kapitalgedeckte rentenversicherung und von wegen dem aktuellen "super kaufniveau" für strategische aktien käufe.
In den USA verschwinden jetzt auch die Pensionsfonds
F. William Engdahl
Während sich die weltweite Krise zu Beginn des Jahres 2009 weiter verschärft, rückt ein Aspekt des dramatischen Ausverkaufs finanzieller Vermögenswerte, der bisher wenig Beachtung gefunden hat, in den Vordergrund, nämlich das Schwinden der Ersparnisse der Amerikaner für ihre Altersversorgung. In einem früheren Artikel an dieser Stelle habe ich den demographischen Aspekt der jetzigen Krise in den USA beschrieben. Da Banken, Hedge-Fonds und andere Finanzinstitute ihre liquiden Werte jetzt an den großen US-Börsen und anderen Finanzmärkten verscherbeln, weil sie dringend Cash brauchen, um Zahlungsforderungen nachzukommen, schwindet der Papierwert dessen, was die meisten Amerikaner als ihr Erspartes für das Alter hielten, in geradezu dramatischem Ausmaß.
In den USA sind die Zinsraten auf alle Anleihen und Aktien als erstklassig bewerteter Unternehmen sowie die Schatzbriefe des Finanzministeriums schon jetzt auf so niedrige Werte gefallen, wie zur Zeit der Großen Depression. Darüber hinaus haben die Indices von S&P und Dow Industrial seit ihrem Höchststand im Mai 2008 mehr als 36 Prozent an Wert verloren.
Die meisten Amerikaner haben entweder in Absprache mit ihren Arbeitgebern oder privat einen Teil ihres Einkommens in steuerbegünstigten Rentenplänen angelegt, die in der Regel von den großen Pensionsfondsmanagern bei Versicherungsunternehmen wie Fidelity Fund, Calpers, PIMCO von Allianz und zahllosen anderen Versicherern verwaltet werden. In der Regel ist in den USA die staatliche Rente der Sozialversicherung sehr niedrig, deshalb haben viele Amerikaner vorzugsweise durch das Ansparen von Privatrenten für ihr Alter vorgesorgt. Natürlich war für Millionen Amerikaner in den letzten zehn Jahren der Kauf eines Eigenheims auf Kredit ein wesentlicher Teil ihrer Alterssicherung.
Da nun ab 2011 bis 2013 eine wahre Flut von Rentnern aus der so genannten »Baby Boomer«-Generation, d.h. den geburtenstarken Jahrgängen, dazukommen wird, und weit über zehn Millionen Amerikaner sich bereits im Vorruhestand befinden, droht ihnen allen eine wirtschaftliche Katastrophe, denn der Wert ihrer Ersparnisse schwindet.
Während der nächsten zehn Jahre werden Rentner aus der Generation der »Baby Boomer« und Menschen in Altersteilzeit mehr als 50 Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmachen.
Das bedeutet einen schweren Schlag für die Einkünfte der Unternehmen und die Wirtschaft im Allgemeinen. Die Unternehmen werden höhere Beträge aufbringen müssen, um ihre Pensionsfonds finanziell weiterhin gut auszustatten, während auch die Verbraucher, die keine hohen Schulden für Autos, Häuser und andere Dinge drücken, ihre Sparrate wahrscheinlich erhöhen müssen, um die geringeren Einkünfte auszugleichen; beides wird sich negativ auf den Verbrauch auswirken. Da die US-Wirtschaft heute auf einem Konsumniveau basiert, das etwa 70 Prfozent des BIP entspricht, bedeutet allein dies schon eine weit schwerere und länger andauernde Depression als allgemein offiziell prognostiziert.
Die meisten Pensionspläne der amerikanischen Unternehmen, die Auszahlungen entsprechend der letzten Gehaltsstufe ihrer Beschäftigten versprechen, gehen heute von jährlichen Einkünften aus ihren Anlagen von etwa acht Prozent aus. Einzelpersonen und ihre Investmentberater sind oft sogar noch optimistischer und gehen von neun bis zehn Prozent pro Jahr aus und lassen sich oftmals auf riskantere Anlagen ein, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Einkünfte sind mittlerweile jedoch verschwunden und werden wohl auch nicht mehr wiederkehren. Die Branchenregel lautet, dass jeder Ertragsverlust von einem Prozent zusätzliche zehn Prozent bei der jährlichen Finanzierung erfordert, um diesen Verlust auszugleichen.
Laut einer Studie von Credit Suisse in New York könnten die Pensionsfonds der S&P-500-Unternehmen um 362 Milliarden Dollar unterfinanziert sein; gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 420 Milliarden Dollar. Die jetzige Lage ist also viel schlimmer als die im Jahre 2002, nach dem letzten Absturz an den Börsen, denn bei 70 der 500 Unternehmen liegt eine Unterfinanzierung ihrer Pensionsverpflichtungen vor; und dieser Fehlbetrag ist höher als zehn Prozent ihrer Börsenkapitalisierung.
Für die Pensionspläne war das letzte Jahr doppelt schlimm: Die Verluste waren extrem hoch und die Zinsraten, deren Höhe die Unternehmen normalerweise nutzen, um ihre zukünftigen Verbindlichkeiten den Rentnern gegenüber zu erfüllen, bewegten sich auch in die falsche Richtung, nämlich abwärts – was bedeutet, dass auch die Zinseinkünfte schwanden.
Der Pensionsfonds des Öffentlichen Dienstes in Kalifornien, der größte in den USA, hat im vergangenen Jahr über 31 Prozent verloren.
Die meisten Pensionsfonds in den USA berechnen ihre zukünftigen Verpflichtungen den Rentnern gegenüber nach einem Diskontsatz, der in der Regel an die Erträge aus den Unternehmensanleihen gekoppelt ist. Je geringer dieser Satz, desto höher sind die gegenwärtigen Verpflichtungen.
Dadurch wird eine sehr niedrige Inflation oder gar Deflation zu einem echten Problem für die Renten. Der Mercer U.S. Pensionsindex, ein Maß für diese Schätzungen, fiel im Dezember um fast 1,5 Prozentpunkte auf 6,11 Prozent, da auch die Leitzinsen der Regierung fielen.
Dieser Trend wird 2009 besonders deutlich werden, und das nicht nur in den USA. Menschen, die für ihre Rente sparen, müssen auch einschätzen, was ihre Investitionen einbringen und wie viel sie ansparen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie mehr Geld sparen müssen, die Schätzungen über ihre zukünftigen Renten aber trotzdem sinken. Seit 1982 ist der amerikanische Aktienmarkt enorm aufgebläht worden, eben weil die Baby Boomer für ihre spätere Rente vorgesorgt haben. Jetzt fehlt nicht nur dieser Zufluss neuen Geldes in die Aktienmärkte, sondern es wird zu einem umgekehrten Prozess kommen: die Rentner aus der Generation der nach 1945 Geborenen liquidieren verstärkt ihren Aktienbesitz, weil sie von diesem Geld leben müssen. Keine rosigen Aussichten also darauf, dass es vor 2020 einen Wirtschaftsaufschwung in den USA geben könnte.
info.kopp-verlag.de/news/...-jetzt-auch-die-pensionsfonds.html
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