Na dann können die Firmen, welche sich jetzt für höchste Gewinne feiern lassen, die Coronahilfen zurück zahlen und die Mitarbeiter für zum Teil ungerechtfertigte Kurzarbeit entschädigen. Wird nicht passieren, dass würde ja die Boni der Geschäftsführung mindern. Damit das Abschöpfen weiterhin funktioniert, wird zum Teil auch noch mit Werkschließungen gedroht. Den Gewinn in notwendige Modernisierung investieren, um in Zukunft weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Zum Beispiel eine Produktion aufbauen für relevante Roh- und Hilfsstoffe sowie Halb- und Fertigerzeugnisse, von denen viele Bereich von Asien komplett abhängig sind.
Es wird doch von den Führungseliten nur noch von Quartal zu Quartal geplant, wie der Gewinn maximiert werden kann. Das Höchste der Gefühle ist der Jahresplan, der häufig nur als Empfehlung zu lesen ist. Dabei wäre in vielen Bereichen ein durchdachter und strukturierter Plan auf sagen wir mal fünf Jahre notwendig, der nicht sofort beim ersten Quartalsproblem verworfen und geändert wird. Das Ergebnis sieht man am besten in der Autoindustrie, wo man es in einem Jahrzehnt vom Innovationsführer zu Nachahmer geschaft hat. Man krampfhaft an bewährten Technologie festgehalten hat, weil die Gewinne ohne nennenswerte Entwicklungsausgaben an höchsten sind. Und jetzt versucht man mit irgendwelchen Zwischenlösungen zur Konkurrenz mit Version 1.0 aufzuschließen, während man dort bereits an Version 2.0 arbeitet. Und das lässt sich leider in viele andere Bereiche fortsetzen wie z.B. Internetanbindung usw. Da wird lieber mit "Wozu braucht man das?" argumentiert anstatt mit wie können wir das Problem lösen. Ich habe manchmal das Gefühl, als wäre ich großteils nur noch von Rentnern umgeben, die sich mit dem zufriedengeben, was sie haben. Und wehe es kommt jemand mit einer innovativen Idee, dann wissen es alle besser und von reiner Geldverschwendung wird geschwafelt. Da machen wir lieber einen weiteren Lieferdienst auf, der zwar jedes Jahr Verlust schreibt, aber sich jedes Jahr der Kurs verdoppelt. Ganz schwer zu verstehendes Geschäftsmodell, dass Leute mit zwanzig Jahren an der Börse nicht verstehen. Oder Finanzdienstleister a la Wirecard. Ich gebe es zu, ich habe nie verstanden, womit die wirklich Geld verdient haben. Zu alt eben, um die New Economy zu verstehen. Da gelten grundlegende Marktregeln eben nicht mehr, solange frisches Geld reingepumpt werden. Erfahrungsgemäß richten es die guten alten Regeln dann doch irgendwann wieder. Beyond Meat scheint ja auch so ein Beispiel zu sein, dass gerade wieder in die Realität zurückkehrt. Mal sehen, wann es bei Delivery Hero so weit ist.
Ich weiß, ich bin ein bisschen von Thema angekommen, aber dieser Innovationsstillstand und dabei Abschöpfen der Gewinne statt Reinvestition in die Zukunft nervt mich schon ziemlich. Noch dazu, wenn Teile der Gewinne von den Mitarbeitern und dem Staat abgeschöpft werden. Es mag ja vielleicht dieses Jahr noch mit Börsenhöchstständen klappen, vielleicht auch noch nächstes Jahr, aber schauen wir Mal in fünf Jahren. Strategien wie "Wir könnten die Gewinnausfälle wegen Chipmangel durch Erhöhung der Preise kompensieren." (BMW) haben für mich schon einen sagen wir mal negativen Beigeschmack. Und dem Daytrader ist das sowieso alles egal, der handelt sowieso nur was der Daytrader sieht. Bevorzugt strong Long, weil man damit seit dem Corona Crash so gut gefahren ist. DAX 30000, wir kommen!
So viel zu meinen Gedanken am Sonntag. Schönen Tag noch!