Qiagen erneut als Übernahmekandidat im Fokus
Die deutsche Biotech-Perle Qiagen steht offenbar erneut im Fokus eines US-Unternehmens. Bei Großaktionär Davidson Kempner dürften die Übernahmeavancen auf wenig Gegenliebe stoßen.
09.02.2021, 11.37 Uhr
Eher eine Fusion unter Gleichen: Qiagen ist derzeit an der Börse etwas mehr als wert als Quidel:
Nur wenige Monate nach der gescheiterten Übernahme durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific scheint Qiagen wieder in das Fadenkreuz eines Unternehmens geraten zu sein. Der US-Diagnostikspezialist Quidel prüfe einen Zusammenschluss mit dem nordrhein-westfälischen Biotech- und Gendiagnostikunternehmen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Amerikaner hätten in dieser Angelegenheit einen ersten Annäherungsversuch unternommen. Die Überlegungen befänden sich aber in einem frühen Stadium. Es sei daher nicht sicher, ob eine entsprechende Vereinbarung zustande komme. Qiagen wollte sich dazu nicht äußern, so Bloomberg. Quidel-Chef Doug Bryant erklärte dazu lediglich: "Wir schauen uns weiter nach Möglichkeiten um, die unserer globalen Infrastruktur nutzen würden oder die zu unserem Interesse an digitaler und Telemedizin beitragen." Die Aktie von Qiagen reagierte mit Kursgewinnen auf die Spekulationen. Das Papier kletterte um rund zwei Prozent. Die Quidel-Aktien verloren dagegen mehr als 2 Prozent. Qiagen ist an der Börse derzeit 10,23 Milliarden Euro wert. Ein Händler merkte an, dass der Börsenwert von Quidel mit umgerechnet rund acht Milliarden Euro etwas geringer sei als der von Qiagen. Bei einem Zusammenschluss dürfte es sich daher eher um eine Fusion unter Gleichen handeln als um eine Übernahme. Großaktionär fordert Rücktritt des neuen Chefaufsehers.
Vor kurzem war der US-Rivale Thermo Fisher mit seiner milliardenschweren Übernahmeofferte für Qiagen wegen des Widerstands des Großaktionärs Davidson Kempner gescheitert. Dieser hatte das Angebot angesichts der besseren Geschäftsaussichten von Qiagen im Zuge der Pandemie als zu niedrig bezeichnet und gleichzeitig den Rückzug von Aufsichtsratschef Håkan Björklund (64) erzwungen. Inzwischen forderte Davidson-Kempner-Chef Anthony Yoseloff (46) in einem bösen Brief auch den Rücktritt des neuen Chefaufsehers Larry Rosen (63). Seit dem Scheitern dieser Transaktion ist Qiagen immer wieder Ziel von Übernahmespekulationen.
Das Diagnostikunternehmen Qiagen, das einst aus einem Start-up eines Wissenschaftlerteams der Universität Düsseldorf hervorging und inzwischen eine Holding im niederländischen Venlo hat, ist dank seiner bei Ausbruch der Pandemie in Windeseile entwickelten Corona-Tests ein Gewinner der Corona-Krise. Die Zahl der ausgelieferten Testkits hat sich von den rund fünf Millionen, die in normalen Jahren ausgeliefert werden, auf 20 Millionen erhöht. 2020 stieg der Umsatz mit rund 5300 Mitarbeitern um 22 Prozent auf mehr als 1,8 Milliarden Dollar. In diesem Jahr soll das Wachstum erneut bei bis zu 20 Prozent liegen. Die Aktie gilt als Kandidat für den neuen Dax 40.
Der US-Diagnostikspezialist Quidel bietet ebenfalls verschiedene Arten von Corona-Tests an. Im Jahr 2019 erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 1500 Mitarbeitern einen Umsatz von 530 Millionen Dollar (438 Millionen Euro).
mg/Reuters, dpa-afx
Qiagen kauft Quidel, das wäre dann die neue "Q".
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