klarer zu sehen.
Aliberto aus dem WO Forum hat es super zusammengefasst und bin mal so frei uns stell es hier auch rein:
"So nachdem ich jetzt eine Nacht drüber geschlafen hab, hier mal meine Anmerkungen und mein persönlicher Ausblick:
Thema Steuer:
Gemäß neuer gesetzlicher Regelung des KStG müßte LuS 2017 keine Steuern zahlen und hätte einen steuerlichen Verlust von 20 Mio. Euro generiert (die max. möglichen 1 Mio. davon werden wahrscheinlich ins Jahr 2016 zurückgetragen), die restlichen 19 Mio. sind Verlustvortrag. Aus Vorsichtsgründen wurden seitens der Gesellschaft Steuerrückstellungen von 3.5 Mio Euro gebildet.
Im Jahr 2018 hätte man gemäß der neuen gesetzlichen Regelung Steuern in Höhe von 12.6 Mio Euro zu zahlen; 3.5 Mio sind aus der Steuerrückstellung 2017 ja bereits vorhanden und die restlichen 9.1 Mio wurden dann insgesamt 2018 gebildet (Q1-Q3 = 1.87 Mio plus 7.2 Mio in Q4).
Antwort auf Shortguys-Beitrag #9.297
„Was mich wundert ist allerdings, dass dieses Thema erst mit der Änderung von 2017 aufgetreten sein soll. Das kann also nur daran liegen, dass (i) L&S sich nicht als KI bzw. Finanzdienstleistungsunternehmen qualifiziert (sondern als Finanzunternehmen, welche mit Ausnahme der Konzernklausel ab 2017 nicht mehr unter § 8b (7) KStG fallen)…..“
Genau richtig erkannt, LuS fällt nach aktueller Rechtslage wohl nicht unter den §8b (7) KStG und hier wurde mit Änderung des KStG ja auch der Begriff Kreditinstitut bzw. Finanzunternehmen „neu“ definiert. Hier mal der Link zum Gesetzentwurf inkl. ausführlicher Begründung, was demnach ab 2017 als KI bzw. Finanzunternehmen zu verstehen ist (Definition steht auf Seite 58 unter Finanzunternehmen):
„Künftig fallen unter die Finanzunternehmen im Sinne dieser Vorschrift nur noch diejenigen Finanzunternehmen, an denen Kreditinstitute oder Finanzdienstleistungsinstitute unmittelbar oder mittelbar zu mehr als 50 Prozent beteiligt sind. Die Regelung des § 3 Nummer 40 Satz 3 EStG erhält damit die bei der Einführung der Regelung angestrebte bankenspezifische Ausrichtung. Es fallen künftig nur Finanzunternehmen aus dem Bankensektor unter die Regelung, da auch nur diese aufsichtsrechtlich zur Absicherung ihrer Geschäfte mit Aktien verpflichtet sind. Durch die Steuerpflicht der Erträge können die Verluste aus den notwendigerweise abzuschließenden Gegengeschäften steuerlich kompensiert werden.“
dipbt.bundestag.de/dip21/brd/2016/0406-16.pdf
Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten:
1) Das FA akzeptiert die alte Zuordnung von LuS zu den bisherigen KI und Finanzinstituten, dann würden 2017 Steuern in Höhe von 3.5 Mio anfallen (diese wurden ja mit der Rückstellung 2017 gebildet) und 2018 wären Steuern in Höhe von ca. 3 Mio Euro fällig (auf das EdG von 9.65 Mio Steuern von 31%), hier wurden aber 9.1 Mio Rückstellungen gebildet und somit wären ca. 6.1 Mio an Rückstellungen aufzulösen.
oder
2) Das FA wendet konsequent die Neu-Regelung und Neu-Definition an und dann wären 2017 keine Steuern und 2018 dafür die 12.5 Mio. fällig (was natürlich auch vollkommen paradox ist, auf einen Gewinn von 9.6 Mio Euro Steuern in Höhe von 12.5 Mio zahlen zu müssen).
Wichtig für alle Aktionäre ist auf jeden Fall der Fakt, dass sofort bei Überschreiten der 50%-Beteiligungsgrenze von Kreditinstituten oder Finanzunternehmen an LuS auf jeden Fall wieder die Ausnahmeregelung gemäß §8b (7) KStG Anwendung findet und dass ab diesem Zeitpunkt Gewinne und Verluste aus Aktiengeschäften wieder voll anrechenbar wären und damit der max. mögliche Steuersatz bei LuS 31,23% betragen würde bzw. betragen kann (also quasi wieder eine Gleichschaltung der handelsrechtlichen und steuerlichen Berechnung) !
