Damit nicht ein falscher Eindruck über die möglichen Volumina entsteht – RS hat nicht rein von „Versicherungsplattform“ gesprochen, sondern er sagt: „Wir wollen die Versicherungsplattform im deutschen VERTRIEBSMARKT werden“.
Aus den bis jetzt bekannten Äußerungen geht es mit InsureTech um die digitale Integration des Verkaufs-Prozesses. D.h. vom Kundenbedürfnis, über die Beratung (mit Vergleichssoftware) bis zur Bestandsverwaltung beim Vertriebspartner (nicht beim Versicherer! Der führende Anbieter von Lösungen für Versicherungen für deren Verwaltung zu werden, wäre doch im Moment noch ein wenig vermessen.) Und wenn RS über Versicherungsvertrieb spricht, dann meint er vermutlich auch den freien Vertrieb, nicht den Ausschließlichkeitsvertrieb. Letzter ist ja heutzutage schon relativ gut an die Versicherungsverwaltungslösungen angeschlossen. Da könnten zwar einige Versicherer für den Fall, dass eine Totalablösung des Vertriebssystems ansteht auch potentielle Kunden sein. Das schätze ich aber eher als „Zukunftsmusik“ ein. Wenn man den Markt so versteht, dann darf man auch nicht den gesamten Versicherungsmarkt als potentiellen Markt rechnen, sondern nur den Markt, der über freie Vermittler abgedeckt wird. Dieser ist allerdings groß genug und wachsend.
Was mir bisher fehlt im Verständnis der angestrebten InsureTech Marktpositionierung ist, wie die Schnittstelle von Insuretech zum Versicherer aussieht. Das Ziel dort muss es ja klarerweise sein, ohne Medienbruch (im Sinne einer Dunkelverarbeitung) die Anträge, die über die InsureTech-Plattform generiert werden direkt in die Kernsysteme der Versicherer zu spielen – und von diesen Versicherern die Polizze (nach automatisiert erfolgten Underwriting) direkt retour zu bekommen. Am besten so, dass man die dem Kunden direkt in die Hand drücken kann.
Das ist aber klarerweise eine Herkulesaufgabe. Die IT-Landschaft der Versicherer ist (noch) extrem veraltet und heterogen. Die Ressourcen auf Seite der Versicherer-IT, um solche Schnittstellen zu bauen, sind sehr beschränkt, die Wartezeiten enorm. Und man wird wohl nur dann eine Chance haben so etwas bauen zu können/dürfen, wenn man entsprechende Marktmacht hat.
Hier liegt meiner Meinung nach die Chance und das Risiko für Hypoport. Wenn es Hypoport gelingt diesen „Durchstich“ mit einigen führenden Versicherern zu realisieren, dann hat Hypoport einen Standard gesetzt, den andere kaum mehr aufholen können. Die Versicherer werden ja nicht drei verschiedene Schnittstellen aufbauen und unterschiedlichste Anbindungen erlauben. Andererseits gibt es Spieler am Markt, die möglicherweise einen Startvorteil (vom Volumen her, nicht vom Technologie-Know-how) haben und Hypoport hier den „Rang ablaufen“ könnten. Mich würden Aussage zu dieser Frage – wie dahingehend die Strategie ist - und wie weit man dabei ist – sehr interessieren.
Vielleicht erfahren wir morgen ja mehr dazu.