Der Konzern (Wintershall) kappt sein Darlehen für die umstrittene Ostseepipeline. Dennoch wirbt der Vorstandschef für das Projekt – und übt beißende Kritik am Berliner Forschungsinstitut DIW.
....Ganz so leicht abhaken konnte Vorstandschef Mario Mehren das „Projekt“ – die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 – anlässlich der Vorlage der Jahreszahlen aber nicht....
...Während Mehren weiter offensiv für Nord Stream 2 wirbt, hat der Konzern jedoch sein ursprünglich auf bis zu 950 Millionen Euro großes Darlehen für Nord Stream 2 auf 730 Millionen Euro begrenzt. Womöglich, um den Hauptanteilseigner, den Chemieriesen BASF, vor weiteren Sanktionen aus Amerika zu schützen. Im Geschäftsbericht jedenfalls verweist Wintershall darauf, dass die schon für das Projekt geflossenen 730 Millionen Euro vor Inkrafttreten des amerikanischen Sanktionsgesetztes Caatsa ausgezahlt worden seien.
„Weitere Auszahlungen sind nicht geplant“. Bislang hieß es stets – auch im Geschäftsbericht findet sich die Zahl noch – Wintershall werde wie die anderen vier europäischen Partnerunternehmen bis zu 950 Millionen Euro für die Finanzierung bereitstellen. Ob der Druck der Amerikaner oder eine überraschend günstige Verlegung die Investitionen nun begrenzen, sagte Wintershall.
Zum Gelingen der Energiewende wird Deutschland laut Mehren neben erneuerbaren Energien noch lange auf günstiges Gas als Ergänzung angewiesen sein. „Wer etwas anderes behauptet, sollte überzeugende und finanzierbare Alternativen bereit stellen“, sagte er mit Verweis auf den schleppenden Ausbau der Stromnetzautobahn in den Süden und das ungeklärte Recycling von Batterien für die Elektromobilität. Deutschland sollte vielmehr die bestehende und zuverlässige Gasinfrastruktur nutzen, „nur eben klimafreundlicher und cleverer.“...
Auch in Zeiten des Kalten Krieges immer geliefert
Wintershall bekenne sich zu den Klimazielen, das Unternehmen werde die Produktion von Wasserstoff aus Gas in den kommenden zehn Jahren mit 400 Millionen Euro ausbauen. Um die schlechtere Klimabilanz von „blauem Wasserstoff“ – aus Gas – gegenüber „grünem Wasserstoff“ aus erneuerbaren Energien zu verbessern, will der Konzern zudem das Abscheiden und spätere Verpressen im Boden von CO2 weiter vorantreiben. Es gebe bei weitem nicht genug grünen Wasserstoff, zudem sei er doppelt so teuer.
Den politischen Streit um Nord Stream 2 wolle er ansonsten den Diplomaten überlassen, sagte Mehren. Mit Verweis auf die mehr als 30 Jahre alte Partnerschaft mit dem russischen Gasriesen Gazprom fügte er hinzu, er kenne Russland, möge Russland und sehe die politische Lage dort genauso mit Sorge wie die weitere Verschlechterung der Beziehungen zum Westen. Dabei würden gerade wirtschaftliche Beziehungen helfen, Kontakte zu halten.
Gazprom habe Europa auch in Zeiten des Kalten Krieges immer mit Gas beliefert – „ohne Bedingungen.“ Mögliche weitere Sanktionen der Amerikaner gegen Nord Stream 2 kommentierte er nicht, sagte aber, der neue Präsident Joe Biden haben die Hand nach Europa ausgestreckt. Dies sei ein positiver Schritt und die Beziehungen wieder zu verbessern.
Quelle:
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...n-gaspipeline-17214828.html