Viel Spaß
Donnerstag, 14. November 2002
Jubel, Trubel, Heiterkeit
Knock, Knock, Knocking on Heaven’s door! Eine ganze Horde verunsicherter Fondsmanager rüttelte nach den überraschend robusten Einzelhandelszahlen an den himmlischen Pforten der Wall Street. Mit dem nahezu ausgeschöpften Potential am Rentenmarkt wirken Aktien auf einmal wieder sexy. Obwohl die Autoverkäufe im Oktober um 1,9 Prozent gesunken sind, fielen die Einzelhandelsdaten unverändert aus. Ohne Berücksichtigung der volatilen Sparte kam es zu einem Anstieg von 0,7 Prozent. Das stärkste Wachstum der letzten sechs Monate. Joe Shmo aus Idaho hat das konsumieren noch nicht verlernt. Trotz des hohen Schuldenbergs und dem niedrigsten Verbrauchervertrauen seit neun Jahren lautet das Motto: „Shop till you drop!“
Was ham’ wir doch gezittert. Womöglich aber doch etwas zu früh. Denn neben den Zahlen zum Einzelhandel deuten auch die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung auf einen überraschend positiven November für den Arbeitsmarkt. Die Erstanträgen sind im Vier-Wochen-Durchschnitt um 6 500 auf 396 750 gesunken. Wie waren doch gleich die Worte von Alan Greenspan: „Die jüngste Zinssenkung sollte sich als hilfreich erweisen.“
Die Bären mögen es noch nicht bemerkt haben. Aber hier an der Wall Street sind mehrere Gesellen auf dem Pelz draußen. Überraschend positive Wirtschaftsdaten, Licht am Ende des Hightech-Tunnels und wieder anziehende Übernahmeaktivitäten. Die 14 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Houshould International durch die englische HSBC Holding, ist der größte Deal dieses Jahres. Household ist der zweitgrößte Anbieter von US-Verbraucherkrediten. Und die Hightechs? Die führen schon seit Tagen ein gesundes Eigenleben. Auch an diesem Donnerstag gehörte der Sektor zu den größeren Gewinnern des Handelstages. Aus gutem Grund.
Wenn auch auf niedrigem Niveau, so scheint sich das fundamentale Umfeld doch stabilisiert zu haben. Nun gibt auch IBM für 2003 grünes Licht. Die Ertrags- und Umsatzschätzungen des Marktes seien realistisch. Was das noch laufende Quartal betrifft, musste man bei den Aussagen des Managements zwischen den Zeilen lesen. Dass man auf der Analystenkonferenz im Vorfeld der Kommentare zum nächsten Jahr keine Änderungen ankündigte, spricht für eine ruhige See. Das vierte Quartal dürfte mindestens im Rahmen der Schätzungen ausfallen. Mit der sich aufhellenden Stimmung zu den Hightechs, steigt leider auch die Erwartungshaltung. Dass gut dann nicht mehr gut genug ist, bekommt nach Börsenschluss Dell Computer zu spüren. Der Gewinn stieg um 31 Prozent auf 21 Cent und der Umsatz auf 9,14 Milliarden Dollar. Beides trifft die Erwartungen wie die Faust auf’s Auge. Und genau hier liegt der Hund begraben. Bei der Credit Suisse und der Banc of Amerika hatte man auf noch höhere Umsätze gehofft – vergeblich. Zudem schlägt Dell doch eigentlich immer die Schätzungen! Nur eben dieses Mal nicht. Ein Beinbruch? Sicher nicht! Denn der PC-König wird auch im vierten Quartal auf dem Erfolgskurs bleiben. Mit einem Gewinn von 23 Cent und einem Umsatz von 9,7 Milliarden Dollar, wird man auch im letzten Quartal eines extrem schwierigen Jahres die Wall Street nicht enttäuschen.
Lehnen wir uns also gelassen zurück und trinken einen Kaffee. Am besten bei Starbucks. Dort brummen die Geschäfte nämlich weiterhin auf Hochtouren. Das Ergebnis wurde um 10 Prozent auf 15 Cent gesteigert. Exakt im Rahmen der Prognosen. Der Umsatz kletterte um Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 865 Millionen Dollar. In jedem der nächsten drei bis fünf Jahre soll der Umsatz 20 Prozent und der Gewinn 20 bis 25 Prozent steigen. Langfristig wolle man weltweit über 25 000 Geschäfte betreiben. Na dann mal Kaffee!
Ihr Markus Koch