Mal ehrlich, was rechtfertigt ein KGV von 5?
Normalerweise kann ein so niedriges KGV nur in zwei Szenarien gerechtfertigt werden
a) es gab außergewöhnliche nicht nachhaltige Gewinne oder
b) es drohen sehr ernsthafte Risiken für die Existenz des Unternehmens
Beides ist für mich nicht in Sicht. Die Sondergewinne nach der Übernahme von AB waren gewiss da, aber eben auch nicht exorbitant in Relation zum Kerngeschäft und die Gewinne von 4 bis 5 Euro pro Jahr erscheinen mir auch bei steigenden Ölpreisen nachhaltig erwirtschaftbar. Der Ölpreis springt ja an, weil die Weltwirtschaft wieder runder läuft und je besser die Weltwirtschaft läuft, umso mehr Business-Flüge werden auch verkauft, natürlich mit Kerosin-Aufschlag. Dass die McKinzeys dieser Welt wegen der Flugkosten auf Ryan-Air umsteigen oder lieber Bahn fahren, ist doch nicht wirklich zu erwarten. Und dass LH ihre Slots zurückgäbe, weil sie diese nicht mehr wirtschaftlich füllen könnte, habe ich auch noch nirgendwo gelesen.
Klar sehe auch ich Risiken bei LH: politische mit dem Brexit und mit den Partnern in der Türkei, wirtschaftliche mit dem Ölpreis, unternehmensinterne mit einer viel zu starken Gewerkschaft im Nacken. Aber sind diese Risiken nur gewinnschmälernd oder sind sie existenzbedrohend, das muss doch die Frage bei KGV 5 sein.
Wer ein KGV 5 sieht, muss das Risiko einer Insolvenz schon aus dem Kurs ablesen und darf nur so stark investiert sein, dass er die Insolvenz verkraftet. Aber wer glaubt, dass LH überlebt und ihr heutiges Geschäft auch nur in etwa weiter betreiben kann, kann bei diesen Kursen sinnvoller Weise nicht verkaufen.
Oder was habe ich übersehen?