Nun habe ich es auch geschafft mich halbwegs durch den Geschäftsbericht 2018 zu lesen und notiere hier kurz meine Erkenntnisse:
Die für das letzte Jahr formulierten Ziele von 3x30, also 30% mehr Umsatz, 30% mehr bei bereinigtem EBITDA und 30 Millionen mehr Forschungsausgaben wurden klar übertroffen.
Das war bereits vor der Veröffentlichung des Geschäftsberichtes so kommuniziert und bleibt für mich trotzdem bemerkenswert. Das Management und die Belegschaft von Evotec haben geliefert.
Bemerkenswert ist für mich auch, dass das bereinigte EBITDA (+67%) sehr viel schneller gewachsen ist als die Umsätze selbst (+42%). Evotec hat also nicht einfach nur mehr Aufträge abgearbeitet und neu an Land geholt,- nein Evotec wurde dabei insgesamt auch noch profitabler. Dafür waren u.a. die Zahlungen von Sanofi für den Forschungsstandort Lyon sowie erhebliche Steuergutschriften für Forschungsausgaben in Frankreich, Italien und UK mitverantwortlich, was auf Seite 48 bei der verkürzten GuV-Rechnung und auf Seite 50 bei den Erläuterungen zu den sonstigen Erträgen deutlich wird.
Bedeutet also auch, dass Evotecs Partner Sanofi einen beträchtlichen Teil der erhöhten Forschungsaufgaben bezahlt.
Und nebenbei der Jahresüberschuss, auch wenn dieser vom Management nicht als Zielgröße gesehen wird, stieg von 23,2 Mio € in 2017 auf 84,1 Mio € in 2018 (+362,5%). Dies ist zwar auf eine veränderte Berechnung des Jahresabschlusses 2017 nach der geänderten IFRS-Methode und auf die Vollkonsolidierung von Aptuit zurückzuführen - führt dann aber letztlich auch dazu, dass der Bilanzverlust (S.89) auf ca. 481 Millionen zurückging und sich das Eigenkapital auf 424,9 Mio € erhöhte.
Die Eigenkapitalquote wurde nun auf 55% gehoben und damit erfüllt Evotec hier höchste Anforderungen an ein solides Investment im Sinne von Value-Investoren...
Mittelfristig ist auch kein erhöhter Kapitalbedarf für die Finanzierung der operativen Geschäftstätigkeit vorgesehen (S.79).
Also was bleibt im Endeffekt? Finanzielle Ziele erreicht und übertroffen. Wer jetzt hier als Investor "nur" die finanzielle Performance von Evotec im Blick hat, der kann sich wieder bis zu den nächsten Quartalszahlen hinlegen und weiterschlafen.
Was hat sich außerdem bei der Forschung getan? Schließlich ist ja das erklärte Ziel von Evotec, der führende Forschungsdienstleister auf dem Planeten zu werden...
Nun, im Bereich Antiinfektiva-Forschung ist das nun tatsächlich gelungen. Mit der Übernahme der Forschungskapazitäten von Sanofi in Lyon ist Evotec das Unternehmen mit der weltweit größten Forschungsplattform was Antiinfektiva angeht (S.45).
Hierbei profitiert Evotec sicherlich auch von dem jahrzehntelangen weltweiten Rückzug der Pharma-Riesen aus der Antiinfektiva-Forschung.
Wer sich dazu ein bissschen einlesen will:
www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/...lware-antibiotika
Auch Evotec nimmt diese anhaltende Tendenz der Pharma-Riesen kopfschüttelnd zur Kenntnis (S.44) und positioniert sich hier BEWUSST gegen den Trend.
Kurzum: Sollte hier irgendwann einmal, der Menschheit (wieder) bewusst werden, dass man Infektionskrankheiten dauerhaft nur mit neuen Wirkstoffen bekämpfen kann, dann wird Evotec Nr. 1 Ansprechpartner und Forschungspartner weltweit sein.
... Mehr brauche ich hier wohl dazu nicht sagen, oder? ;)
Und auch für 2019 hat man sich in der Forschung neue Ziele gesetzt:
So unterteilt man jetzt in "ungedeckte/unverpartnerte" und "gedeckte/verpartnerte" Forschungsaufwendungen und bezieht sich dabei darauf, ob die Kosten für diese Forschung von externen Partnern übernommen werden oder nicht.
Die Forschungsausgaben im Bereich Antiinfektiva werden von Sanofi übernommen, sind also derzeit "gedeckt" (S.78-79). Schwerpunkt des eigenen Mitteleinsatzes soll jedoch auf den "ungedeckten" Forschungsausgaben liegen, bei denen man einen Zielkorridor von 30-40 Mio. € erreichen will. Hier bereitet man quasi die nächsten Projekte (CureX/TargetX) für die Verpartnerung vor. Dabei liegen natürlich auch andere Indikationsgebiete außer den Antiinfektiva im Fokus...
Die "gedeckten" Ausgaben im Bereich Antiinfektiva werden bei 35 Mio€ liegen (komplett von Sanofi übernommen).
Das war es zur Forschung und den Forschungszielen.
Die weiteren finanziellen Ziele für 2019 lauten:
+10% Umsatz
+10% bereinigtes EBITDA
Man erwartet also nicht, dass man einfach so wieder einen Standort übernimmt und dabei auch noch Handgeld kassiert.
Anorganisches Wachstum ist meiner Ansicht nach jedoch trotzdem jederzeit möglich.
Die Liquiditätslage sieht ja mit knapp 150 Mio € auch ganz rosig aus und das Darlehen für die Aptuit-Übernahme ist bereits größtenteils getilgt (der Rest von 30 Mio € wird dieses Jahr in Angriff genommen - siehe S.79).
Mal schauen was da dieses Jahr noch so kommt ...
Grundsätzlich will das Management weiterhin vom Outsourcing von Forschung profitieren. Ein Umschwenken der Pharma-Riesen in dem Sinne, dass man wieder selbst mehr forschen will (und das vor allem in frühen Forschungs-Phasen), ist derzeit nicht zu erkennen.
So. Sicherlich habe ich jetzt hier einige Sachen nicht näher beleuchtet, aber mir sind diese hier genannten Sachverhalte besonders wichtig.
Evotec bleibt für mich mit Abstand die größte Position im Depot und wird weiter nachgekauft bei Kursschwäche der Aktie.
Wünsche allen Mitinvestierten auch weiterhin viel Spaß mit dem Unternehmen.