... Anne Will gesehen hat, dann kann man wohl sagen, dass wir hier in Deutschland auch so etwas wie amerikanische Verhältnisse haben: So wie Trump in den USA Präsident werden konnte, glaubt auch hier Armin Laschet Bundeskanzler werden zu können, nur weil er vor allem laut und unsachlich für eine Politik der Öffnung plädiert und dabei wenig bis kein Verständnis für wissenschaftliche Erkenntnisse rund um diese Pandemie zeigt. Selbst Lindner machte diesbezüglich einen gemäßigteren Eindruck. Der nächste Corona-Hotspot in Deutschland dürfte dann wohl Köln werden, wie mir scheint. Söder und Merz wären dann die verbleibenden Alternativen. Oje, dann kann man ja nur hoffen, dass "Mutti" noch weitere 4 Jahre dranhängt, um Deutschland wieder in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren. Vielleicht hätte Spahn seine Kandidatur doch nicht zurückziehen sollen!
Ich bin schon sehr gespannt darauf zu erfahren, wie Laschet sich über Wasser halten will, wenn der Reproduktionsfaktor erneut über 1 steigen sollte. Mir bereitet diese Unbesonnenheit große Sorge und die Ansteckungseffekte, die dieser kleine laute Mann in der breiten Bevölkerung auslöst. Gleiches gilt für den Mann im Rollstuhl, von dem ich noch nie viel gehalten habe und mich nach seinen gestrigen Äußerungen wiederholt darin bestätigt sehe. Wenn Freiheitsrechte tatsächlich über den Schutz des menschlichen Lebens gehen, dann sollten wir doch alle lieber in Würde sterben. um unsere Freiheit im Anschluss 2 Meter unter der Erde auskosten zu dürfen. Womöglich sollte Herr Schäuble einfach als gutes Beispiel für die Millionen von Angehörigen der Risikogruppen vorangehen und uns allen zeigen, wie das am Besten gelingen kann, wenn man altersbedingt der zweite, dritte oder vierte ist, der Anspruch auf ein freies Bett auf einer überfüllten Intensivstation erhebt. Möglicherweise hat er ja auch ebenso tolle Ideen, wie Ärzte und Pfleger im Falle eine Falles entscheiden sollten, wenn sie mit der Masse an gleichzeitig Erkrankten nicht mehr klarkommen? Zur Erinnerung: Mit etwas Glück ist in Deutschland bislang gerade einmal 2% (inkl. Dunkelziffer!) der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen, für das es aktuell weder einen Impfstoff noch ein Heilmittel gibt. 2% ist fast niemand und weder regelmäßiges Händewaschen noch das Tragen von Stoffmasken wird uns dauerhaft vor einem zufälligen Kontakt schützen können, sondern eben nur ein umfassendes Kontaktverbot. Wir hätten die Zeit während des Shutdowns lieber damit verbringen sollen, alternative und (regional) nachhaltige Einkaufskonzepte zu entwickeln, statt uns um eine Öffnung der Ladengeschäfte zu kümmern. Vielleicht gelingt uns das ja beim nächsten Shutdown, der (zumindest für mich) in jedem Fall und schon sehr bald folgen wird.
Ganz offenbar wissen diese freiheitsliebenden Politiker alle sehr viel mehr über das Virus als sämtliche Virologen und Pandemieforscher zusammen!? Ich hoffe ja wirklich, dass ich mich irre und diese Politiker mit ihren Vorhersagen richtig liegen, aber rein mathematisch betrachtet wird ein Anwachsen von R auf einen Wert von über 1 bei nunmehr flächendeckender Verbreitung des Virus für einen zweiten, längeren und auch restriktiveren Shutdown sorgen und Deutschland damit im internationalen Vergleich bezüglich des Umgangs mit dieser Krise auf einen der hinteren Plätze katapultieren - und das nur, weil ein Armin Laschet lauthals den "großen Befreier" mimen wollte? So gesehen hätten wir uns das mit dem 1. Shutdown dann auch gänzlich sparen können und die 300-400.000 zu erwatenden Corona-Toten in Deutschland von Anfang an in Kauf nehmen sollen!? Andererseits muss man auch nicht verstehen, wieso Söder in Bayern das alleinige Sitzen auf einer Parkbank oder die Ausfahrt auf einem Motorrad verboten hat. Ist es denn wirklich notwendig, sich als maximal unfähig in die eine oder auch andere Richtung zu zeigen, um politisch überhaupt noch wahrgenommen zu werden? Beide Extreme haben die schlechtmöglichste Entwicklung für die Wirtschaft in Deutschland zur Folge, nur dass man die einer zu frühen Öffnung erst in ein paar Wochen realisieren wird. Die Bundeskanzlerin und ein paar (offensichtlich) kluge Köpfe hätten da vermutlich einen besseren Konsens gefunden als 16 mehr oder weniger geltungsbedürftige Ministerpräsidenten und noch einmal mindestens so viele Bundestagswahlkämpfer in Berlin.
Zu Beginn der Krise war ich selbst eigentlich noch recht zuversichtlich, dass Deutschland diese gut wird meistern können, aber nach dem aktuellen Stand der Dinge sehe ich doch einigermaßen schwarz und das wird sich sowohl auf den DAX und auch auf andere deutsche Indizes derart negativ auswirken, wie ich es selbst vor Wochen nicht erwartet hätte. Bislang sah ich "lediglich" eine Kurshalbierung (ausgehend von den Höchstkursten) als schlimmstes Szenario an, aber heute würde ich davon (ca. 6.500 Punkte beim DAX) noch einmal 25% abziehen und auch eine endgültige Kapitulation unseres Wirtschaftssystems nicht ausschließen, eben weil man sich nicht für einen einheitlichen und (für jedermann) nachvollziehbaren Umgang einigen konnte. Die Prinzipien von Laschet und Schäuble werden zudem massenhaft (und sinnlos) Menschenleben fordern, die Wirtschaft durch mehrmalige Shutdowns in den Abgrund führen und für jede Menge traumatisierte Menschen sorgen, die bereits während und auch nach der Krise nach Orientierung suchen. Dann werden selbst noch deutlich schlimmere Zustände in den USA nur noch ein schwacher Trost sein. Wir stehen in diesen Tagen noch immer ganz am Anfang, auch wenn das niemand wirklich wahrhaben möchte oder verstehen will.