Meist geht mir Lohrke auf den Geist, jeden Tag schreibt er irgendwie: Er ist schlau und alle anderen sind Bettnässer. Aber heute hat er was getext, was mir gut gefällt.
Kindische Wallstreet
08:23 11.02.09
Die Welt der Börsen ist manchmal schon etwas eigenartig. Sie erinnert mich zuweilen an das Verhalten kleiner Kinder. Wenn die sich was in den Kopf gesetzt haben und das dann nicht bekommen, wird das, was sie dann ersatzweise bekommen, auch wenn es nicht viel weniger interessant ist als das Gewünschte, verschmäht und beiseite liegen gelassen.
So hat der neue amerikanische Finanzminister Timothy Geithner es gestern offensichtlich versäumt die hochgesteckten Erwartungen der Finanzinstitute zu befriedigen.
"First, we're going to require banking institutions to go through a carefully designed comprehensive stress test, to use the medical term. We want their balance sheets cleaner, and stronger. And we are going to help this process by providing a new program of capital support for those institutions which need it," waren die Worte die für einen Kurssturz an den Börsen weltweit sorgten.
Ungläubig und verwundert reibt man sich die Augen. Bestätigt Timothy damit nicht gerade, dass er die Bankbilanzen bereinigen und damit stärken will und er allen Institutionen, die eine Hilfe benötigen, auch welche geben wird? Und hat er nicht gerade angekündigt, dass er eine neues kapitalstützendes Programm auf den Weg bringen wird?
“We were very disappointed in the lack of detail on the programs”, war die Aussage von Frank Barkocy von Mendon Capital Advisors Corp., die die Stimmung der Wallstreet auf den Punkt brachte. Die Börsianer haben also mehr Details erwartet und sind nun enttäuscht, so dass die gleich allesamt ihre Papiere, Finanzwerte voran, auf den Markt warfen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber irgendwie hat das Verhalten etwas Zickenhaftes und Unreifes. Die Jungs und Mädels auf dem Parkett sollten froh sein, dass sie diese mächtige Unterstützung überhaupt erhalten. Es hätte auch anders kommen können, wenn sich denn die den Rettungspaketen und hohen Staatsausgaben eher skeptisch gegenüber stehenden Republikaner mit ihrem damaligen Präsidentschaftskandidaten durchgesetzt hätten.
Aber Dankbarkeit ist bekanntlich nicht die Stärke der Börsianer weltweit und schon gar nicht der Wallstreet. So hielt eine Sprecherin von Geithner den enttäuschten Börsianern folgende Worte entgegen:
"We understood that some might be disappointed that we didn't announce a large bailout program. But our focus is on what will be the best comprehensive plan to protect taxpayer dollars, jump-start lending and bring forth a long-term financial recovery, not the hour-by-hour movement of the markets or a particular company's stock on any given day."
Der Verweis auf die Verantwortung, die man den Steuerzahlern gegenüber hat und das der Fokus ist, nachhaltig etwas zu verbessern, ist vernünftig und lässt hoffen. Auch dass man den quengelnden Börsianern nicht in jeder Hinsicht nachgibt. Das hat nämlich auch bei Kindern am Ende eine verheerende Wirkung.
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen.
Ihr Norbert Lohrke