Wie jeder lesen kann, ist wieder das EpS nicht angesprochen worden.
Die Gewinnwarnung betrifft nur das EBIT, und da kann auch nach unten gelogen werden, was das Zeug hält. Schlimm ist in meinen Augen nach wie vor nur, dass die Paketpreise für Großkunden nicht angehoben werden.
Und ehrlich gesagt ist es mir Wurscht, ob die Post ein EBIT von 4,25 Milliarden oder 3,2 Milliarden Euro ereicht. Solange die Dividende stabil bleibt, und davon muss man selbst bei den gesunkenen Werten ausgehen, ist nichts wirkliches angebrannt. Ich gehe davon aus, dass die Ausgaben im zweiten Quartal weiter gestiegen sind, und die Einnahmen auch für die Autos noch nicht angelaufen sind.
Am Schlimmsten wird es aber die ganz großen und langfristigen Anleger treffen, deren Investition nicht mehr nur auf der Kippe steht, sondern mindestens für 2018 und 2019 hinter die Erwartungen zurückgefallen sind. Erinnern wir uns an das Grottenjahr 2015, in dem trotz der Fehlinvestition die Dividende stabil gehalten werden konnte. Das wird auch jetzt so sein.
Das hat aber ein ganz anderes Problem.
Durch die Investitionen wird kein zusätzlicher Brief transportiert. Faktisch wird nur gutes Geld dem schlechten nachgeworfen. Hier ist kaufmännischer Weitblick gefragt, der das schlechte Briefgeschäft auf sich beruhen lässt und wenigstens das Paketgeschäft rettet. Aber das geht nur durch Preiserhöhung im Paketbereich. Lasst sich doch die Briefe einfach stapeln. Dem Anspruch einer täglichen Lieferung wird man auch dadurch gerecht, dass die Touren der Zusteller zwar täglich bedient werden, aber durch die sinkenden Zahlen, die Zustellbezirke vergrößert werden und so nicht mehr ganz jeden Tag geschafft werden. Dann wird eben am nächsten Tag dort fortgsetzt, wo man am Vortag geendet hatte. Bildlich gesprochen geht man nicht mehr um 12.00 Uhr los und schafft es am Tag wieder bis 12.00 Uhr, sondern jetzt nur bis 11.00 Uhr und setzt von dort aus am nächsten Tag weiter fort. Und nicht wie bisher von 12.00 Uhr.
Weil das Aufkommen bei den Zustellbezirken ständig schwankt, wird so unterschiedlich viel täglich zugestellt, wobei gleichzeitig in der Verteilerstelle ständig gesammelt wird. Die Folge davon ist, dass nach und nach innerhalb des Zustellbezirks mehr Briefe von einem Zusteller mitgenommen werden, weil diese über 24 Stunden hinaus gesammelt worden sind.
So bekäme ein Zustellungsbezirk, der früher 100% Umfang hatte, jetzt zum Beispiel 125%. Das wäre nur in Ausnahmefällen täglich zu bewältigen, aber durch die umlaufende tägliche Rotation bei der Zustellung, könnten gelegentlich Einspareffekte auftreten, die darin bestehen, dass trotz der längeren Ansammlung der Briefe nicht alle Bewohner/Häuser usw. innerhalb von 2 Tagen zu beliefern sind. Das würde bedeuten, dass vormalig 100% Pensum von 100% Anfall erledigt worden ist, jetzt aber 80-90% von 125% geschafft werden würden.
Durch den größeren Zustellbezirk ist eine geringfügig höhere Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass mehr Häuser keine Post erhalten. Das ergibt sich aus der Summe der pro Haus-Quozienten, die für fehlenden Briefempfang an einem Tag steht.
Die Legitimität dieser Vorgehensweise erkennt man darin, dass auch schon seit jeher jeder Postbote, der einfach eine zu große Menge Breife an einem Tag zu liefern hatte, dies mit seinem Dienstschluss beendete und am nächsten Tag fortsetzen musste - auch ohne dass er am Vortag seine ganze Tour geschafft hatte.
Wenn 1000 Briefe nicht an einem Tag in 1000 Häuser gebarcht werden können, so geht das bei 2000 Briefen in ebenso 1000 Häuser auch nicht. Aber möglicherweise bei 2000 Briefen in einem Bezirk von 1250 Häusern, wovon nur 900 betroffen sind.
Noch ist diese Gewinnwarnung für mich kein Grund zu verkaufen, da das langfristige Geschäftsmodell erhalten geblieben ist. Insbesondere die Marge wird wie erwartet bei den Paketen wachsen, wenn erste genug Works unterwegs sind. Aber das muss erst abgewartet werden bis es soweit ist.
Alles Gute
Der Chartlord
P.S. Und bei dem jetzigen Kursverlauf ist die Gewinnwarnung eigentlich schon längst eingepreist.