So kenne ich dich gar nicht ("volles Risiko all in sozusagen" - auch wenn es nicht ganz ernst gemeint war)! Du hast (bisher) mit das beste Risk- und Money-Management, handelst sehr besonnen und ohne Gier, gibst dich auch mit kleinen Gewinnen zufrieden - und jetzt die Brechstange?
Genau zu diesem Thema gab es am Donnerstag einen sehr treffenden Artikel von Harald Weygand (godmode-trader.de). Ich habe mich hier auch teilweise in Rigobert erkannt und muss mich an der eigenen Nase fassen. Also, Vorsicht - und mach weiter wie bisher, d.h. keine Änderung in deiner bisher erfolgreichen Vorgehensweise - ich wünsche dir weiterhin viel Glück und erfolgreiche Trades!
"Wichtige Tradingregel: Keine Brechstange!
Rigobert rastet völlig aus. Er hatte ein erstklassiges Signal im Nasdaq100, ein "Must Have", handelte es mit großem Kapitaleinsatz und dann passierte das ...
Der Nasdaq100 bewegte sich nicht in die Richtung, wie das nach seiner Meinung nach 100 %ige Signal impliziert hatte. Anstatt zu steigen, fiel der Index. Rigobert begann zu schwitzen, die Position lief gegen ihn, die Verluste wurden größer. Er begann zu hyperventilieren, besann sich dann aber auf eine der grundsätzlichen Regeln des aktiven Handels: Akzeptiere Verluste!
Er schloss die Position, realisierte den Verlust. Nach dem Desaster fühlte er sich erschöpft. Sein Blick fiel auf seinen Kontostand, er hatte ordentlich Geld verloren. Aus 10.000 EUR hatte er 8.000 EUR gemacht. Mit einem Fehltrade. Einem großen Fehltrade. Er hatte ausnahmsweise wegen des besonders lukrativen Signals mehr Kapital eingesetzt als sonst.
Tja. Was nun ? Das Gefühl war unerträglich. Noch vor ein paar Tagen besaß er 10.000 EUR, jetzt nur noch 8.000 EUR. Er musste sich den Verlust sofort zurückholen, SOFORT! Rastlos blätterte er durch Charts, las Finanznachrichten, schaute sich Kurslisten an. Dann, Dynamik, im Bitcoin. Rigobert schöpft Hoffnung. Im Falle eines Kaufs könnte er seinen Verlust zurückholen und sogar noch einen Profit raushandeln, wenn der Bitcoinpreis nun schnell um 10 % steigen würde. Er packt die Brechstange aus, er kauft Bitcoin. Und ja, wieder mit einem ungewöhnlich großen Kapitaleinsatz. Gut, Klick, der Kauf wird sofort online eingebucht. Der Mann ist voller Hoffnung. Er kann es schaffen, der Verlust ist gleich wieder reingeholt.
ABER dann: Der Bitcoinkurs dreht, die Kurse sacken schnell, dynamisch gen Süden. In Richtung Hölle. Rigobert wird kreidebleich, sein Kreislauf macht nicht mehr mit ...
Ich kürze die Geschichte mal ab. Genau so nicht handeln! Nicht die Brechstange herausholen. Nicht sofort weiter traden, nicht die Size erhöhen. Stattdessen beispielsweise mit einem Time Stop arbeiten. Nach einem Misserfolg an der Börse, abrupt den Handel stoppen und ein paar Tage abwarten und zwischenzeitlich raus an die frische Luft gehen. Spazieren gehen, Joggen, Schwimmen, Rad fahren, den Kopf frei bekommen. Erst wenn der emotionale Overflow abgebaut ist, wieder an den Rechner setzen und möglichst rational, sachlich die nächsten Entscheidungen treffen.
Merke: Niemals aus der Defensive heraus Positionsgrößen vergrößern! Das geht meistens schief.
Also Traderinnen und Trader, lasst die Brechstange eingepackt. Bringt sie raus in die Garage, damit ihr nicht in Versuchung geratet."
Quelle: Harald Weygand, www.godmode-trader.de, 13.01.22