Konjunkturdaten
von Henrik Voigt
auch der gestrige Tag hielt erneut interessante konjunkturelle Einblicke bereit. Kurz zu den Daten, die teilweise wirklich bemerkenswert sind:
In den USA sind in der per 11. September ausgelaufenen Woche die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gegenüber der vorangegangenen Woche um 3.000 auf saisonbereinigt angepasst 450.000 gesunken (Erwartung: 459.000). Damit entwickelten sich die Erstanträge zum vierten Mal in Folge rückläufig. Allerdings so marginal rückläufig, dass das Ganze unter den Begriff „Messtoleranzen“ fallen dürfte. Immerhin wurden die Erstanträge der Vorwoche um fast die gleiche Größenordnung nachträglich nach oben revidiert (von ursprünglich 451.000 auf 453.000). Eine Trendwende sähe jedenfalls anders aus.
In den USA ist die Zahl der von Kreditgebern beschlagnahmten bzw. gepfändeten Immobilien im abgelaufenen Monat im Vergleich zu Juli um 3 Prozent auf 95.364 gestiegen. Dies entspricht der höchsten jemals registrierten monatlichen Zahl. Hier ergibt sich auf Jahressicht eine Steigerung um 25 Prozent und den 9.Monat in Folge. Wie vom Datenanbieter RealtyTrac gemeldet wurde, wird die Zahl an Beschlagnahmungen im laufenden Jahr voraussichtlich auf ein beispielloses Niveau von über einer Million weiter anziehen. Seit Beginn der Rezession im Dezember 2007 haben die Kreditgeber (US-Banken) 2,3 Millionen Häuser in ihren Besitz gebracht. Ich denke, diese Zahlen bedürfen keines weiteren Kommentares.
Der Philadelphia Fed Index notiert im September bei -0,7, erwartet wurde ein Wert von +1,6 nach -7,7 zuvor. Die Aktivitäten des verarbeitenden Gewerbes im Großraum Philadelphia schrumpfen demnach weiterhin, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie im Vormonat. Ich gehe von einer kurzen technischen Aufwärtsreaktion aus, während sich der Schrumpfungsprozess in den kommenden Monaten fortsetzen sollte.
Ich sagte es bereits vor Monaten: Die USA sind auf dem Weg in die nächste Rezession. Ja, ich gebrauche bewusst das böse R-Wort. Immer mehr Wirtschaftsdaten kommen im Schrumpfungsbereich an. Europa dürfte bis Jahresende dort hinkommen. Dieser Prozess begann schleichend bereits vor einem Jahr mit einer ganz allmählichen Wachstumsabschwächung. Er war für jeden sichtbar, der Augen im Kopf hat und des Lesens mächtig ist. Wie ist es wohl um diese Fähigkeiten unter Bankanalysten und Zeitungsredakteuren bestellt? Auch an der Börse übt man sich fleißig in Realitätsverweigerung. Wie lange ist der Herdentrieb noch größer als die - zugegeben - unbequeme Wahrheit? Die Rettungsstory verkauft sich einfach besser. Aber die Leute merken doch, wenn sie veräppelt werden.
Kleiner Ausbruch beim DAX
von Henrik Voigt
Der DAX zeigte gestern die vierte unentschlossene Tageskerze in Folge. Und heute früh kommt endlich der Ausbruch nach oben. Es könnte der letzte Anstieg vor einer größeren Korrektur werden. Er kann sich allerdings noch bis zur US-Notenbanksitzung am Dienstag hinziehen.
Es ist wieder einmal erstaunlich, wie offensichtlich vor dem Verfallstag an den Kursen „gedreht" wird. Ein Großteil der Ansteige bei den US-Futures vollzog sich seit gestern nachbörslich in den extrem umsatzarmen Nachtstunden. Heute früh dürften also die Börsen weltweit freundlich eröffnen. Obwohl die Nachrichtenlage eigentlich besch... ist, um es mal auf deutsch zu sagen. Aber Gott sei dank gibt es ja die Kindergartenspielchen zum Verfallstag. Wir werden also die Stopps um unsere letzte verbliebene Longposition sehr eng nachziehen.
Ich fühle mich übrigens nicht besonders wohl, wenn um mich herum zu viele Bullen sind. Das Boot könnte nämlich leicht kentern, wenn es zu voll ist. In einer aktuellen Studie der Deutschen Bank rechnen rund drei Viertel (77 Prozent) der befragten Privatanleger in den nächsten drei Monaten mit steigenden Kursen an den Aktienmärkten. Im ersten Quartal waren „nur" 69 Prozent von einem Aufwärtstrend ausgegangen. Und selbst das reichte noch nicht, um die Kurse nachhaltig ansteigen zu lassen. Schlimmer noch das Put-Call-Verhältnis in den USA: Es notiert im optimistischen Extrembereich nahe seines Allzeittiefs. Höchste Zeit, die eigenen Positionen abzusichern, meine ich.
DAX im Tageschart
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Nächste Widerstände: 6600, 6350 Punkte
Nächste Unterstützungen: 6250, 6080, 5800, 5430, 5320, 5170 Punkte
Herzliche Grüße und viel Erfolg,
Ihr Henrik Voigt.