Marktführer bei Elektrolyseuren ist Nel Asa. Die Norweger decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, von der Erzeugungstechnologie bis zum Vertrieb über Wasserstofftankstellen. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus Industrie und Energiewirtschaft, etwa der Ölriese Royal Dutch Shell. Der Abnehmerkreis wächst schnell: Nel entwickelt beispielsweise mit dem US-Unternehmen First Solar ein Photovoltaik-Wasserstoffkraftwerk und baut mit dem spanischen Stromversorger Iberdrola die größte Anlage für grünen Wasserstoff in Europa. Bei einigen ihrer Partner ist Nel auch direkt eingestiegen, unter anderem beim US-Startup Nikola. Der Wasserstofftruck-Hersteller verfehlte im vergangenen Jahr nach einem fulminanten Börsengang seine Unternehmensziele, log in einem Imagefilm über die Fahrtauglichkeit seiner Produkte und schickte seine Aktie damit tief ins Minus. Nel kostete der Absturz von Nikola eine Stange Geld. Unter dem Strich war die Beteiligung bisher dennoch lukrativ: 2018 investierte Nel fünf Millionen Dollar, zum Ende des zweiten Quartals liegt der Wert bei knapp dem Vierfachen. Seitdem ist die Nikola-Aktie jedoch abermals um 30 Prozent eingebrochen. Wichtiger als die Kursentwicklung am Finanzmarkt ist für Nel aber, wie es mit Nikolas operativem Geschäft weitergeht. Die ersten Wasserstofftrucks sollen 2023 vom Band rollen. Nel wird als Partner des Startups die nötige Infrastruktur für die Wasserstoff-Lkw bereitstellen, also Elektrolyse-Anlagen und Wasserstofftankstellen. Sollte Nikola mit dem Start seiner Fahrzeuge erfolgreich sein, winkt Nel ein gutes Geschäft. Falls sich die Markteinführung weiter verzögert oder gar floppt, drohen weitere Wertberichtigungen der Beteiligung und ein potenziell wertvoller Partner fällt aus. Besser lief die Beteiligung am dänischen Wasserstoffunternehmen Everfuel, an dem Nel 16 Prozent der Aktien hält. Zwar mussten die Norweger im abgelaufenen Quartal eine Wertkorrektur über knapp 21 Millionen Euro vornehmen, insgesamt hat sich das Investment aber gelohnt. Zum aktuellen Kurs gilt die grobe Faustformel: Steigt die Everfuel-Aktie um einen Euro, steigt Nels Beteiligungswert um zwölf Millionen Euro. Die Produktion für Everfuel und Nikola soll im vierten Quartal anlaufen. Nels jüngste Quartalszahlen enttäuschten allerdings: Der Umsatz stieg um moderate zehn Prozent, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Wertberichtigungen (Ebitda) schoss hingegen um 150 Prozent in die Höhe. Unter dem Strich blieb ein Nettoverlust von knapp 18 Millionen Euro. Nel begründet die schwachen Zahlen mit hohen Investitionen ins Wachstum der Firma. Tatsächlich läuft die neue Gigafabrik im norwegischen Herøya schon zu vollen Kosten, bringt aber noch keine Einnahmen. Für die kommenden Jahre prophezeien die Analysten Nel ein rasantes Wachstum, bis 2023 gar Umsatzsprünge von 50 Prozent jährlich. Dann winken auch erste Ebitda-Gewinne im niedrigen Millionenbereich. Für dieses Jahr rechnen sie mit Einnahmen von 61 Millionen Euro bei einem Ebitda-Verlust von 23 Millionen. Nach dem Höhenflug im Frühjahr konnte Nel den Abwärtstrend lange nicht stoppen, in der Spitze verlor die Aktie 60 Prozent. Nun scheint das Papier einen Boden gefunden zu haben, steigt zaghaft. Zum aktuellen Kurs um 1,40 Euro können Anleger einen Neueinstieg wagen, um vom vielversprechenden Markt für Elektrolyseure zu profitieren. Mit einer 27-fachen Umsatzbewertung ist Nel im Branchenvergleich günstig, wenngleich für einen Industriewert ambitioniert bewertet. Das schnelle Wachstum könnte zu einer soliden Erholung führen.