ropa representieren (daniel cohn bendit
Publizist und Politiker, LES VERTS, MdEP
Ich wurde am 4.April 1945 in Montauban / Frankreich geboren.
Ich besuchte in Oberhambach die "Odenwald-Schule" und machte dort 1965 Abitur. Anschließend nach Frankreich zurückgekehrt und mit einem deutschen Wiedergutmachungsstipendium ausgestattet, nahm ich an der Pariser Vororts-Universität Nanterre das Studium der Soziologie auf. Bekannt wurde ich in den 60er Jahren als Sprecher und Führer der Pariser Mairevolution.
Ich hielt Verbindung zu linken Freunden in der Bundesrepublik und erklärte am 13.Juni 1967, fast drei Wochen nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg in Berlin: "Man soll nach diesem ersten Toten in Deutschland nicht glauben, dass das Gewaltpotential in anderen Ländern kleiner ist." Im Februar 1968 traf ich beim Vietnamkongress in Berlin Rudi Dutschke. Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke sprach auf Einladung von mir der SDS-Vorsitzende Karl Dietrich Wolff in Nanterre. Das war der Auftakt zu den Pariser Mai-Unruhen 1968.
Die französische Regierung verwies mich nach den Unruhen des Landes.
Nach 1968 engagierte ich mich in Frankfurt u.a. in der Kinderladen-Bewegung. Ich arbeitete in einer Buchhandlung, beteiligte mich an der Gründung einer Gruppe "Revolutionärer Kampf" und zählte mit Joschka Fischer zur Frankfurter Sponti-Szene, die mit Hausbesetzungen, Straßenkämpfen und der Agitation in Betrieben (Opel und Hoechst) die soziale Revolution erprobte.
Das Zentralorgan der Szene war das alternative Stadtmagazin "Pflasterstrand".
Seit 1978 arbeitete ich als Publizist in Frankfurt. Ich war verantwortlicher Redakteur und Herausgeber des Magazins "Pflasterstrand.
Ich zählte auch zu den Wortführern, als sich die sog. "Szene" 1978 zum parlamentarischen System bekannte und die Partei der GRÜNEN unterstützte. Nach der Aufhebung des Aufenthaltverbots in Frankreich (1978) entschied ich mich für den Verbleib in Deutschland.
1984 wurde ich Mitglied bei den GRÜNEN und zählte dort zu den entschiedensten Gegnern des ökosozialistischen Fundamentalismus. Als "Realo"-Grüner unterstützte ich den hessischen Umweltminister Fischer während dessen Amtszeit. Eine neue politische Herausforderung stellte sich für mich nach dem Machtwechsel in Frankfurt (März 1989) zu rot-grün unter Oberbürgermeister Volker Hauff. Dieser holte drei Vertreter der GRÜNEN in seinen Magistrat, und als ehrenamtlichem Dezernenten übertrug man mir die Verantwortung für das neugeschaffene "Amt für multikulturelle Angelegenheiten".
Während der parteipolitischen Auseinandersetzungen (1992) um Einschränkungen des Grundrechts auf Asyl plädierte ich für ein klares Einwanderungsrecht und großzügige Regeln für die Staatsbürgerschaft.
Der Parteitag von Bündnis90/DIE GRÜNEN nominierte mich im November 1993 nur auf Platz 8 der Liste für die Wahl zum Europäischen Parlament, die am 12. Juni 1994 stattfand. (Ich hatte mich kurz zuvor für eine militärische Intervention zugunsten der bosnischen Muslime eingesetzt. Hier bekam ich die Quittung des pazifistischen Teils von Bündnis90/DIE GRÜNEN.) Eines der beiden Mandate für die deutschen GRÜNEN, die 10,1% erzielten, ging an mich. Auch als EP-Abgeordneter blieb ich ehrenamtlicher Stadtrat in Frankfurt.
Seit 1994 arbeitete ich für den Schweizer Fernsehsender DRS als Moderator der Sendung "Literaturclub".
1999 kandidierte ich als Spitzenkandidat der französischen Grünen (LES VERTS) für das Europäische Parlament. LES VERTS erreichten bei den Wahlen 9,72 %.
Seit Januar 2002 bin ich Ko-Vorsitzender der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz im Europäischen Parlament.
Ich bin Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten, Sicherheit und Verteidigungspolitik und stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss. Des Weiteren bin ich Vorsitzender der Delegation im gemischten parlamentarischen Ausschuss EU – Türkei.
Veröffentlichungen u.a.: "Linksradikalismus-Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus", "Agitationsmodell für eine Revolution" (1968), "Der große Basar" (1976), "Reden über das eigene Land: Deutschland" (1987 mit anderen), "Wir haben sie so geliebt, die Revolution" (1987, 2.Auflage 1998), "1968: Die letzte Revolution, die noch nichts vom Ozonloch wusste" (1988, zusammen mit Joschka Fischer, Alexander Gauland und Jörg Twenhöven), "Einwanderbares Deutschland oder Vertreibung aus dem Wohlstandsparadies? (1991, mit anderen), "Heimat Babylon: das Wagnis der multikulturellen Demokratie" (1992; mit Thomas Schmid), "Petit Dictionaire de l'Euro" (1998 zusammen mit Olivier Duhamel), "Euro für alle. Das Währungs-Wörterbuch" (zusammen mit Olivier Duhamel), (in verschiedenen Sprachen), "Une envie de politique" (1998, mit Lucas Delattre und Guy Herzlich). "Xénophobies" (1998 mit Thomas Schmid).
Filme: "C'est la vie" (1991), "Juden in Frankfurt"(1993).
Auszeichnung: Ehrendoktorwürde der katholischen Universität Tilburg, Niederlande (1997), "Révélation politique" (Auszeichnung für besondere politische Verdienste verliehen von Trombinoscope) (1998).
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