Ich fand die Diskussion gestern hier spannend. Habe Sie leider erst heute mitbekommen... ;)
@Kronos01 schrieb in #3131, dass er verwundert sei, dass viele Anleger hier offenbar in recht kurzfristigen Anlagezeiträumen denken und jetzt verunsichert sind. Besser sei doch eine 4-5 Jahres-Betrachtung.
Als Antwort kam dann u.a. von @Katjuscha, dass man dem Braten nicht recht traut, weil a) der Vorstand offenbar zu wenig auf die Privatanleger eingeht und b) man auch immer noch nicht so richtig dem operativen Geschäft über den Weg traut. ...
Langfristiges Investieren, wie ich es mir u.a. von @Katjuscha selbst und von Michael Kissig, intelligent-investieren.net, abgeschaut habe lebt doch gerade von solchen Momenten.
Es ist leicht langfristig zu investieren wenn seit 2010 einfach (fast) alles bergauf geht. Zumindest bis 2018. Dann wurde es nämlich wieder schwer, weil die ungebremste Börsen-Euphorie der Vorjahre verschwunden war. Genau jetzt muss man sich auf die fundamentale Analyse und seine eigene Geduld und Disziplin verlassen, und ja, das auch über 4-5 Jahre oder sogar länger. Meine Meinung.
Genau das macht langfristiges Investieren des Langfristanlegers aus.
Die Aussagen von @Kat genau dazu sind mir aufgefallen und haben mich ein bisschen schockiert:
"Nur entweder dieses Timing zu finden, die 2-3 Wochen richtig vorherzuahnen oder aber 5 Jahre zu halten, das kann man eigentlich in heutigen unsicheren Zeiten von keinem Privatanleger mehr verlangen. Und so zu tun als wüsste man, dass Corestate ganz sicher in 4-5 Jahren im Kurs höher steht, das nehme ich ehrlich gesagt auch niemandem ab."
"… sind wir doch mal ehrlich … seid ihr euch wirklich so sicher wie ihr tut, was die guten operativen Daten anbetrifft? Also ich bins mittlerweile nicht mehr. Egal ob Mezzanine, die Fonds, das warehousing … "
"Wie man an meinen wikifolios sieht, bin ich dort aber nicht mehr überzeugt, was eben daran liegt, dass ich dort nicht einfach zwei Jahre oder mehr warten kann, bis sich die ganze Sache geklärt hat. Und vielen Privatanlegern wird es ähnlich gehen, gerade dann wenn sie eben das Geld nicht im Überfluss haben und daher nicht abwarten können."
"Aber diese verunsicherten Privatanleger gehören eben auch dazu. Auf die sollte man eingehen bzw. zugehen. "
(Auflistung nicht chronologisch, kann jeder auf der letzten Seite nachlesen)
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Wieso kann man von einem Privatanleger nicht verlangen, dass der mal 4-5 Jahre nicht permanent ängstlich auf sein Depot starrt? Wieso kann man seinen Wiki-Followern nicht zumuten, dass die mal 4-5 Jahre Geduld und Disziplin haben?
Und wieso zum Henker kann man "mit wenig Geld" nicht abwarten? Können nur Wohlhabende abwarten?
Und schlußendlich wieso ist man noch investiert, wenn man dem Braten nicht mehr so richtig traut?
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Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wir Deutsche keine Aktienkultur haben. Dass wir die Börse als kurzfristige Zockerei sehen und sie deswegen mehrheitlich meiden.
Wenn selbst einer der ausgewiesenen langfristig orientierten Fundamental-Anleger (wenn auch schon immer mit Trading-Anteilen zugegeben) wie @Kat dem einfachen, mit wenig Geld gesegneten "Privatanleger" die Fähigkeit abspricht, sich langfristig in einem Wert zu engagieren, weil der Kurs sich da offenbar der fundamentalen Entwicklung entkoppelt hat - wer soll es denn dann sein, der hier in Deutschland eine auf langfristigem Vermögensaufbau basierende Aktienkultur etabliert?
Das ist jetzt hier kein Angriff auf @Kat persönlich, der hat schon genug Trolle die ihm immer wieder auflauern...mir geht es mehr um diese inhaltliche Diskrepanz zwischen "eigentlich" langfristig orientierten Anlagern, die nun trotzdem wegen Kursverluste nervös/unsicher werden, nun doch das operative Geschäft anzweifeln, den Wert aus ihren Wikis verbannen, weil sie das niemandem zumuten wollen oder sich selbst nicht zumuten wollen...aber damit genau die Grundsätze des langfristigen Investierens NICHT befolgen und den anderen langfristigen Anlegern, die halt mit den Achseln zucken und abwarten, gemäß den Grundsätzen des langfristigen Investierens.
Und die hat @Be eR in #3141 perfekt dargelegt:
"Jeder hier Investierte hat aber deshalb eingekauft, weil er der Meinung ist, dass die Chancen die Risiken übersteigen und der Gewinn der Firma sich irgendwann auch als Gewinn des Investors niederschlägt. Sei es als Kursgewinn beim Verkauf oder langfristiger als Dividende.
Zumindest, was die Dividende betrifft, bin ich als Anleger sehr zufrieden. Und wenn die operative Entwicklung so weiter geht wie bisher, dann sehe ich auch beim Kurs keine Probleme. Jede Unterbewertung wird ausgeglichen, so sagt es die reine Lehre der Wirtschaftstheorie. Da ich selbst glaube, dass Märkte eben nicht perfekt funktionieren, kann man als Anleger davon profitieren, indem man in vermeintlich unterbewertete Aktien investiert. Und viele der hier vertretenen Aktionäre machen genau das. Man verschafft sich über die Diskussion hier im Board einen Informationsvorteil gegenüber der Herde der unwissenden Anleger um diesen in bares Geld zu verwandeln. "
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Eine Unterbewertung kann nach Warren Buffett oder Peter Lynch auch mal Jahre fortbestehen.
Kurse entkoppeln sich immer wieder für längere Zeit von der fundamentalen Entwicklung, nach oben und nach unten, - beides ist für die menschliche Anleger-Psyche nicht toll und daher hilft dort nur Geduld und Disziplin und gerne auch so ein Forum hier, um sich gegenseitig mit Invormationsvorsprung zu versorgen...
Ich persönlich habe gerade Corestate nachgekauft. Bin immer noch etwas im Minus, habe aber schon zuvor zweimal billig nachgekauft. Ja, ich weiß nicht ob nun genau in 4-5 Jahren die Kurse von Corestate höher stehen als jetzt - ich weiß aber, dass Kurse langfristig der Unternehmensentwicklung folgen. Darauf setze ich.
Würde mich freuen, wenn ich eure Einschätzung zu meinen Beobachtungen von gestern mal lesen könnte. Vielleicht interessiert es ja auch niemanden hier.
Und ja, da geht es jetzt nur mittelbar um Corestate, aber Corestate ist gerade so eine Investment-Frage die sich hier anbietet.
Und @Kat soll kein Angriff auf dich sein, geht mehr um die Position, die du in dieser Grundsatzfrage hier mit deinen Kommentaren einzunehmen scheinst. Nicht ausrasten, bin kein Troll. ;) ...
Danke fürs Lesen @ all.