Offenbar aus Angst vor weiteren Sanktionen löst der Iran seine Wertpapierbestände in Deutschland auf. Allein im ersten Quartal dieses Jahres habe das wegen seines Atomprogramms kritisierte Land per saldo deutsche Aktien, Investmentzertifikate und Anleihen im Wert von elf Mio. Euro verkauft, berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit" unter Berufung auf Daten der Bundesbank.
Auch im vergangenen Jahr habe der Wert der Verkäufe den der Käufe um 22 Mio. Euro überstiegen. Die EU-Länder hatten am Montag ein europaweites Geschäftsverbot für die größte iranische Handelsbank Melli beschlossen. Zudem soll das Vermögen weiterer Iraner eingefroren und ihnen ein Einreiseverbot erteilt werden.
Wirtschaftliche Erwägungen allein könnten die Auflösung der Depots nur schwer erklärten, schrieb die "Zeit" unter Berufung auf Experten. Alle anderen ausländischen Investoren hätten im ersten Quartal massiv Geld nach Deutschland gebracht. Per saldo seien 7,7 Mrd. Euro aus dem Ausland in die heimischen Wertpapiermärkte geflossen. Im Jahr 2005 hatte der Iran seine Bestände in Deutschland noch aufgestockt.
Melli betreibt rund 3100 Filialen, davon 16 im Ausland. Ihre drei Zweigstellen in Hamburg, London und Paris muss sie nach dem Beschluss der EU schließen. Die Bank hatte im Geschäftsjahr vom März 2005 bis März 2006 Warenkreditbriefe in Höhe von rund 5,1 Mrd. US-Dollar (rund 3,3 Mrd. Euro) für Importe in den Iran ausgegeben. Melli wurde 1923 unter anderem mit deutscher Hilfe gegründet.