Nikola-Gründer Trevor Milton schuldig gesprochen (handelsblatt.com)
Nikola-Gründer Trevor Milton schuldig gesprochen
Das Urteil gegen den Gründer des Truck-Start-ups Nikola, Trevor Milton, ist gefallen: Es lautet auf mehrfachen Betrug. Milton drohen bis zu 20 Jahre Haft.
New York. Der Gründer des US-Truckherstellers Nikola, Trevor Milton, hat sich des Betrugs schuldig gemacht. Das entschied ein Bundesgericht in Manhattan am Freitag.
Der 40-Jährige Milton wurde in drei Betrugsfällen im Zusammenhang mit überoptimistischen Versprechen Nikolas verurteilt. Laut dem Urteil hat er die Investoren des Elektro-Lkw-Start-ups in die Irre geführt. Von einer schwereren Anklage wegen Wertpapierbetrugs wurde er freigesprochen, ihm drohen aber dennoch bis zu 20 Jahre Gefängnis.
Das eindeutige Urteil gegen Milton, der auf nicht schuldig plädiert hatte, überrascht. Es unterstreicht das Bemühen des US-Justizministeriums, härter gegen Wirtschaftskriminalität vorzugehen.
Ich denke, die Beweise waren eindeutig, zitierte die Agentur Bloomberg eine Geschworene. Ich habe nichts Falsches getan, verteidigte sich Milton vor dem Gerichtsgebäude. Er habe nur über Nikolas Geschäftspläne gesprochen. Er werde weiterkämpfen. Das Strafmaß soll am 27. Januar verkündet werden.
Wir begrüßen die Aufmerksamkeit des Gerichts und der Geschworenen in dieser Angelegenheit, erklärte Nikola auf Handelsblatt-Anfrage am Freitagabend. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es in diesem Prozess um Aussagen ging, die Herr Milton vor mehreren Jahren gemacht hat. Die Staatsanwälte hätten nicht die vielversprechende Zukunft des Unternehmens und seine einzigartige Fähigkeit, die kommerzielle Transportindustrie positiv zu verändern, infrage gestellt. Wir bei Nikola freuen uns, dieses Kapitel abzuschließen.
Der Prozess hatte am 13. September begonnen. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass Milton Kleinanleger zum Kauf von Nikola-Aktien verleitete, indem er in zahlreichen Tweets, Medieninterviews und Podcasts falsche Aussagen über die Produkte und Fähigkeiten des Unternehmens machte.
Im Visier der Shortseller
Es war eine Lüge nach der anderen, sagte die stellvertretende Staatsanwältin Jordan Estes in ihrem Schlussplädoyer am Donnerstag. Seine Lügen mögen in den sozialen Medien verbreitet worden sein, aber täuschen Sie sich nicht: Dies war ein altmodischer Betrug.
Milton war in der Branche für großartige Ankündigungen bekannt. Er bezeichnete die eigene Technik als der Konkurrenz zehn bis 15 Jahre voraus. Er versprach: Nikola hat den heiligen Gral der Lkw-Branche gefunden. Und er beschimpfte Neider, lügende Journalisten und Shortys, also Leerverkäufer. Letztere leiteten sein Ende ein.
Am 10. September 2020, zwei Tage nachdem Nikola eine Partnerschaft mit General Motors verkündete hatte, präsentierte das Shortselling-Haus Hindenburg Research, das auf einen Absturz der Nikola-Aktie wettete, einen verheerenden Report. Hindenburg ist umstritten die Vorwürfe trafen aber ins Schwarze.
Kern der Kritik waren die vielen Kehrtwenden und zweifelhaften Aussagen Miltons. Recherchen der Financial Times bestätigten außerdem später, dass ein als Nikola One bezeichneter Truck in einem Werbevideo 2017 schlicht einen sanften Hügel hinunterrollte, statt selbst zu fahren. Und dass entgegen Miltons Behauptungen keine Solarzellen auf dem Dach der Nikola-Zentrale waren, belegten Satellitenaufnahmen. Milton hatte auf eine Handelsblatt-Anfrage zu seinen Behauptungen nicht reagiert.
Gerettet hat Nikola ein schneller Wechsel an der Spitze: Zehn Tage nach Veröffentlichung des Hindenburg-Reports wurde Milton vom Hof gejagt. Künftig führt der frühere Opel-Chef Michael Lohscheller das Unternehmen.
Der bisherige Chef Mark Russell erklärte vor Gericht, er habe erst nach seinem Eintritt in das Unternehmen erfahren, dass der erste Elektro-Lkw weder eine erdgasbetriebene Turbine noch eine Brennstoffzelle hatte, als Milton ihn vorgestellt hatte.
Milton ist immer noch der größte Einzelaktionär des Unternehmens. Sein Vermögen ist auf Hunderte von Millionen Dollar geschrumpft, nachdem es kurz nach der Börsennotierung Nikolas im Juni 2020 noch in die Milliarden gegangen war.