Aktueller Status Quo und mein Ausblick
Hier mal die Auflistung der Ergebnisse der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von LuS die letzten Jahre (also vor Steuern):
2015 = 8.7 Mio (EPS von 1,91 Euro nach 31% Steuern)
2016 = 7.0 Mio (EPS von 1,54 Euro nach 31% Steuern)
(hier wurde massiv in EDV, die Gründung der LS Exchange und für regulatorische Vorbereitungen wegen u.a. Einführung MIFID II investiert)
2017 = 11.4 Mio (EPS von 2,50 Euro nach 31% Steuern)
2018 = 9.6 Mio (EPS von 2,11 Euro nach 31% Steuern)
(Man sollte wohl auch explizit erwähnen, dass gerade Q4-2018 bei LuS sehr erfolgreich war und man ein EdG von 3.3 Mio in diesem Quartal erwirtschaftet hat; auch wenn die Verwaltungsaufwendungen in Q4 um 1 Mio höher ausgefallen wären, hätte man immer noch ein hervorragendes Quartal hingelegt und dies obwohl der DAX in Q4 um 13,9% gefallen ist und der DOW-Jones im Dezember mit minus 8,6% die schlechteste Performance seit 1931 hingelegt hat...soviel zum Thema „in fallenden Märkten verdient LuS nichts oder deutlicher weniger“ !!)
LuS hat die letzten Jahre strategisch alles richtig gemacht und sich deutlich breiter aufgestellt, dementsprechend zeigen diese Massnahmen nun auch die langfristig angestrebten und erhofften Erfolge (s. Entwicklung der EdG 2017 und 2018). Die verschiedenen Standbeine von LuS sind wie folgt:
• das ausserbörsliche L&S Tradecenter mit über 20 angeschlossenen Banken und Onlinebrokern (die Direktanschlüsse sind die Grundvoraussetzung um überhaupt Geschäft von einem Onlinebroker zu sehen und dies dauert und ist sehr sehr aufwendig)
• die 2016 gegründete börsliche LS Exchange mit anfänglichen Schwierigkeiten, nimmt nun auch immer mehr Fahrt auf und gewinnt immer mehr Direktanschlüsse und damit Aussicht auf steigende Umsätze (zuletzt hat gerade die Comdirect Bank verkündet, dass sie ab März 2019 die LS Exchange über eine Direktanbindung integriert und die LS Exchange dann auch in der Ordermaske gleichberechtigt mit Xetra oder Tradegate auftaucht; der neue Broker Trade Republic wickelt alle seine Geschäfte über die LS Exchange ab etc.)
• Derivatebereich mit dem Hauptprodukt der Turbozertifikate auf Aktien, Indices, Währungen, Rohstoffe etc. + im Markt einzigartige Wikifoliozertifikate mit Besicherungslösung + spezielle Zertifikate für institutionelle Gruppen und Anbieter (z.B. Endlos-Zertifikat auf Value-Stars-Deutschland-Index etc.)
• über die Lang & Schwarz Broker GmbH werden alle Leistungen rund um „going and being public“ angeboten, von der Erstnotierung über Kapitalerhöhungen mit Erstellung von Wertpapierprospekten, bis hin zum Designated Sponsor etc.; hier gibt es mittlerweile auch MM-Mandate von BlackRock in Wien auf ETF; auch MM-Mandate auf Aktien gibt es mittlerweile an ausländischen Börsen -Wien und BX Swiss- etc.
Die breitere Aufstellung führt bei LuS dazu, dass man nicht von einem Kunden oder einem Produkt abhängig ist und dies wurde auf der letzten HV so ja auch explizit ausgeführt. Die 10 größten Kunden machen ca. 90%, die 5 größten Kunden ca. 65% aller LuS Umsätze aus (der Wegfall die letzten Jahre der BEP, Quotrix oder DAB wegen Verschmelzung auf Consors wurde mehr als gut überstanden).
Die bestehenden Markteintrittsbarrieren sind riesig und dementsprechend kann man wohl von einem geschlossenen Markt sprechen, soll heißen, es dürfte kein Marktteilnehmer in den börslichen oder ausserbörslichen Handel neu eintreten und dafür ist einfach viel zu viel Aufwand (bei sehr geringen Chancen) und Zeit nötig.
Einen Markteintritt wird und kann es also nur über den Kauf einer der bestehenden Wertpapierhandelsfirmen geben; Regionalbörsen und schlecht aufgestellte Firmen (z.B. ICF, Renell, MWB) dürften keine Rolle spielen, da sie keinen börslichen und ausserbörslichen Handel anbieten. Die Deutsche Börse ist mit einer MK von 22 Mrd. auch kein Thema (zumal es hier wohl auch politische Einwände geben würde), die Tradegate AG ist aufgrund der Beteiligungs- und Rechtsstruktur auch nur für die Deutsche Börse interessant und dürfte früher oder später von der Deutschen Börse übernommen werden (aktuelles KGV jenseits der 30 !). Baader mit Gettex spielt aktuell m.M.n. wohl keine Rolle! Verbleibt eigentlich nur LuS !!
