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Die internationale Wirtschaftspresse macht neben Griechenland weitere Wackelkandidaten in Europa aus: Portugal, Frankreich und Großbritannien könnten ebenfalls in Bedrängnis geraten. Die Presseschau.
Die Financial Times sieht Griechenland in einer bedrohlichen Lage: Nachdem die Gespräche mit der Troika ohne Ergebnis beendet und die anschließenden Gespräche des Premiers Lucas Papademos mit den griechischen Parteiführern keine Zustimmung zu weiteren harten Einschnitten gebracht hätten, sei die Debatte über die Rettung Griechenlands nun zu einem „gefährlichen Stillstand“ gekommen. Die Geduld der Gläubiger mit den griechischen Politikern habe sich in „Luft aufgelöst“, Euro-Finanzminister hätten ihnen nun gedroht, den Sparprogrammen zuzustimmen, ansonsten sei das Land im März Pleite. „Es ist nachvollziehbar, dass die Politiker auch ihre Wähler im Blick haben müssen. Doch mit ihrer waghalsigen Politik könnten sie zu weit gehen: Sie könnte nach hinten losgehen und für die gesamte Eurozone katastrophale Folgen haben.“
Um Portugal sorgt sich dagegen der Economist. Von der Geldspritze, die die EZB im Dezember den europäischen Banken injizierte, habe das Land nicht profitieren können, die für seine Staatsanleihen fälligen Zinsen seien gestiegen. „Das ist ein Anzeichen dafür, dass die Investoren fürchten, sie müssen Verluste in der Höhe akzeptieren, wie sie in Griechenland aktuell noch immer mit privaten Gläubigern verhandelt werden.“ Die Schulden Portugals seien gar nicht das größte Problem: „Das Land muss an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, um sich aus dem Schuldenloch ziehen zu können.“ Doch diese habe sich nach Einschätzung des IWF nicht signifikant verbessert. „Portugal hat gerade erst mit einem schmerzhaften Programm struktureller Reformen begonnen, das in der Zukunft für Wachstum sorgen kann. Doch haben die Investoren auch die Geduld, zu warten?“
Die Lage in Frankreich alarmiert Report on Business: „Die Eurokrise schädigt nicht nur die Wirtschaft, sie kostet eine Reihe von Staatsmännern den Job. Nicolas Sarkozy könnte der nächste sein, der wie ein Dominostein fällt.“ Die zweitstärkste Wirtschaftsmacht Europas habe schmerzlich erfahren müssen, dass sie nicht immun ist gegen die Schuldenkrise und Sparprogramme. Frankreich habe sich immer als stolzen, starken Partner Deutschlands gesehen, und nun das: Verlust des Triple-A, Arbeitslosenrate bei 9,8 Prozent (Italien im Vergleich: 8,6 Prozent), ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,4 Prozent (Italien: zwei Prozent) und die Schulden sollen demnächst rund 93 Prozent des BIPs betragen. Mit diesen Misserfolgen werde Sarkozy verbunden - kein Wunder, dass da selbst ein „fader“ Françoise Hollande in den Umfragen vorn liege.
Politiker weltweit sollten sich bewusst machen, dass rigorose Sparpolitik als Rettung aus der Krise nicht der „gesündeste Weg“ sei, warnt die indische Economic Times. Großbritannien, wo Premierminister David Cameron die Strategie „Wachstum durch Einsparungen“ verfolge, könne als abschreckendes Beispiel dienen. Das reale BIP des Landes sinke immer weiter, wenn alle Prognosen eintreffen, werde Camerons Kurs das Vereinigte Königreich vielleicht in eine der schlimmsten Depressionen aller Zeiten hineinziehen. Das Scheitern des flächendeckenden Sparkurses sollte seinen Anhängern Grund sein, diese Politik gründlich zu überdenken: Wenn der Sparkurs in einem Land wie Großbritannien nicht funktioniere, wo mit flexiblen Wechselkursen und Möglichkeiten für weitere Lockerungen in der Geldpolitik gearbeitet werde, wie könnte er in Ländern erfolgreich sein, die weniger offen und flexibel und daher weniger attraktiv für Investoren sind? Die Farce in Großbritannien müsse beendet und vielleicht eine neue Regierung gebildet werden.
