Die Argumente, die in dem Artikel in der Finanzwelt aufgeführt werden, sind ja auf der einen Seite logisch. Die Saudis wollen natürlich ihre Marktanteile nicht zu Lasten der teureren Ölförderer abgeben.
Aber macht die Strategie Sinn bewusst den Ölpreis über Produktionserhöhungen, Rabatte und entsprechende Rhetorik massiv unter Druck zu bringen? Und das von einem Moment auf den anderen?
Wäre es nicht wirtschaftlich sinnvoller gewesen, einfach weiter zu fördern und Preise von USD 60-80 zu erzielen? Denn da wären wir wahrscheinlich heute immer noch, wenn die Saudis anders agiert hätten und das ganze ohne Verzicht auf Marktanteile.
Und an der strategischen Position ändert das Vorgehen auch nicht. Selbst wenn die Fracker jetzt Schritt für Schritt in die Insolvenz gehen, das Öl ist nach wie vor in der Erde und wird bei Erreichen des Gleichgewichtspreises auch wieder gefördert werden.
Die Saudis haben eben genau nicht in ihrem Eigeninteresse gehandelt, sondern einen massiven finanziellen Schaden für ihre Volkswirtschaft angerichtet.
Auch wird immer wieder das Argument angeführt, dass die Saudis erkannt hätten, das Öl keine Zukunft habe. Wenn dem so sei, wäre es dennoch besser darüber zu schweigen bzw. eher das Gegenteil zu behaupten um möglichst lange den Preis hochzuhalten und entschlossen die Wirtschaft zu reformieren.
Bei einem Ölpreis von USD 20 ist es ganz schnell vorbei und in Saudi-Arabien blüht eine noch grössere Katastrophe als in Syrien. Denn die Förderkosten (Gesamtkosten) liegen bei USD 17. Das heisst bei aktuell USD (OPEC-Korbpreis) werden gerade mal USD 8 verdient. 2014 lag der OPEC-Korbpreis noch bei USD 110. Das heisst die Netto-Einnahmen sind um 85 USD eingebrochen. Sollte dieser Einbruch dauerhaft bleiben, dann ist Saudi-Arabien schneller als in fünf Jahren (IMF-Prognose vom Herbst) pleite.
Dann wird der Nahe Osten erst richtig in Flammen aufgehen. Wir reden hier immerhin von 30 Mio. Saudis, die mehrheitlich vom Staat alimentiert werden - sozusagen Luxus-Hartz4-Empfänger.
Deshalb gibt es für mich nach wie vor nur geopolitische Erklärungen für den niedrigen Ölpreis. Das ist auch keine neue Erkenntnis, das war schon oft so und muss in jede Anlageentscheidung mit einbezogen werden.