Dass es im Markt großes Interesse an solchen Firmen gibt, sieht man aktuell beim Bieterkampf um die Börse Oslo (Euronext gegen Nadaq) oder der auch mal geplanten Übernahme der London Exchange durch die Deutsche Börse AG etc..
So und da wird es jetzt interessant, alle möglichen Kaufinteressenten spielt die aktuelle „Steuerunsicherheit“ natürlich in die Karten und bei einem kompletten Kauf (oder Überschreiten der 50%-Grenze) fällt die Steuerproblematik ja sowieso weg. Dementsprechend werden alle Kaufinteressenten sowieso nur auf die zukünftigen Ergebnisse der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit achten und darauf max. 31% Steuern ansetzen.
Wie könnte jetzt ein möglicher Käufer rechnen, was setzt er als fairen Wert an und wie könnte er vorgehen ??
Bilanz absolut „sauber“ und keine aktivierten Firmenwerte oder Risiken, EK 30 Mio. und ein EdG die letzten Jahre von im Schnitt ca. 10 Mio. (ich runde mal auf, da dies einfacher für die Rechnung ist und die großen Investitionen der vergangenen Jahre jetzt eher wegfallen und Früchte tragen; ausserdem dürfte es ja durchaus noch einiges an Synergieeffekten und Einsparmöglichkeiten geben), darauf dann max. 31% ergibt einen Konzernüberschuss im Jahr von ca. 7 Mio. nach Steuern.
Einen möglichen Kaufpreis von z.B. 100 Mio. Euro (= Aktienkurs ca. 32,- Euro) aus Eigenkapital unterstellt, hätte der Käufer eine jährliche Eigenkapitalrendite von ca. 10% vor Steuern bzw. ca. 7% nach Steuern. Sofern man noch eine teilweise (50%) Fremdfinanzierung von z.B. 50 Mio Fremdkapital zu einem Zinssatz von z.B. 4% unterstellt, würde dies eine Eigenkapitalrendite von ca. 16% vor Steuern bzw. ca. 11% nach Steuern bedeuten …..nicht so schlecht in diesen „zinslosen Zeiten“ und wenn alle auf der Jagd nach Rendite sind !!
Als potentieller Käufer würde ich nun anfangen und Aktien bis zu einem gewissen Kurs (sagen wir mal 21,- bis 22,- Euro) über die nächsten Wochen und Monate kaufen und sobald ich dann eine ausreichende Stückzahl habe bzw. es keine Stücke mehr zu diesen Kursen gibt, dann im Laufe des Jahres ein erstes Übernahmeangebot zu z.B. 28,- Euro (Aufschlag von ca. 27% auf die letzten Kurse um 22,- Euro) abgeben. Dieses Übernahmeangebot würde ich mit einer Mindest-Annahmequote von 50% verbinden und gleichzeitig meine gekauften Aktien bei z.B. 29,- Euro als Deckel im Markt draufsetzen. Sofern sich zum Ende der Übernahmefrist kein Erreichen der 50%-Grenze abzeichnet, würde ich nachbessern auf z.B. 32,- Euro und dies auch wieder mit einer Mindestannahmequote verbinden. Meine Bestandsaktien würde ich nun aggressiver zu 32,- Euro oder darunter einstellen. Sofern ich jetzt die 50%-Grenze oder weit darüber erreiche, super Ziel erreicht; andersfalls gehe ich zum Ende der Angebotsfrist hin und verkaufe auch zu Kursen um die 30,- Euro meine im Bestand befindlichen Aktien (gebotener Übernahmekurs liegt ja bei 32,- Euro mit Mindestannahmequote) und habe so auf jeden Fall kein Risiko. Entweder dann 50% Annahmequote oder ich habe meine zu Kursen unter 22,- Euro gekauften Aktien, dann mit einem Profit von mindestens 40% wieder verkauft.
Mein persönliches Fazit:
Durch die Steuerthematik notiert LuS aktuell m.M.n. deutlich unter „fairen Wert“ und die „Gefahr“ einer freundlichen oder feindlichen Übernahme war nie größer. Alle Kaufinteressenten dürfte die Steuerthematik in die Hände spielen und daher kann ich mir gut vorstellen, dass es bei diesen Kursen dann auch Käufer gibt und diese die Stücke dankend annehmen. Meldeschwellen gemäß WpHG gibt es erst ab 25%, gemäß Körperschaftssteuergesetzt ab 10% (aber da kann man ja auch über „Zwischengesellschaften“ kaufen). Ich persönlich werde bei diesen Kursen nicht verkaufen, auch wenn mich die Steuerthematik und die Art der Kommunikation seitens LuS wirklich nervt. Sofern mir hier ein potentieller Käufer aber momentan (bis zur Klärung der Steuerthematik) Kurse um die 30,- Euro bieten würde, würde ich durchaus über einen Verkauf nachdenken (selbst wenn dies ein KGV von 14 oder 15 bedeuten würde).
Schauen wir mal, wo die Reise hingeht !!"