Mit den Aktien von Coronavirus-Impfstoffherstellern wie Biontech, Moderna und Curevac verknüpfen viele Anleger große Hoffnungen. Zumindest die An...
04.10.2021 11:30:14
Biontech-Aktie
Bei Biontech und damit der dritten in diesem Beitrag besprochenen Aktie beträgt das Minus auf Wochensicht rund 23 Prozent. Doch selbst nach diesem herben Rückschlag steht für die vergangenen zwölf Monate immer noch ein starkes Plus von fast 255 Prozent zu Buche.
Charttechnik: Der Kurs von Biontech bewegte sich in Frankfurt in der Zeit der noch kurzen Existenz bisher bereits in einer extrem breiten Spanne. Das Schlusskurstief stammt dabei vom 16. Oktober 2019 mit 11,70 Euro und das Schlussrekordhoch vom 09. August 2021 mit 377,00 Euro. Das heißt, zwischen Tief und Hoch ist eine Differenz von 3.122 Prozent.
Der Aufwärtstrend ist noch intakt, wackelt aber wegen der jüngsten Kursverluste inzwischen. Die Chartampeln stehen folglich auf Gelb. Auf Rot würden sie bei einem nachhaltigen Bruchs des Aufwärtstrends springen. Grünes Licht gibt es dagegen erst wieder, bei einem Sprung über das Zwischenhoch von 311,30 Euro vom 16. September und natürlich erst Recht bei neuen Kursrekorden.
Aufstellung/Strategie: Der Corona-Impfstoff von Biontech basiert laut der Unicredit Bank auf der mRNA-Technologie. Der Mainzer Biotechnologiekonzern nutzt diesen Ansatz auch für zahlreiche weiter Projekte im Bereich der Krebsmedikamentenforschung und seltenen Krankheiten. Aktuell hat Biontech drei Krebsmedikamente in der zweiten klinischen Phase, die Entwicklung von mRNA-basierten Impfstoffen gegen Malaria, HIV und TBC wurden kürzlich gestartet.
In der Selbstbeschreibung bezeichnet sich Biopharmaceutical New Technologies als ein Immuntherapie-Unternehmen der nächsten Generation, das neue Therapien für Krebs und andere schwere Krankheiten entwickelt. Das Unternehmen nutzt demnach eine breite Palette von computergestützten Entdeckungs- und therapeutischen Arzneimittelplattformen für die schnelle Entwicklung neuartiger Biopharmazeutika. Das breite Portfolio an onkologischen Produktkandidaten umfasst individualisierte und standardisierte mRNA-basierte Therapien, innovative chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen, bispezifische Checkpoint-Immunmodulatoren, zielgerichtete Krebs-Antikörper und kleine Moleküle.
Auf der Grundlage von umfassender Expertise in der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen und den eigenen Produktionskapazitäten entwickeln Biontech und seine Partner neben seiner vielfältigen Onkologie-Pipeline auch mehrere mRNA-Impfstoffkandidaten für eine Reihe von Infektionskrankheiten. Man hat eine breite Palette von Beziehungen zu mehreren globalen pharmazeutischen Kooperationspartnern aufgebaut, darunter Genmab, Sanofi, Bayer Animal Health, Genentech, ein Mitglied der Roche-Gruppe, Regeneron, Genevant, Fosun Pharma und Pfizer. Der Anspruch lautet, das weltweit führende Biotechnologieunternehmen für individualisierte Krebsmedizin zu werden.
Als aufstrebendes Biotechnologieunternehmen ohne kommerzialisierte Medikamente verfügt Biontech nach Meinung von Morningstar nicht über einen wirtschaftlichen Burggraben. Man ist der Ansicht, dass das Unternehmen über ein starkes, aber unbewiesenes Portfolio an immateriellen Vermögenswerten in seiner Pipeline verfügt, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, so dass die Zulassung sehr unsicher ist.
Die Konzentration von Biontech auf Indikationen und Medikamentenklassen, die einen Burggraben verdienen, und die behördliche Zulassung von Comirnaty sein ein vielversprechendes Zeichen, aber man sucht noch nach Beweisen für langfristiges Cashflow-Potenzial, bevor man dem Unternehmen einen Burggraben zuspricht. Die Gesellschaft verfüge über eine sehr umfangreiche, aber frühe Pipeline mit mehr als 22 bekannten Arzneimittelkandidaten und einigen weiteren, die noch nicht veröffentlicht worden seien. Etwa die Hälfte davon befinde sich in der klinischen Phase, meist in Phase 1.
Personalisierte und handelsübliche Krebsimpfstoffe seien der Schwerpunkt des Unternehmens, aber die Pipeline umfasse auch andere Krebstherapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. Die Technologieplattformen von Biontech hätten das Vertrauen mehrerer großer Biopharmaunternehmen gewonnen, was auch zu Partnerschaften geführt habe.
Insgesamt ist Morningstar der Meinung, dass das Unternehmen mehrere vielversprechende Kandidaten hat, die eines Tages einen Burggraben stützen könnten, aber sie befinden sich zu früh im Entwicklungsprozess, um einen engen Burggraben zu rechtfertigen. Man gibt den klinischen Medikamentenkandidaten des Unternehmens derzeit eine Zulassungswahrscheinlichkeit zwischen 20 Prozent und 70 Prozent, wobei diese Therapien nicht vor 2023 zugelassen werden dürften.
Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sehen diese bei Biontech beim Gewinn je Aktie für dieses Jahr 34,81 Euro vor. Im kommenden Jahr sollen dann sogar 37,28 Euro herausspringen, bevor es dann aber in 2023 wieder auf 24,97 Euro nach unten gehen soll.
Die Prognosen für 2024 und 2025 betragen noch tiefere 12,42 Euro bzw. 14,71 Euro, aber selbst auf dieser Basis wäre dieser Wert optisch betrachtet gemessen an der offenbar sehr aussichtsreichen Aufstellung nicht zu hoch bewertet. Passend dazu taxiert der Analystenkonsens das Kursziel auf 331,38 Dollar, was sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 254,79 Dollar vergleicht.