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Ein Thema in der (aufgeklärten) US-Diskussion ist die mögliche Auswirkung einer EUA auf noch laufende Impftests: Was passiert dann mit den Kandidaten in der Plazebo-Gruppe. Rechtlich kann ihnen niemand verbieten, sich mit dem schon zugelassenen Impfstoff impfen zu lassen - damit sind sie dann aus dem anderen Impftest raus, und für den wird Effektivitätsnachweis schwerer bis unmöglich.
Möglicherweise hätten sie sogar das Recht, zu erfahren, ob sie in der Impf- oder Plazebogruppe sind (und der eine oder andere US-Anwalt bereitet sich vielleicht schon auf entsprechende Muster-Klagen vor). Selbst wenn nicht - die meisten Probanden haben eine ziemlich gute Idee, ob sie in der Impf- oder der Plazebo-Gruppe sind: Wenn es weder zu (leichten) Schmerzen an der Impfstelle, noch (leichtem) Fieber, Schüttelfrost o.ä. nach ein paar Tagen gekommen ist, stehen die Chancen, lediglich Kochsalzlösung erhalten zu haben, sehr hoch. Und - wer an einer Impfstudie teilnimmt, ist sicher kein Impfskeptiker, und möchte natürlich so schnell wie möglich den "real stuff" erhalten.
J&J hat wohl schon öffentlich die FDA darauf hingewiesen, dass frühe EUA zu einem Quasi-Monopol führen könnte, weil sie (zumindest in den USA) anderen Kandidaten die Chance zum statistischen Wirksamkeitsnachweis nähme. Ein potentieller Ausweg wäre, vom Plazebo zum Vergleich mit einem schon zugelassenen Impfstoff über zu gehen. Selbst dies würde aber neues Studiendesign (und neue Beantragung) erfordern, und die fortgeschritteneren Kandidaten zeitlich weiter zurückwerfen.
Quelle (mit weiterführenden Links): blogs.sciencemag.org/pipeline/archives/...e-vaccine-tightrope
[Kommentare immer lesenswert. Bin damit noch nicht durch, dachte ich poste lieber jetzt schon mal den link.]
Vergangenen Freitag sprach der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA seine monatlichen Zulassungsempfehlungen aus. Ein Corona-Impfstoff war noch nicht dabei. Der nächste reguläre Termin für die CHMP-Empfehlungen ist am 13. November.
aus: www.pharmazeutische-zeitung.de/...e-corona-impfstoffe-121270/
A. Bourla hat in einem kürzlichen Interview offen über das Konzept hinter der Preisbildung gesprochen: Kosten seien noch gar nicht bekannt gewesen, Nutzen enorm, aber Preismaximierung nach dem Nutzen ethisch nicht vertretbar. Also hätte man sich am nächstbesten Vergleichsprodukt, Grippeimpfstoff, orientiert, der in den USA um 20 USD erziele.
Daher denke ich nicht, daß die optionalen 500 Mrd. für die USA mehr kosten werden, als die 19,50 USD, die für die ersten 100 Mrd. vereinbart wurden. Eher weniger (Mengenrabatt, Lieferzeit offen/ weniger prioritär) - möglicherweise wurde auch eine an Liefertermine gebundene Preisstaffelung vereinbart, wie es sie scheinbar mit Kanada gibt. Luft über 19,50 USD hinaus sehe ich lediglich für "Nachzügler", die bislang auf andere Pferde gesetzt haben, dann aber doch noch schnell (d.h. im 1. Halbjahr 2021) etwas von BT/ Pfizer bekommen wollen - da kommen v.a. die Golfstaaten, Israel, Singapur in den Sinn. Nettes Extra-Geld, wird aber letztlich den Kohl nicht wirklich fett machen. [Deutschland könnte da ebenfalls zum Thema werden - das wird vermutlich aber nicht über den Preis, sondern auf anderer Ebene (Förderung zur Krebsbehandlung?) geregelt.]
Wenn meine Vermutung stimmt, dass die Preise termingebunden variieren (je früher, desto teurer), wird es entscheidend sein, wie schnell die Produktion auf beiden Seiten des Atlantiks hochgefahren werden kann. Die Bilder aus Belgien stimmen da optimistisch - die Tatsache, das Pfizer noch kein vorlagereifes Produktionskonzept für die USA hat, weniger. Mich würde in diesem Zusammenhang auch interessieren, was die Werkserweiterungen in Mainz und Idar-Oberstein machen, und wie BioNTech in Marburg vorankommt.
Möglicherweise werden wir bis Dezember oder Anfang 2021 warten müssen, bis wir da mehr Klarheit erhalten. Entweder jammern wir dann alle, weil nur ein paar Millionen Dosen vor Weihnachten zur Auslieferung bereitstehen. Oder wir staunen darüber, wie wiele LKW täglich in Puurs, Kalamazoo, Marburg, Idar-Oberstein, bei Dermapharm und Rentschler beladen werden, und dass die Jahreskapazität plötzlich bei fast 3 Mrd. Dosen liegt. Auch in der Hinsicht mag BioNTech eine Wundertüte bleiben. Bislang zumindest wurde allerdings zum Thema Corona-Impfstoff immer mehr/ besser/ eher geliefert, als ursprünglich angekündigt und erwartet...
Jetzt ist der erste nennenswerte institutionelle Neueinsteiger in den SEC-filings aufgetaucht: Syquant, ein französischer Fondsanbieter, ist in Q3 mit ca. 2 Mio. USD (23.750 Aktien) eingestiegen. Die Fonds sind strategisch orientiert - mindestens 3 Jahre angestrebte Haltezeit. BioNTech gehört zu den größeren Investments, üblicherweise gehen sie eher in die Größenordnung von 1 Mio. je Investment. Neben BioNTech haben sie in Q3 u.a. auch Shopify, Immunomedics, Zoominfo und Shutterstock ins Portfolio genommen, ausgestiegen sind sie u.a. bei Qiagen, Regeneron, T-Mobile USA, und American Airlines. Kann mir deutlich schlechtere institutionelle Investoren für BioNTech vorstellen..
www.syquant-capital.fr/en/funds/
www.nasdaq.com/market-activity/...syquant-capital-sas-1076394
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