Im Grunde hast du recht, aber letztendlich ist es vor allem die Geschäftsführung, die am Markt Vertrauen aufbauen oder zerstören kann. Wenn sich jemand da hinstellt und sagt "mir gehören ja sowieso 3/4 der Firma also mach ich was ich will, entweder ihr macht mit oder ihr lasst es" führt das nun nicht gerade zu einer Vertrauensbildung, insbesondere in einer Situation wo es strategisch noch nicht möglich ist, weitere inhaltliche Informationen zu den Zukunftsplänen zu veröffentlichen. Aber auch unabhängig von der Auktion finde ich RDs Kommunikation nicht gut. Stichpunkte Neukundenziele, Vertragsnachverhandlung mit Vorlieferanten, Dividendenpolitik. Das klingt immer alles so, als steht er morgens auf und überlegt sich bei einem Mettbrötchen was man denn heute so in die Kamera sagen könnte. Dabei spielt Psychologie und Vertrauen eine große Rolle. Was in Zukunft auch zunehmen wird ist sicherlich, dass Leute nicht mehr unbedingt Festnetzanschlüsse brauchen, wenn ein schnelles Netz vor Ort ist. Ich halte RD nicht für besonders gut, das gebe ich offen zu. Aber die Reaktion des Marktes halte ich trotzdem für erheblich übertrieben.
Was 5G angeht, da führt langfristig kein Weg dran vorbei. In Korea ist 5G schon in Betrieb und es wird 6G vorbereitet, und das zu einem Zeitpunkt, wo man in Deutschland froh sein könnte, wenn man wenigstens flächendeckend halbwegs 3G-Empfang hätte. Wir hinken so weit hinterher, das ist eigentlich unfassbar, und diese unsäglichen Auktionsverfahren tragen einen wesentlichen Beitrag dazu. Ja, in Deutschland gibts immer viel mehr Bedenkenträger als überall anders auf der Welt - in einem Land wo man noch nichtmal beim Bäcker, Markt oder jedem Imbis kontaktlos mit Kreditkarte zahlen kann ist es klar, dass die Leute Angst vor bösen Masten haben.
Letztendlich muss aber jeder selbst überzeugt von seiner Investition sein, das ewige Jammern hilft doch nix. Entweder man verkauft, sichert sich durch einen Hedge ab, oder man vertraut darauf, dass es wieder hoch geht. Verluste jahrelang auszusitzen und nur darauf zu hoffen, dass es vielleicht irgendwann mal wieder hoch gehen könnte, macht euch doch nur krank. Zudem muss man natürlich auch etwas streuen - wenn man übliche Anlegerregeln befolgt (ca. 1/3 in Aktien, davon jeweils max. 30% in einen Wert) kann man auch einen Totalverlust überstehen, ohne dass es nennenswerte Auswirkungen auf die Altersvorsorge hat - da gehts dann eher drum ob man Peugeot oder Porsche fährt. So läuft das nunmal an der Börse, als Kleinanleger ist man Spielball und kann sich allenfalls auf den Wellen surfen, die die großen erzeugen.
Ich bin jedoch auch kein Freund von diesem Chart-Kram. Das passt eben immer solange, bis es nicht mehr passt. Im Nachhinein kann man immer sagen, war doch klar. Aber insbesondere bei Werten wo große disruptive Sachverhalte (5G-Auktion, krasse Dividendenänderungen) eine Rolle spielen, ist das alles Hokuspokus. Und wenn es dann doch mal anders läuft als geplant, dann bestätigen Ausnahmen eben die Regel.