Im Mittel der 1990-er Jahre kostete Öl nur 20 Dollar pro Barrel und lief mehr oder minder seitwärts - nicht zuletzt deshalb, weil es noch keine ETF-spekulierenden Pensionsfonds gab. Die dann ab 2000 zunächst schleichend einsetzenden Preisanstiege bei Öl-/Rohstoffen sind mMn eine Self-fulfilling-prophecy - losgetreten von jenen Leuten/Brokern, die nicht nur diesbezügliche "Kaufempfehlungen" aussprachen, sondern zugleich mittels ETF im Öl-/Rohstoff-Sektor auch noch die Werkzeuge für einen neuen, preistreibenden "Massenmarkt" bereitstellten (der Futuremarkt war zuvor Profis vorbehalten, die zwar auch manipulierten, aber mangels Masse nicht so stark). Idiotischerweise gelten diese Leute/Broker dann auch noch als Gurus oder Visionäre, weil sie die Blase im Voraus sahen...
Weiterhin ist es kein Zufall, dass parallel zur Öl-/Rohstoff/Gold-Hausse der Dollar von 0,85 EUR/USD in 2000 bis auf 1,60 in 2008 fiel. Wie wir wissen, nützt ein schwacher Dollar USA in mehrfacher Weise: höhere Exporte und Proforma-Gewinne exportorientierter Firmen, sinkende Auslandsschulden (bezogen auf die Gläubigerwährungen).
Ich hab bislang noch nirgendwo einen Kommentar gelesen, der die inverse "Korrelation" zwischen Öl/Rohstoff-Preis und Dollarkurs als Willkürakt von "Machern" wie GS interpretiert. Den "Beobachtern" reicht als Beweis, dass es "der Markt halt so will". WER "der Markt" ist - und dass es evtl. GS und Konsorten sein könnten, die damit die Welt verarschen - kam bislang kaum jemanden in den Sinn.
Von den Öl-Preistreibern wurden natürlich auch passende Ratio-Krücken geliefert. Da ist zum einen das angeblich wegen "Öl-Peak" immer knappere Angebot, zum anderen die "unendlich" steigende Öl-Nachfrage der neuerdings angeblich entkoppelten BRIC-Staaten (alle Chinesen und Inder steigen vom Fahrrad auf das Auto um)..
In der nächsthöheren Stufe des Spin-Story wird auch der Dollar mit einbezogen:
Version A (Ami-Sicht): Wenn Rohstoffe teurer werden, muss man sich mit "Anti-Dollar"-Hedges auf Währungsebene dagegen absichern. Dazu passt, dass die Amis Geld drucken, u. a. um das teurere Öl bequemer bezahlen zu können.
Version B (Restwelt-Sicht): Wenn der Dollar fällt, muss man mit Rohstoffkäufen dagegen "hedgen". Dazu passt, dass die Chinesen aktuell Rohstoffe horten, um aus dem Dollar zu "fliehen". Dazu passt weiterhin, dass die Ölförderstaaten mehr Dollars für ihr Öl wollen, um ihre Kaufkraft (in Euro usw.) zu erhalten.
Ich halte - abseits von diesen Spin-Geschichten - für weitaus plausibler, dass GS und andere Big Player im Futuremarkt immer dann, wenn Öl steigt (was durch den Rohstoff-Hype ja ab 2000 gezielt angeschoben wurde), gezielt auf den Dollar-Verkaufsknopf drücken und die inverse Korrelation so "zusammenbasteln"? "Der Markt" ist dann de facto GS und Co. Die Spielchen hätten in USA sicherlich politische Rückendeckung: Zum einen nützt teures Öl der mächtigen US-Ölmafia (die dafür ja eigens die Irak-Kriege vom Zaun brach). Zum anderen ist "ein schwacher Dollar im Interesse Amerikas" - gegenteiligen Lippenbekenntnissen der US-Politiker zum Trotz.
Träfe dies zu, wäre der forcierte Rohstoff-Hype ein gezieltes Unterfangen, um auf Umwegen legitim den Dollar abzuwerten. Für die größte Schuldnernation der Welt hat ein schwacher Dollar schließlich einen "geldwerten Vorteil".
So könnte es auch zum aktuellen Paradoxon des "unangemessen teuren Öls" kommen. Der "Bedarf" der Amis nach einem billigeren Dollar ist größer als der Bedarf der Welt an teurem Öl. Die Pumper pumpen an beiden Fronten.