Ich habe auch gestern abend überlegt, was ich machen soll. Abstoßen, Nachkaufen, oder mit einem Put oder Call von der Bewegung profitieren.
Ich habe letztendlich nichts gemacht, da ich zum Glück aus dem Risiko raus bin.
Ich habe Dez. 2018 bei 18,90 € gekauft und Feb. 2021 33% meiner Position bei 129,50 € verkauft, also +585% auf diesen Teil und nach Steuern ca. 120% der Gesamtinvestitionskosten der gesamte Position. Auch wenn ich real Buchgeld verloren habe (gestern hatte ich auf die Position +580%, heute +385%), sage ich mir, dass ich die aktuelle Position quasi geschenkt habe und somit ganz entspannt aussitzen werde, egal was passiert. Und die Füße still halten werde und weder auf eine Erholung, noch auf einen Absturz spekulieren werde.
Die Sache selbst schätze ich so ein:
Eine Hauptversammlung abzusagen ist so der Worst Case überhaupt. Bei Wackelunternehmen war das dann immer der Schritt vor der Insolvenz. Daher versucht man das alleine fürs Image um jeden Preis zu vermeiden und man kann ja mit dem Finanzamt sehr kooperativ verhandeln. Dass es jetzt zu diesem Schritt (mit folgenden jahrelangem Vertrauensverlust) gekommen ist, zeigt, dass da ein massives real existierendes Problem sein muss.
Der Kurs hat ca. 1/3 nachgegeben. Das zeigt wohl die Markteinschätzung: 2/3 glauben, dass L&S da eine Strafe zahlt und es weiter geht.
Und 1/3 glaubt nicht mehr an eine positive Zukunft. Ein Grund sind sicher die überspezifische Dementis in der Adhoc-Mitteilung:
"für die Jahre 2008 bis 2010 hält der Vorstand eine Beanstandung der Geschäfte für alle betreffenden Jahre insgesamt für unbegründet." => Aber es werden aktuell 2007 bis 2011 moniert, aber nur für 2008-2010 hält der Vorstand es für unbegründet. Was ist mit 2007 und 2011? Und was ist mit 2012ff? Das Handelsvolumen wurde von Jahr zu Jahr größer. Kommt da vielleicht noch ein Hammer?
"Die Beurteilung gründet ferner darauf, dass nach aktuellem Kenntnisstand keine Gesellschaft des Lang & Schwarz-Konzerns wissentlich eine Mehrfacherstattung von Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag beantragt oder erhalten hat" => Warum nur "nach aktuellem Kenntnisstand"? Ich weiß doch welche Aktien ich wann hatte und welche Steuererstattungen ich erhalten hatte. Das ist das Geschäftsmodell und die Existenzberechtigung eines Brokers, dass ihm keine Aktien, Dividenden etc. verloren gehen, sondern er zu jedem Zeitpunkt alles exakt zuordnen kann. Und genau hier können sie es nicht exakt sagen? Ja klar.
Und dann wird nach dem "aktuellen Kenntnisstand" noch mal ein "wissentlich" draufgepackt.
Da kann ich doch schreiben, dass es keine Erstattungen nicht gab. Stattdessen gehen bei mir bei so einem überspezfischen Dementi eben die Alarmglocken an: Es könnte also eine andere Gesellschaft [mit der Hilfe von L&S] beantragt haben oder L&S selbst könnte es unwissentlich [z.B. im Rahmen automatischer Prozesse oder durch externe Vertragspartner oder .... ] beantragt haben. Oder oder oder.
In der Regel wird der Vorstand ja überall rausgehalten, damit er solche Dementis geben kann, aber die unteren Abteilungen optimieren dann das Ergebnis "eigenständig". Schaut mal wie in der Adhoc-Mitteilung steht: "Nach Auffassung des Vorstandes" oder "hält der Vorstand ... für unbegründet". Warum wird an den kritischen Stellen sorgfältig zwischen Vorstand und Lang&Schwarz unterschieden. Gibt es vielleicht (Rechts-) Abteilungen innerhalb der L&S, die das anders sehen als der Vorstand und die Formulierung nicht mittragen, dass die Gesellschaft das so sieht.
Naja, bisher sind alle anderen Banken auch mit einem blauen Auge aus CumEx rausgekommen und ich glaube, L&S machen ja kein Eigengeschäft. Wenn die als technischer Dienstleister da unsaubere Geschäfte abgewickelt haben, müssten die ja ihren Mandanten nennen (oder selbst verklagen) können.
Denn wenn man sich die vergangenen Bilanzen anschaut hatte L&S zumindestens bis 2020 nicht die Substanz um mal eben 60 Mio Strafe wegzustecken (bei 38 Mio Eigenkapital und in Summe 23 Mio € Gewinne von 2016 bis 2020, Zahlen von ariva.de/lang-schwarz-aktie/bilanz-guv ). Wenn sie die Forderung nicht abwehren können, werden sie schon mit einem Insolvenzverwalter sprechen müssen. Dann kann man als Aktionär nur auf eine Übernahme (z.B. durch Traderepublic oder einen der anderen Marketmaker wie die Baader Bank) hoffen.