Du schriebst: "derartige Quartalszahlen kommen zustande, wenn man vergisst, dass ein Unternehmen nicht nur Erlöse sondern auch Aufwendungen hat."
Ne: Sie kommen zusammen, wenn man sich den Abschluß im 2. Quartal ansieht (wofür Du offensichtlich zu faul bist). Dort lagen der Gesamtaufwand (vor Finanzergebnis) bei 114 Mio. EUR. Der Aufwand für F&E war knapp 42 Mio. EUR höher als im Vorquartal - der Großteil dieses Anstiegs sollte auf Phase 1/2a der BNT162-Studien zurückgehen. Diesbezüglich blieb auch in Q3 noch ein bißchen zu tun (Challenge-Studien an Tieren usw.), aber der Berg war in Q2 durch. Für Phase 3 zahlt Pfizer - zunächst auf eigenes Risko, im Erfolgsfall wird die Hälfte der Kosten nachträglich auf BioNTech umgelegt. Der Aufwand in Q3 sollten also irgendwo um 100 Mio. EUR liegen.
investors.biontech.de/static-files/...-437d-a3a5-8a446e730727
Dort wird auch angeführt, dass BioNTech in Q2 216,7 Mio. EUR (236 Mio. USD) von Pfizer als "non-refundable up-front payments from the BNT162 collaboration" erhalten hat. 113 Mio. USD davon waren Kapitalbeteiligung, knapp 20 Mio. dürften bereits in Q2 ergebniswirksam geworden sein. Macht so ca. 90 Mio. USD (77 Mio. EUR), die von Pfizer schon in Q2 erhalten, aber noch nocht erfolgswirksam gebucht wurde. Der Zahlungsanspruch ist an Meilensteine gebunden. Mindestens zwei davon (Abschluß Phase 1/2a, Genehmigung Phase 3) wurden Q3 erreicht. Damit kann das Pfizer-Geld dann auch als Ertrag in Q3 verbucht werden.
"die Fördergelder dürften sich gar nicht oder so gut wie gar nicht im 3. Quartal auswirken, da, selbst wenn noch bis zum 30.09. gezahlt, abgegrenzt werden müssten" Noch eine weder durch Sachkenntnis noch kurzes Quellenstudium getrübte, schnell rausgehauene Falschaussage.
Die Fördergelder sind an insgesamt 8 Meilensteine geknüpft. Fünf von diesen (Präklinik, Phase 1 Initierung/Implentierung, Phase 2/3 Initierung/Implementierung) waren bei Förderentscheidung bereits erreicht. Ein sechster, upscaling der Produktion, läuft seit Frühsommer in Idar-Oberstein und Mainz, und sollte zumindest teilweise in Q3 schon die Förderbedingungen erfüllt haben. Ausstehend sind lediglich noch Einreichung des Zulassungsantrags (sollte in Q4 kommen), und Erhalt der EU-Vermarktungserlaubnis.
Die Förderung erfolgt als 75-90%iger Kostenzuschuß, abhängig von der Geschwindigkeit der Umsetzung. Für die schon erreichten 5 Meilensteine sollte BioNTech 90% Zuschuß bekommen. Beim upscaling der Produktion muß die endgültige Förderquote noch abgewartet werden, allerdings steigt sie für internationale Kooperation, die es ja u.a. mit Rentschler (AT) gibt. Da die Kosten für Zulassungsantrag und Erreichung der Vermarktungserlaubnis nicht sonderlich hoch sein sollten, sollte der hierzu noch ausstehende Zuschuß nur einen sehr untergeordneten Anteil der Gesamtförderung ausmachen.
investors.biontech.de/node/8531/pdf
"Zudem dienen sie der Finanzierung von Aufwendungen und werden kaum Margen wie ein hergestelltes und veräußertes Produkt beinhalten!" Aua! Da rollen sich einem ja die Zehennägel auf. Ist o.k., wenn man von Betriebswirtschaft keine Ahnung hat, aber dann sollte man sich besser von den zugehörigen Fachbegriffen fernhalten.
Ich mache es jetzt mal ganz simpel für Dich als offensichtlichen Laien: Ausgaben können entweder dem laufenden Geschäftsbetrieb dienen, oder für Investitionen in langfristige Wirtschaftsgüter (Maschinen, Patente & Lizenzen etc.) anfallen. Nur im ersten Fall werden sie zum Aufwand. Im zweiten Fall schaffen sie Vermögen, bleiben dadurch erfolgsneutral und gehen nicht in die Gewinn- und Verlustrechnung ein.
In Q3 gab es massive Investitionen: Werkskauf in Marburg, und die Erweiterungen in Idar-Oberstein und Mainz (u.a. finanziert mit 100 Mio. EIB-Kredit). Diese Investitionen werden wir in der Bilanz, als Erhöhung des Anlagevermögens (und der langfristigen Verbindlichkeiten) sehen, aber sie schlagen nicht auf die Gewinn- und Verlustrechnung durch. Dennoch repräsentieren sie vom Bund förderfähige Ausgaben für upscaling, und die entsprechenden Zuschüsse (80% oder höher) werden erfolgswirksam.