In umgekehrter Richtung
Frankreich nimmt stillgelegte Gaspipeline nach Deutschland wieder in Betrieb
Die Energiekrise wirft traditionelle Rollen über den Haufen: Frankreich als bislang wichtigster Stromlieferant Deutschlands wird zum Kunden. Und liefert im Gegenzug nun Gas.
06.09.2022, 17.21 Uhr
Frankreich nimmt im Grenzgebiet zu Rheinland-Pfalz eine stillgelegte Gaspipeline wieder in Betrieb. Die eigentlich für Lieferungen nach Frankreich gebaute Leitung soll zum Winter nun Gas nach Deutschland bringen, sagen französische Regierungsbeamte. Die Kapazitäten der Pipeline reichen den Angaben zufolge aus, um bis zu zwei Prozent des deutschen Bedarfs zu liefern.
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Am Montag hatten sich Deutschland und Frankreich auf Energielieferungen in der Krise verständigt und dabei gemessen an den Erwartungen ein ungewöhnliches Ergebnis erzielt. So erhält Frankreich Strom aus Deutschland, weil die AKW im Lande den Bedarf nur unzureichend sicherstellen: Viele Meiler sind derzeit abgeschaltet wegen geringer Wasserstände und hoher Temperaturen in den Flüssen und auch wegen eines großen Wartungsstaus. Umgekehrt soll Gas nach Deutschland durch eine Leitung fließen, die ursprünglich für den Transport des Brennstoffs nach Frankreich gedacht war.
Am Freitag treffen sich die EU-Energieminister, um darüber zu beraten, wie der dramatische Anstieg der Energiepreise begrenzt werden kann. Nach Angaben des tschechischen Industrieministers Jozef Sikela werden vor allem zwei Vorschläge diskutiert. Zum einen geht es darum, ob Gaskraftwerke vorübergehend aus dem System zur Ermittlung der Strompreise herausgenommen werden. Zum anderen könnten Preise von günstigeren Produzenten wie Wind- und Solarparks oder Atom- und Kohlekraftwerken gedeckelt werden.
Funktionsweise der deutschen Umlage noch offen
Die Spitzen der Ampelkoalition hatten am Wochenende in Berlin eine Strompreisbremse angekündigt, deren Details aber noch unklar sind. Haushalte und vermutlich auch Firmen sollen ihren Grundverbrauch zu vergünstigten Konditionen decken können. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll in diesem Zusammenhang auch krisenbedingte Sondergewinne von Energiefirmen auf dem Strommarkt abschöpfen. Wie dies gelingen kann, ist ebenfalls noch offen.
mik/Reuters
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