"... Insolvenz bedeutet heute nicht mehr zwingend Abwicklung. Wenn die Lufthansa sich in das Schutzschirmverfahren begibt, solange noch Liquidität vorhanden ist, dann kann sie den Versuch unternehmen, sich in Abstimmung mit einem bestellten Sachwalter selbst zu sanieren. Die Politik könnte man so heraushalten.
Die unmittelbare Folge wäre, dass den Aktionären die Kontrolle über das Unternehmen entrissen würde. Wie wir das bei anderen Sanierungsfällen wie Steinhoff International (WKN:
A14XB9) beobachten konnten, übernehmen schnell die Gläubiger das Ruder. Sie würden gemeinsam mit den Konzernverantwortlichen und dem Sachverwalter einen Sanierungsplan erarbeiten. Soweit alle Seiten überzeugt sind, dass dieser gerecht ist und weniger Wert vernichtet als eine Liquidierung, würde er verabschiedet und umgesetzt.
...Bleibt also die Frage, woher weiteres Geld kommen würde. Nun, wahrscheinlich würde es überhaupt nicht kommen, denn es gilt weiterhin, was das Management schrieb: „Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können.“ Stattdessen würde das Schutzschirmverfahren sicherstellen, dass nur noch unmittelbar betriebsnotwendiges Geld abfließen würde.
Aktionären droht dann grundsätzlich ein Totalverlust und bei den Gläubigern wäre eine riesige Geldsumme im Feuer. Zum 31.12.2019 standen 8,4 Mrd. Euro langfristige Finanzschulden und 16 Mrd. Euro kurzfristige Verbindlichkeiten in der Bilanz. Allerdings steht den Gläubigern neben dem Nachschießen von weiterem Geld oder einem Schuldenschnitt noch eine dritte Option offen: Sie können ihre Ansprüche in Eigenkapital umwandeln – soweit sie sich einig werden.
Gläubiger würden also ihre Ansprüche zu festgelegten Konditionen für den Erwerb neuer Anteile einsetzen. Beim aktuellen Aktienkurs von 8 Euro müsste die Anzahl der Anteile wohl in etwa verdreifacht werden, um auf eine ähnliche Summe wie Air France-KLM zu kommen.
Die Lufthansa wäre dann wahrscheinlich zumindest bis zum Jahresende durchfinanziert, aber den aktuellen Aktionären würde nur noch ein Drittel des Unternehmens gehören.
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