https://www.cash.ch/news/top-news/...-strategie-kosten-sparen-1410719
... aber ich habe die Befürchtung, dass Herr Leukert ein paar Dinge übersieht, die hier kriegsentscheidend sind: Zum einen ist es so, dass auch alle seine Vorgänger gute (und in die richtige Richtung weisende) Ideen hatten, die sie letztlich aber nicht umsetzen konnten, weil Transition (in der IT) eben noch einmal etwas ganz anderes ist als mit dem Finger (und mit Worten wie diesen) das Ziel zu markieren. Zum anderen würde die Deutsche Bank bei der Einstellung von IT-Fachkräften genau die Leute auf dem Arbeitsmarkt finden, die sie aktuell für teures Geld bei externen Dienstleistern einkauft. Ich habe keine Ahnung, ob ein Arbeitsvertrag mit der Deutschen Bank diese Leute von jetzt auf gleich zu "erleuchteten Jüngern der neuesten IT-Vision" macht, aber für Wunder ist es ja bekanntlich nie zu spät.
Mir persönlich zeigt diese Nachricht eher auf, dass die Deutsche Bank den (eigenen) Erwartungen nach wie vor weit hinterher hinkt und so wie ich die Trägheit in diesem Institut (und auch einigen anderen) einschätze, werden sich signifikante Erfolge hier fühestens in 3-5 Jahren einstellen, wenn überhaupt. Herr Leukert kommt aus einem reinrassigen IT-Unternehmen, dessen DNA mit dem der Deutschen Bank vollkommen unvereinbar ist. Das Problem sind zum einen die irrwitzigen regulatorischen Anforderungen, die von vornherein 50% der Innovationskraft und Motivation voranpreschender junger IT-Fachkräfte in Schranken zwingen. Dann wäre noch das große Heer der lang eingesesseneen IT-Mitarbeiter zu nennen, die die Probleme der Deutschen Bank nicht bei der IT sondern in den Fachbereichen vermuten. Aus irgendwelchen Gründen war es hier vor Jahren "State of the art", aus einem partnerschaftlichen Miteinander eine Art Kunden-Lieferanten-Beziehung zu etablieren, die über 20 Jahre für eine nachhaltige Entfremdung zwischen den Fachbereichen und IT gesorgt hat. Diesen Graben in nur wenigen Jahren wieder zuzuschütten und für ein moderneres Verständnis und Miteinander zu sorgen, ist die eigentliche Herausforderung in diesem Umfeld. Die veralteten IT-Systeme sind das eine, aber der notwendige Wandel der Kultur und des Mindsettings ist etwas ganz anderes. Dafür braucht man echte Leader und keine hervorragenden IT-Manager.
Dennoch wünsche ich Herrn Leukert alles Gute und viel Erfolg bei seinem Versuch, den Laden an dieser Stelle umzukrempeln, denn es gibt ja kaum alternative Wege für die Zukunft, oder doch? Ich hoffe nur, dass er nicht nur ein Manager des Wandels sondern eben auch ein echter "Leader" ist, der selbst mit gutem Beispiel vorangeht und hinter sich ausreichend viele und ebenso motivierte Leute versammeln kann, die ihn bei der Umsetzung seiner Vision tatkräftig unterstützen.
Noch eine Sache, wenn es um das Thema "Vision" geht: Ich hoffe sehr, dass seine Aussagen in diesem Artikel sehr stark vereinfacht wurden, denn als Vision taugen "Verringerung der Komplexität in einem bisher nicht gekannten Umfang" und "das 'Was' bestimmen die Geschäftsbereiche und das 'Wie' der Technologiebereich" eigentlich nicht. Ich würde an dieser Stelle anmerken wollen, dass man Selbstverständliches nicht als Vision verkaufen kann, aber offenbar ist genau das der Punkt, bei dem man in der Deutschen Bank den Wandel beginnen muss: Man muss quasi wieder bei Null anfangen ...