die Emission der Wandelanleihe sollten wir vor dem Hintergrund der Wachstumspläne beleuchten.
Darum zunächst erst einmal folgende Informationen:
Encavis entschuldet sich jährlich zu einem Volumen von 100 Mio.
dazu zwei Quellen:
Encavis-Fachtbook v. 18.11.2021, S.33 Kasten-Überschrift 'Recycling of debt'
und auch sehr interessant
Interview CFO Husmann in Finance-TV veröffentlicht auf youtube
https://www.youtube.com/watch?v=twV0oxB6Vu4&t=8s [ca. um 4:37]
Darin spricht er auch davon FK auf Holdingebene aufzunehmen um die Parks zu akquirieren.
Eckdaten der neuen Wandelanleihe
Encavis Finance B.V. EO-FLR-Conv. Nts 2021
WKN:
A3MQE8ISIN:
DE000A3MQE86Währung: EUR
Kleinste hndlb.
Einheit: 100.000
Emiss.Vol.: 250.000.000,00
Rang: nachrangig
Emiss.Kurs: 100 %
Zinsperiode: halbjährlich
Zinstermine: 24.Mai/November
Zinssatz: 1,875 per annum
Zinssatz bis: 23.11.2027 (danach ab 24.11.2027 variabel 5-J-EUR-Swapsatz plus 10%)
Laufzeit: unbefristet
anfängl.
Wandlg.Kurs: 22,0643 (gerundet)
Wandlg.Frist: 26.01.2022 bis 10.11.2027
Wandlg.Verh: pro EUR 100.000,00 können 4.532,2153 Aktien gewandelt werden
es gibt weitere Sonderbedingungen ...
Wie wir wissen wird der Wandlungspreis durch die Dividendenzahlung jeweils angepasst und damit auch das Wandlungsverhältnis.
Die Mitteilungen dazu stehen dann erwartungsgem. jeweils auf der Encavis-Homepage (
https://www.encavis.com/investor-relations/encavis-finance-bv).Der Zins mit 1,875 % ist aus meiner Sicht für den Emittenten einer nachrangigen Anleihe durchaus interessant für Investoren.
(Das Wandlungsrecht sollte m.E. bewirken einen niedrigeren Zins zu vereinbaren, weil es mit dem Verkauf einer Kaufoption zu vergleichen ist, wofür der Stillhalter (ENCAVIS) eine Prämie erhält.)
Eine vergleichbare Anleihe gibt es von IBERDROLA (WKN:
A3KY3E), die wenige Tage vorher aufgelegt wurde aber ohne Wandlungsrecht jedoch auch unbefristet. Hier ist zunächst ein jährlicher Zinssatz von 1,575 % bis 2027 vereinbart, danach variabel steigend, Zinssatzfestlegung alle 5J).
Emissionskurs war ebenfalls 100% und Emissionsvolumen EUR 750.000.000,00.
Ab hier meine Einschätzung:
Wiederum hat ENCAVIS für Investoren eine interessante Anlageform geschaffen (und für Encavis eine interessante Finanzierung)
Das Investor Interesse kennen wir ja bereits:
Sie hoffen auf Steigung des Encavis-Aktienkurses (möglichst schnell) auf (jetzt) über 22,0643 EUR.
Das Wandlungsrecht gleicht dem Kauf einer Kaufoption. Mit steigendem Aktienkurs steigt das Optionsdelta an (die Kaufoption kommt "ins Geld").
Je höher der Aktienkurs steigt, desto mehr können sie Aktien "risikolos" leer verkaufen, weil der Leerverkauf durch die Kaufoption (delta-) hedged ist.
Die Investoren möchten möglichst schnell "kein Geld" einsetzen.
Also das für die Anleihe ausgegebene Geld möglichst schnell zurück, weil sie dann ohne Geld einzusetzen jährl. 1,875% Zinsen erhalten und
im Leerverkauf eine zusätzliche Renditechance liegt.
Und Encavis' Interesse?
Encavis baut jährlich EUR 100 Mio an Schulden für ältere Parkfinanzierungen ab (siehe oben).
In der (längeren) Vergangenheit waren die Zinskonditionen weit höher.
Für weiteres Wachstum wird Kapital benötigt, das war uns hoffentlich allen klar.
Und GANZ WICHTIG! In der Zukunft werden steigende Zinsen erwartet. Envavis möchte sich die jetzt günstigen Konditionen umfangreich sichern und nicht in kommenden Jahren in die höheren Konditionen hineinlaufen.
Irgendwann werden ca. 11,3 Mio. Aktien dazukommen aber nicht jetzt!
Für eine Finanzierung über eine Aktienemission hätte Encavis übrigens heute weit mehr als 11,3 Mio. Aktien ausgeben müssen, weil der Kurs eben nicht bei 22,x steht.
Ich sehe hier also (mind.) folgende Vorteile:
- Sicherung des günstigen Zinssatzes
- nachrangige Hybrid-Anleihe als EK qualifiziert
- eine geringere Anzahl von Aktien wird in Zukunft emittiert als es heute erforderlich wäre
- eine Stimmrechtsverwässerung findet später statt (nach Wandlung)
- das Interesse der Anleihe-Investoren ist zunächst analog zu unserem (als Aktien-Investoren)
- eine Vermutung meinerseits: nach der Wandlung in Aktien erwarte ich, dass wieder die Dividendenauschüttung für die neuen Aktien geringer sein wird als die Zinszahlungen also wieder keine Gewinnverwässerung