Vor der anstehenden Reise des kanadischen Premiers Stephen Harper nach China, warnt die Financial Post vor aktuellen Entwicklungen in dem asiatischen Land. „Die Wirtschaft des Landes brodelt. Die Plünderer, die Design und Innovationen des Westens stehlen, agieren mit einer Armee von Spionen und Gangstern. Und mit militärischen Abenteuern versucht China, Land und damit Ressourcen von seinen unmittelbaren Nachbarn zu erringen.“ Die vietnamesischen Spratly-Inseln, die japanischen-Senkaku Inseln und Taiwan seien im Visier Chinas. Doch auch die Chinesen selbst litten mehr und mehr unter Kontrolle, Landenteignungen und darauf folgende Proteste erschütterten Dorfgemeinschaften, Kritiker würden mundtot gemacht oder verschwänden einfach. Harpers Mission sei deshalb, China zu überzeugen, dass es nicht kanadisches Know How kopiere und dem Land schade. „Doch er wird auch die USA vorführen: Während sie die Keystone Pipeline ablehnten, wird Harper sich für diese Pipeline in Kanada einsetzen.“
Fed fördert Vetternwirtschaft
Eine falsche Politik sieht das Forbes Magazine in der Ankündigung der US-Notenbank Fed, die Leitzinssätze auch in den kommenden Jahren äußerst niedrig zu halten. Fed-Chef Ben Bernanke sage, er wolle damit Investitionen und Wachstum ankurbeln und die Inflation bei zwei Prozent halten. Dies nütze nur wenigen. Durchschnittliche US-Bürger, die ihr Geld anlegen, würden mit dieser Politik betraft, denn sie machten damit praktisch keinen Gewinn. Doch auch Unternehmen und Banken ermuntere die Fed dadurch, große Reserven anzulegen. Wenn sich später ein Wirtschaftsaufschwung einstelle und die Nachfrage nach Darlehen steige, werde die Freisetzung dieser Reserven die nominalen Ausgaben und Preise hochtreiben. Das Ergebnis wäre eine Stagflation. „Niedrige Leitzinssätze in Aussicht zu stellen, ist das falsche Signal - ein Signal, dass finanzielle Repression und Vetternwirtschaft sich fortsetzen.“
Jeff Bezos ist der neue Steve Jobs
In einem Porträt geht Challenges den Erfolgsrezepten von Jeff Bezos, Chef des inzwischen 82 Milliarden Dollar schwere Onlinehandels Amazon, auf den Grund. „Wer Steve Jobs geliebt hat, sollte Bezos anbeten“, meint das französische Wirtschaftsblatt. Bezos habe eine sehr gute Ausbildung, ein Informatik-Studium, aber auch Praxis bei einer Wall-Street-Bank: „So konnte er einerseits gut abschätzen, welche Chancen das Internet technisch bietet, andererseits hatte er keine Berührungsängste mit großen Geldsummen und Finanzplänen.“ Bezos lege viel Wert auf Bildung und Intelligenz seiner Manager, man sage, er stelle nur Leute mit hohem Intelligenzquotienten ein. Amazon führe er wie eine Sekte, er könne seine Angestellten zu Höchstleistungen anspornen und sie beteten ihn dafür an. Auch habe er Mut zu ungewöhnlichen Entscheidungen, z. B. als er „fremde Händler“ bei Amazon zuließ, und viele meinten, er kannibalisiere sein eigenes Geschäft - weit gefehlt. Und er widme, zusammen mit seinem Management, Investoren oder Trimester-Resultaten nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit: „Für Bezos ist die Arbeit wichtiger.“
Die russische Zeitung Vedomosti zieht eine Parallele zwischen dem Machtmonopol in der Politik und der monopolistischen Struktur der Wirtschaft in Russland. So habe Putin etwa vor wenigen Tagen sehr richtige Worte über die Notwendigkeit von Wirtschaftsreformen und einer Verbesserung des Investitionsklimas gesagt. Für eine solche Reform müssten die Beamten vor Ort auf den Regierungschef hören. „Kann Putin jedoch ernsthaft von ihnen verlangen, keine Schmiergelder von Unternehmern zu erpressen, wenn er gleichzeitig von ihnen aktive Mithilfe beim organisierten Stimmenklau einfordert“, fragt das Blatt. So wie ein Gouverneur die alleinige Herrschaft der Kremlpartei verteidigt, werde er auch die Vorherrschaft seiner Clique in der Wirtschaft verteidigen. Im Endeffekt müsse das politische Monopol durch höhere Verbraucherpreise bezahlt werden.
Fundstück: Marken sind nicht gleich Marken
Über eine ungewöhnliche Aktion im Europäischen Parlament berichtet das Wall Street Journal: Zwei osteuropäische Abgeordnete brachten Coca Cola, Milka Schokolade oder Nescafé aus verschiedenen europäischen Ländern mit, um nachzuweisen, dass sie nicht gleich schmecken und zum Teil unterschiedliche Zutaten aufweisen. Dabei falle auf, dass die Markenprodukte mit den „besseren“ Zutaten in die „besseren Länder“ gingen. So sei z. B. die Basis des Cola-Sirups in Coca Cola in allen Ländern dieselbe, aber die zugesetzten Zucker unterschiedlich; die billigere Isoglukose sei in den Coca Colas zu finden, die in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gekauft wurden. Das EU-Parlament reagierte gelassen: „Solange die Lebensmittel sicher sind, ist es in Ordnung, wenn sie die unterschiedlichen Geschmäcker in den EU-Ländern ansprechen.“
Söder hält Griechen-Bankrott für
Wir sollten DOS als Betriebssystem wieder einführen.
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