Die Nervosität bei Meyer Burger steigt
Am Mittwoch entscheiden die Aktionäre über die Zuwahl der Aktivistin Sentis in den Verwaltungsrat. Es wird knapp.
SYLVIANE CHASSOT
S&T überweist an Meyer Burger für die Softwaretochter rund 14 Mio. Fr. in bar. S&T überweist an Meyer Burger für die Softwaretochter rund 14 Mio. Fr. in bar.
Vor der ausserordentlichen Generalversammlung (a. o. GV) zur Wahl von Mark Kerekes in den Verwaltungsrat von Meyer Burger (MBTN 0.399 -0.2%) verschickte die Solarzulieferin vom Thunersee diese Woche ein Feuerwerk an Medienmitteilungen. Zweimal ging es ums Verscherbeln von Tafelsilber, einmal um einen Auftrag des Start-ups Oxford PV. Die Massnahmen spülen rund 50 Mio. Fr. in die Kasse – gerade genug, um im Überlebenskampf einmal Luft zu holen.
Die Verkäufe betreffen den Hauptsitz in Gwatt und das Software-Geschäft AIS. Das Gebäude bringt über fünf Jahre gestaffelt 42,5 Mio. Fr. Nach Rückzahlung der Hypothek bleiben für Meyer Burger 19 Mio. Fr.
Weitere Sparmassnahmen
AIS war mit der Übernahme von Roth & Rau zu Meyer Burger gestossen. Bei der Solarzulieferin gehörte sie zur Sparte Specialized Technologies – der Sparte, die mit dem Fokus auf das Solargeschäft weiter an Bedeutung verlieren dürfte. Insofern passt der Verkauf zur strategischen Fokussierung. Er bringt Meyer Burger 14 Mio. Fr. mit einem Buchgewinn von 2 Mio. Fr. ein. Die 140 Mitarbeiter werde die österreichische Käuferin S&T übernehmen, teilte Meyer Burger mit.
Auch der Verkauf des Gebäudes ist nicht nur eine Massnahme zur Beschaffung von etwas Geld, sondern passt zur organisatorischen Neuausrichtung. Das operative Zentrum von Meyer Burger liegt im deutschen Hohenstein, und das Unternehmen will die Aktivitäten noch stärker dort konzentrieren. Die dritte Mitteilung der Woche betraf einen Auftrag. Oxford PV, strategische Partnerin von Meyer Burger zur Entwicklung der Zukunftstechnologie Perowskit, stocke die Produktionskapazität mit Meyer-Burger-Anlagen für 18 Mio. Fr. von 100 Megawatt (MW) auf 125 MW auf. Längst kommuniziert ist allerdings die Absicht, die Kapazität bis Ende 2020 gar auf 250 MW aufzubauen.
Die Aktie tat daher trotz all dieser Nachrichten keinen Wank. Beinahe untergegangen wäre dabei die Mitteilung der Stimmrechtsberaterin Glass Lewis, in der sie die Kandidatur von Kerekes unterstützt. Bei den Empfehlungen der Stimmrechtsberater steht es damit 2:2. ISS und Ethos unterstützen die Position des Verwaltungsrats und bezweifeln, dass Kerekes im Aufsichtsgremium einen Mehrwert liefern könnte. Glass Lewis und zRating hingegen setzen sich für eine Vertretung der Aktionäre im Verwaltungsrat ein.
Wer sich am Mittwoch im Stade de Suisse in Bern durchsetzt, hängt davon ab, wer mehr Aktionäre mobilisieren kann. Sentis, die zur Einberufung der a. o. GV eine Gruppe mit insgesamt vierzehn Aktionären gebildet hat, vereinigt rund 11,5% des gesamten Kapitals.
Mobilisierung entscheidend
Damit Meyer Burger eine Chance hat, Kerekes’ Einzug in den Verwaltungsrat noch abzuwenden, müssen in Bern mehr als 23% des Aktienkapitals vertreten sein. An der ordentlichen GV diesen Mai betrug die Quote 33,5%. Damals wurde von vier Anträgen von Sentis, die der VR nicht unterstützt hatte, nur einer angenommen. An anderen GV betrug die Aktionärsvertretung jedoch deutlich weniger als 30%. Das Unternehmen teilt auf Anfrage mit, die Zahl der Anmeldungen zur GV sei «im Rahmen» der Vorjahre – offenbar noch nicht so viele, dass man sich zurücklehnen mag. Ausser den Medienmitteilungen erhielten die rund 18 000 Aktionäre von Verwaltungsratspräsident Remo Lütolf mehrere Briefe.
www.fuw.ch/article/meyer-burger-verkauft-software-geschaeft/