... weitere +10% bis zur 200-Tage-Linie möglich sein. Das Einsparungspotenzial ist enorm, daher macht eine Fusion durchaus Sinn, auch wenn der Preis hierfür (zunächst) extrem hoch ausfällt: Der zu erwartende Widerstand der Gewerkschaften ist nachvollziehbar, aber man muss nun einmal Prioritäten setzen und offenbar ist die Politik bereit, mehrere 10.000 Arbeitsplätze gegen eine starke "Deutsche Commerzbank" zu opfern.
Die beiden Großbanken stehen durch die fortschreitende Digitalisierung ohnehin vor einem weiteren (massiven) Stellenabbau, weshalb dieses Thema für die kommenden Jahre bereits zwangsläufig auf der Agenda beider Banken steht. Die Zinsen werden wohl auch auf Dauer niedrig bleiben, weshalb es kurzfrisitg keinen Weg mehr zurück zur "guten alten Zeit" geben wird. Der nun begangene Weg würde sogar helfen, zeitliche Versäumnisse der letzten Jahre ein Stückweit aufzuholen und die (laufenden) Strukturanpassungen gleich auf eine (deutlich) größere Organisation auszurichten und anzuwenden. Es würde mich schon sehr wundern, wenn die Beratungen nicht zu einem "wirtschaftlich sinnvollen" Ergebnis führen sollten, gerade was die Kostenseite angeht. Da die Öffentlichkeit bei der Beurteilung allerdings ausgeschlossen sein wird, werden wohl doch eher politische Themen den Ausgang der Gespräche bestimmen: Werden die Banken zu einer Neubewertung ihrer Aktiva gezwungen sein, dann könnte das ein einen guten Vorwand für das Scheitern der Gespräche liefern. Findet sich jedoch ein Weg, das (und somit auch eine möglicherweise notwendige Kapitalerhöhung) durch eine "spitzfindige neue Organisationsstruktur" (Stichwort: Holding) zu verhindern, dann sollte der Weg für eine Fusion eigentlich frei sein.
Tatsächlich würde ich eine "Mehrmarken-Strategie" (Deutsche Bank, Postbank, DWS, Commerzbank, Comdirect, ...) unterhalb einer gemeinsamen Holding-Struktur auch längerfristig als einen guten Weg ansehen. Somit könnten inbesondere auf der Kostenseite (reltiv schnell) größere Einsparungen (in den BackOffice-Bereichen) ermöglicht werden, ohne dass auf der Ertragsseite Kunden sofort genötigt werden, sich ggf. einen neuen Finanzpartner suchen zu müssen. Eine Konsolidierung auf dieser Seite könnte dann auch über einen längeren Zeitraum hinweg unter Berücksichtigung (aus-)laufender Verträge erfolgen.
Die kurzfrisitgen Einsparungsmöglichkeiten im BackOffice sehe ich bei ca. 4 Mrd. Euro pro Jahr. Das wäre genug Geld, um im 1. Jahr ca. 20.000 Arbeitsplätze abbauen zu können. Zusätzlich könnten die Banken auf etwa 7.000 bis 10.000 externe Berater verzichten, die aktuell auf beiden Seiten zum Erreichen identischer Ziele eingesetzt werden. Das würde dann insbesondere für IT-Projekte in Sachen Digialisierung und Regulatorik gelten. Über die nächsten 5 Jahre hinweg würden dann weitere 20.000-30.000 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren, dann aber auch verstärkt auf der Ertragsseite: Es wird nicht ausbleiben, dass dann vermehrt auch Schließungen und/oder Zusammenlegungen von Filialen (vor allem in der Fläche) Sinn machen werden, sobald sich Commerzbank- und Deutsche Bank-Kunden an einen gleichwertig hochgradigen Service gewöhnt haben werden. Möglicherweise wird die fortschreitende Digitalisierung noch mehr Arbeitsplätze kosten und auch die Rolle der Postbank darf man in dieser ganzheitlichen Betrachtung natürlich nicht außer Acht lassen.
Im Grunde genommen würden die beiden deutschen Großbanken eine vergleichbare Struktur erhalten wie sie die Volks- und Raiffeisenbanken oder die Sparkassen längst unterhalten: Zum Kunden hin viele unterschiedliche Gesichter mit einer mehr oder weniger diversifizierten Angebotspalette, während gleichzeitig im Hintergrund dieselben (einheitlichen) Systeme und Prozesse zur Zielerreichung eingesetzt werden (können). Das spart Ressourcen und somit auch jede Menge Geld! Die DWS würde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch nicht veräußern, weil sie eine gute Rolle zur Diversifikation des neuen Finanzkonzerns und somit auch zu einer Verbesserung des Risikoprofils beitragen könnte.