetzungen schaffen, fordert er. Dennoch, so ist die vbw überzeugt, führt an einer umfassenden Nutzung von Big-Data-Technologien in Zukunft kein Weg mehr vorbei. Aus diesem Grund empfiehlt der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft "eine Big-Data-Strategie für Deutschland, den Freistaat und in jedem bayerischen Unternehmen zu entwickeln".
Norcom, als Inovationsführer wird sich dabei ein Stück vom großen Kuchen abschneiden....