roten Zahlen
von Hans G. Nagl
Die Commerzbank hat entgegen den Erwartungen im vergangenen Jahr unter dem Strich einen minimalen Verlust geschrieben. "Die Commerzbank hat aber fast an der Null-Linie gekratzt", erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen.
Das Firmenzeichen der Commerzbank. Quelle: ap
FRANKFURT. Vor Steuern sei der Fehlbetrag deutlich höher ausgefallen. Ein Steuerertrag habe den Verlust aber weitgehend aufgefangen. Konkrete Zahlen waren zunächst nicht zu erhalten.
Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf die für Mittwoch angesetzte Veröffentlichung der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Aber schon jetzt ist klar, dass die Commerzbank damit schlechter abschneidet als von vielen Analysten erwartet. So sieht der Konsens des Datenanbieters Thomson Reuters im Mittel noch einen Überschuss von 57 Mio. Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr. Vor Steuern hatten die Experten hingegen schon einen Verlust von 468 Millionen Euro prognostiziert.
Praktisch alle Banken, die bislang ihre Zahlen präsentierten, mussten im vierten Quartal nochmals kräftig Federn lassen. Der Grund: Die Pleite von Lehman Brothers Mitte September hat zu massiven Verwerfungen geführt. Selbst einst als absolut sichere Staatsanleihen, etwa von Italien oder Griechenland, musste kräftige Kursverluste verzeichnen. Weil die Commerzbank hier nicht zuletzt über ihre Tochter, den Staats- und Immobilienfinanzierer Eurohypo engagiert ist, dürfte sie diese Entwicklung ebenfalls getroffen haben.
Hinzu kommt, dass Teile des Staatsfinanzierungsportfolios der 2007 übernommenen Essen Hyp offenbar sehr kurzfristig refinanziert waren. Wegen der Finanzkrise sind aber die Kosten, zu denen die Commerzbank sich selbst Geld an den Märkten verschaffen kann, deutlich gestiegen. Experten gehen deshalb davon aus, dass die Bank damit auf Teile des Portfolios Verluste schreibt.
Und schließlich spürt die Commerzbank auch die Wirtschaftskrise, die immer mehr Unternehmen erfasst und damit auch die Zahl der Pleiten und Kreditausfälle steigen lässt. "Wir werden künftig in der Branche massiv steigende Ausfallraten bei Unternehmenskrediten haben, wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht bessert", hatte Blessing erst vor wenigen Tagen gewarnt. Betroffen dürften zumindest mittelfristig alle Bereiche: Privatkunden, Mittelstandsgeschäft, Osteuropa, Schiffs- und Immobilienfinanzierung. Nach Analystenschätzungen hat die Commerzbank vor diesem Hintergrund bereits im Jahresabschluss 2008 die Rückstellungen für faule Kredite mehr als verdreifacht.
Nicht in den für morgen angekündigten Zahlen enthalten ist der Abschluss der Dresdner Bank, deren Übernahme die Commerzbank im Sommer verkündet hatte. Ihr Zahlenwerk 2008 fließt noch in den Abschluss des bisherigen Mutterkonzerns Allianz ein, der seine Bilanz am 26. Februar präsentiert. Die Analysten von Unicredit schätzen den vor allem durch die Investmentbank Dresdner Kleinwort (DKIB) verursachten Verlust bei dem Institut auf gut 6,5 Milliarden Euro. "Alles was man hört, ist wirklich gruselig", hieß es in Finanzkreisen mit Blick auf die Dresdner Bank.
Offenbar vor diesem Hintergrund will Commerzbank-Chef Martin Blessing Bonuszahlungen in beiden Häusern unterbinden. "Beide Banken und ihre Mitarbeiter sollen gleich behandelt werden", sagte ein Insider. Es werde bestenfalls eine "kleine Anerkennung" für die Beschäftigten von Commerzbank und Dresdner Bank geben.