www.daserste.de/information/...banden-Peru-Brasilien-100.html
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Da ich nicht weiss, wie lange/ intensiv Du hier schon mitliest, zunächst/ auch kurze Rückschau:
1. Vor ein paar Tagen (Samstag) wurde hier der link zum Mitschnitt einer Kongress-Präsentation des BionTech-Aufsichtsrats, Prof. Huber, am 14.10. gepostet. Etwa in der Mitte sprach er auch die laufende Phase 3 an, und erwähnte, dass die 32 geforderten Infektionsfälle schon fast zusammen seien. Dies sagt uns u.a., dass BioNTech und Pfizer regelmäßig (täglich?) über den Infektionsstand unter den Probanden informiert werden (noch nicht entblindet).
2. Wenn A. Bourla also gestern sagte, die 32 seien noch nicht erreicht, hat dies nichts mit der Validierung zu tun. Vielmehr greift er da auf die interne Studienstatistik zurück. Ich könnte mir denken, dass die Aussage sehr aktuell war (d.h., hätte sich da gestern Morgen noch etwas getan, hätte ihm irgendjemand eine entsprechende Notiz hingeschoben) - zumindest sollten die internen Daten am Montag abend noch mal geprüft worden sein.
3. Die von Dir vorgeschlagene Modellierung habe ich am 30.9. vorgenommen und hier gepostet, und dann vor einigen Tagen noch mal aktualisiert. Nicht ultra-komplex, aber schon etwas genauer als Dein Ansatz:
a.) Ich habe die bekannten Zweitimpfungen per 4.9., Infektionsbeobachtung ab 11.9. (insgesamt 11.250), als Ausgangspunkt gewählt;
b.) Die Hochrechnung auf Basis der veröffentlichten Infektionsraten erfolgte getrennt nach Ländern (USA, ARG, BRA),
c.) aufgrund der Infektionsdynamik habe ich separate Raten für September (ab 11.9.) und Oktober angesetzt;
d.) alle ab dem 4.9. hinzu gekommenen Zweitgeimpften habe ich vernachlässigt, weil mir dazu keine genauen Zahlen vorlagen - wissend, dass damit mein Modell die erwartbaren Infektionen tendenziell unterschätzt.
4. Diesbezüglich in Frage kommen mehrere Faktoren
a.) Probanden gehen bewusster mit ihrem Infektionsrisiko um als der Durchschnitt, und haben damit eine unterdurchschnittliche Infektionsrate,
b.) Während die veröffentlichten Infektionsraten alle durch Tests bestätigten Infektionen, einschließlich der unsymptomatischen, enthalten, zählen für die Studie nur die symptomatischen Infektionen, und
c.) Die "Wellen" wandern. Beispielsweise scheint Kalifornien bewusst als früher Impfstandort ausgewählt worden zu sein, weil dort Mitte August die tägliche Infektionsrate bei 0,24 Promille/ Tag lag. Ab Anfang September ist sie jedoch auf konstant etwa 0,08 Promille zurückgegangen (die Kalifornier haben scheinbar irgendwas richtig gemacht).
Die Auswirkung dieser Faktoren ist kaum abzuschätzen. U.a. ist es denkbar, dass das individuelle Probandenalter Auswirkungen darauf hat, wie weit sich klinische Symptome zeigen, und dass die Möglichkeit, Infektionsrisiken zu vermeiden, nach Staat/ Region variiert (z.B. kaum Nutzung des ÖPNV in vielen Teilen der USA). Auch so etwas lässt sich natürlich ermitteln und feinmodellieren (ich vermute, da sitzen ein paar Leute bei Pfizer und BioNTech gerade dran), aber nicht mehr von aussen, ohne Zugang zur Probandenstatistik.
5. Zumindest aber haben wir für eine Plausibilitätsabschätzung zwei ungefähre Kalibrationspunkte: "fast erreicht" am 14.10., "noch nicht erreicht" am 27.10. bzw. 26.10. abends.
a.) Was heisst es, wenn ein Akademiker wie Prof. Huber von "fast erreicht" spricht? Ich denke zumindest ein Wert über "drei Viertel", d.h. 25 oder mehr. 25 ist auch der niedrigste Wert, bei dem nicht schon am 13.10. alle Pfizer-internen Alarmlampen hätten an gehen müssen, dass eine simple, Infektionsraten-basierte Modellierung irgendetwas übersieht - selbst bei 100% Impfeffektivität hätten auf Basis der September-Infektionsraten diese 25 nämlich am 9.10. (plus Meldeweg) erreicht sein müssen. Bourlas offener Brief vom 16.10. klingt jedoch alles andere als besorgt, was das angeht.
b.) "Nicht erreicht" heisst natürlich auch zunächst nur "unter 32". Viel weniger als 32 können es aber kaum sein. 31 symptomatische Infektionen per vorgestern wären 6 zusätzliche seit dem 14.10., d.h. 0,5/ Tag. Wohlgemerkt, jetzt auf Basis von ca. 30.000 Zweitgeimpften, die ab der zweiten Oktoberwoche in Infektionsbeobachtung sind. Damit kämen wir auf 0,0166 Promille Tagesinzidenz, entspräche einer 7-Tage-Inzidenz von 1,2 je 100.000 - in D liegt nur noch der Landkreis Holzminden niedriger.
Will auf Basis der vorstehenden Plausibilitätsbetrachtung sagen:
1. Für mich ist das Erreichen der 32 symptomatisch Infizierten imminent - vielleicht schon gestern, vielleicht auch erst morgen, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit noch diese Woche; und
2. Wenn sich aus Stand Mitte Oktober ca. 30.000 Zweitgeimpften nur einer alle zwei Tage angesteckt hat, spricht dies zwar auch für vorsichtiges Verhalten der Probanden, v.a. aber für eine extrem hohe Impfeffektivität. Welche Zahl da am Ende steht, ob nun 70% oder etwas anderes, sollten wir in Kürze erfahren.
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