Nun ja diese Diskussion über eine mögliche Privatisierung der in den USA gelisteten chinesischen ADR Aktien gibt es nun schon seit zig Jahren. Viel mehr sehe ich die Verunsicherung bei den China Aktien in den USA an den neuen Regularien der chinesischen Politik. Aber diese neue Regularien zielen eher darauf ab große chinesische Internetfirmen nicht zu Monopolisten werden zu lassen. Von dem her sehe ich das schon sehr gelassen. Aber ohne Frage Unsicherheit ist in den Chinaaktien drin.
Dass Jinko sich komplett von der Wallstreet verabschieden wird kann ich mir nicht vorstellen. Zum einen kommt Jinko über die Wallstrett recht einfach an US Dollar ran (das ist in China schon deutlich schwieriger - da gibt es Quoten) und die braucht man halt als global agierendes Unternehmen und zum anderen ist ja eine Wallstreetnotiz auch kostenloses Marketing. Bei Daqo ist das z.B. aber eine andere Geschichte, denn die agieren nicht global, sondern verkaufen ihr Poly nur in China. Bei Daqo kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man da eventuell über einen Abgang von der Wallstreet nachdenkt. Die riesige Diskrepanz der Daqo Aktie zwischen Chinanotierung und Wallstreetnotierung ist echt krass. In China wird Daqo mit umgerechnet 18,6 Mrd. $ bewertet, während an der Wallstreet die aktuelle Bewertung bei 3,7 Mrd. $ steht. Dass da das Daqo Management ins Grübeln kommt kann ich schon mehr als nachvollziehen. Daqo will aber offenbar erst noch was probieren. So will man ab kommenden Jahr 30% der Gewinne an die Aktionäre weiter geben. In diesem Jahr wird Daqo einen Nettogewinn von um die 900 Mio. $ generieren. Damit würde Daqo also rd. 300 Mio. $ an seine Aktionäre ausschütten. Das wäre eine Dividendenrendite nach Wallstreetnotierung von fast 8% !! Zudem kann man sich bei Daqo vorstellen ein größeres Aktienrückkaufprogramm an der Wallstreet zu starten. Da Daqo Geld verdient ohne Ende und nun mit dem China Börsengang in Geld schwimmt sollte das für Daqo eigentlich überhaupt kein Problem sein.
Daqo kann man aber nicht mit Jinko vergleichen. Daqo verkauft sein Poly nur in China und hat fantastische Gewinnmargen, während Jinko global seine Module verkauft und die Gewinnmargen sind ja eher recht bescheiden. Zudem fährt Jinko für mich eigentlich eine klare Strategie um nach dem China Börsengang nicht nur eine reine Holding an der Wallstreet zu sein. Man hat sich mit kleinem Geld an zwei chinesischen Polyproduktionen von Tongwei und Xinte beteiligt und man geht so richtig ins Speichergeschäft rein. Das alles spricht nicht dafür, dass Jinko die Wallstreet verlassen wird. Zumal ja die Wallstreetnotierung wie erwähnt schon Vorteile hat für das Unternehmen Jinko.
Ich sehe jedoch bei Solaraktien ganz andere Probleme auf die der Aktionär in seinem Artikel überhaupt nicht eingeht:
- in den USA werden seit letzter Woche nun wohl Importmodule der China Solaris abgewiesen vom US Zoll bzw. vom US Heimatschutz und erst wenn die China Solaris ein transparentes Lieferkettenprotokoll vorlegen können, dass in den Modulen nichts aus dem chinesischen Uiguren Gebiet drin ist, dürfen die wieder in die USa importieren. Warum Jinko und Co solche Lieferkettenprotokolle immer noch nicht haben ist mir echt ein Rätsel, denn dass das kommen wird ist schon seit Februar bekannt und Jinko sagte noch im Q1 CC im März, dass man im April ein solches Lieferkettenprotokoll dem US Zoll vorlegen wird. Passiert ist das offenbar nicht.
Sollte es dabei bleiben, dass kein Modul mehr von den großen China Solaris in die USA rein kommt, egal in welchem Land die hergestellt wurden, dann hätte das für Jinko und Co schon große negative Folgen bei Absatz und Gewinn. Jinko setzt in den USA etwa 2 bis 2,5 GW an Modulen im Jahr ab (ca. 10% des Modulgesamtabsatzes) und verdient sich mit ihren bificalen Modulen in den USA eine goldene Nase, denn für bificale Module gibt es in den USA nicht die üblichen 20% Importzölle und Jinko ist aktuell immer noch der größte Produzent von bifcalen Modulen, die Jinko aus Malaysia in die USA importiert..
- von einer Gruppe US Solaris wird vom Heimatministerium gefordert, dass für alle China Solaris Antidumpingzölle erhoben werden, egal aus welcher Produktion die Module kommen, sei es Malaysia, Vietnam oder Thailand. Der US Senat scheint da ganz dafür zu sein.
- in Indien wird es ab April 2022 zu Importzolle von Modulen von 20% kommen
Das sind jetzt mal 3 Probleme, die in den letzten Wochen für die Solarunternehmen aufgetaucht sind und jedes der 3 Probleme bringt unabhängig voneinander Unsicherheit in den Sektor rein. Mal ganz davon abgesehen, dass Jinko und Co nach wie vor mit sehr hohen Kosten kämpfen. Mit hohen Rohstoffkosten (Polysilizium, Kupfer, Aluminium - bei Solarglas hat sich das Kostenproblem voll aufgelöst) und sehr hohen Überseefrachtkosten, die momentan dazu führen, dass alleine durch die aktell sehr hohen Überseefrachtkosten ein Modul um rd. 4% teurer wird wie noch vor Corona Anfang im Januar 2020.